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SNB beschliesst Mindestkurs und ist bereit, dazu unbeschränkt Devisen zu kaufen

Was in den letzten Wochen von verschiedenster Seite gefordert wurde, ist nun eingetreten: Die Schweizerische Nationalbank (SNB) hat am Dienstag einen Mindestkurs für den Franken festgelegt. Dieser liegt bei 1,20 Franken, wie die SNB am Dienstag mitteilte.

sda/reuters |

 

 

Was in den letzten Wochen von verschiedenster Seite gefordert wurde, ist nun eingetreten: Die Schweizerische Nationalbank (SNB) hat am Dienstag einen Mindestkurs für den Franken festgelegt. Dieser liegt bei 1,20 Franken, wie die SNB am Dienstag mitteilte.

Unmittelbar nach der Ankündigung schoss der Eurokurs in die Höhe. Nachdem der Euro bereits vor der Ankündigung innert einer Stunde über einen Rappen teurer wurde, notierte der Eurokurs kurz nach 10 Uhr bei über 1,19 Franken. Am Morgen hatte der Wechselkurs bei unter 1,11 Fr. gelegen.

Die Schweizerische Nationalbank (SNB) hat dem Höhenflug des Franken am Dienstag ein jähes Ende bereitet. Mit der Festlegung eines Mindestkursziels von 1,20 Franken sorgte die SNB dafür, dass die heimische Währung gegenüber Euro, Dollar und Yen auf Talfahrt ging.

SNB ist bereit, unbeschränkt Devisen zu kaufen

Die SNB will ein Absinken des Euro unter 1,20 Franken ab sofort nicht mehr tolerieren und kündigte an, den Mindestkurs mit Hilfe von unbeschränkten Devisenkäufen konsequent durchzusetzen.

Der Euro stieg daraufhin auf 1.2031 nach 1.1270 Franken vor der Ankündigung. Vor 15.00 Uhr kostete ein Euro 1.203 Franken. Auch der Dollar und der japanische Yen legten zu. Am Mittag notierte der Euro bei 1.4135 Dollar.

Zur Durchsetzung des gesetzten Kurszieles sei die SNB bereit, unbeschränkt Devisen zu kaufen, hiess es am Dienstag in der Mitteilung. Allerdings sei der Franken auch bei einem Eurokurs von 1,20 hoch bewertet und sollte sich über die Zeit weiter abschwächen, schrieb die SNB weiter.

Falls die Wirtschaftsaussichten und die deflationären Risiken es erforderten, werde die Nationalbank weitere Massnahmen ergreifen.

Gefahr von EU-Schuldenkrise

Vor der überraschenden Ankündigung der SNB hatte der Euro mit den altbekannten Problemen rund um die Schuldenkrise zu kämpfen. Die Rendite zehnjähriger italienischer Anleihen drohte wieder über die Marke von sechs Prozent zu steigen, da Anleger die Sparanstrengungen der Regierung von Ministerpräsident Silvio Berlusconi bezweifelten. Später rentierten die Papiere mit 5,486 Prozent.

Für den Eurokurs geht das grösste Risiko in dieser Woche Analysten zufolge aber von der EZB-Sitzung am Donnerstag aus. Sollte die Europäische Zentralbank nicht wie bisher erwartet die Inflationsrisiken in den Vordergrund stellen und damit eine weitere Zinserhöhung andeuten, sei der Euro sehr verwundbar, erklärten die Analysten der Societe Generale.

Bundesrat Schneider erfreut

Volkswirtschaftsminister Johann Schneider-Ammann hat sich am Dienstag froh über den von der Schweizerischen Nationalbank (SNB) festgelegten Mindestkurs für den Euro gezeigt. Die Landesregierung stehe hinter diesem Entscheid. «Ich bin ausserordentlich froh, dass sie den Schritt gemacht haben», sagte Schneider-Ammann in einer ersten Reaktion im Zürcher Lokalsender Radio 24. Der Schritt bringe eine Entlastung und Sicherheit. Die Firmen wüssten nun, mit welchen Vorgaben sie budgetieren müssten. Zudem sei der psychologische Effekt nicht zu unterschätzen.

Gegenüber Schweizer Radio DRS erklärte der Wirtschaftsminister weiter, der Schweizer Franken sei zwar auch bei einem Eurokurs von 1,20 Franken noch «sehr überbewertet». Dass die SNB die besagte Untergrenze für den Eurokurs gesetzt hat, sei aber «zum jetzigen Zeitpunkt richtig.» Zudem betonte Schneider-Ammann: «Die Nationalbank hat den Entscheid im vollen Bewusstsein der Chancen und Risiken gefällt.»

Mit Bedacht gewählt

Jörg Zeuner, Chefökonom der VP Bank, hält die Ankündigung der SNB für glaubwürdig, gibt jedoch zu Bedenken, dass damit auch Risiken verbunden seien. Das Wechselkursziel sei mit Bedacht gewählt, wenn auch der Franken bei einem Eurokurs von 1,20 Fr. noch immer überbewertet sei. «Ein Kursziel von 1,30 wäre zwar fundamental angemessener, aber mit noch höheren Interventionen verbunden gewesen», so Zeuner.

«Die Durchsetzung des Mindestkurses ist sicher machbar», sagte Martin Neff, Chefökonom der Credit Suisse, und ergänzte: «Das Ziel von 1,20 scheint mir realistisch und glaubwürdig.» Von der Glaubwürdigkeit des Mindestkurses hänge es denn auch ab, wieviel Devisen die Nationalbank zur Durchsetzung des Ziels kaufen müsse.

"Völlig neue Qualität"

Gemäss Oliver Adler, Leiter internationale Volkswirtschaften der Credit Suisse, eröffnet der Schritt der Nationalbank die Diskussion über die längerfristige Anbindung des Schweizer Frankens an den Euro. «Rein aus volkswirtschaftlicher Sicht stellt sich für eine offene Volkswirtschaft wie die Schweiz klar die Frage, wie gut ein derart schwankender Wechselkurs ist», kommentierte er.

Der Devisenexperte Lutz Karpowitz von der deutschen Commerzbank bewertet die heutige SNB-Intervention als eine «völlig neue Qualität». «So etwas hat es bisher in diesem Ausmass noch nicht  gegeben». Allerdings dürfe die Festlegung des Franken auf einen Mindestkurs zum Euro nicht mit einer Anbindung an die europäische Gemeinschaftswährung verwechselt werden.

Nur Schuldenkrise könnte Erfolg der SNB gefährden

Die SNB muss nach Einschätzung von Karpowitz das angepeilte Ziel erreichen, «wenn sie nicht ihre Glaubwürdigkeit völlig verlieren will». Der Experte zeigt sich aber zuversichtlich, dass die Schweizer Notenbank erfolgreich ist. «Die SNB kann den Kurs des Franken solange über dem Mindestkurs von 1,20 Franken halten, wie sie will.»

Bernard Lambert, Chefökonom der Genfer Privatbank Pictet & Cie, ist ebenfalls der Ansicht, die SNB werde das Kursziel erfolgreich verteidigen können. «Einzig eine markante Verschlimmerung der europäischen Schuldenkrise oder eine grossflächige Bankenkrise könnten die SNB davon abhalten», ergänzte er.

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