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SNB: Wann verlässt der Leitzins das Rekordtief?

awp |

 

Die US-Notenbank hat letzte Woche die Zinsen erstmals seit 2018 angehoben, um die überbordende Inflation einzudämmen. Dass die Schweizerische Nationalbank (SNB) nun nachzieht, ist aber sehr unwahrscheinlich. Mit dem Krieg in der Ukraine ist zudem ein neuer Faktor ins Spiel gekommen.

 

Die SNB wird im Windschatten der Europäischen Zentralbank (EZB) bleiben wollen, sind sich Ökonomen einig. Sie wird daher am Donnerstag anlässlich der quartalsweise stattfindenden geldpolitischen Lagebeurteilung mit ziemlicher Sicherheit einmal mehr den bisherigen Leitzins von -0,75 Prozent bestätigen.

 

Inflation ist angekommen

 

Galt die Teuerung in den USA Ende letztes Jahr vielen Beobachtern noch als vorübergehend, rechnet inzwischen kaum mehr jemand mit einem schnellen Absinken der Inflation. Der Krieg in der Ukraine heizt die Teuerung weltweit zudem weiter an. Gleichzeitig erhöht der Krieg die Risiken von Marktverwerfungen.

 

Die US-Notenbank ist mit ihrem Vorgehen nicht allein: Auch in Grossbritannien, Kanada oder Norwegen haben Notenbanken die Zinsen erhöht. Doch auch mit höheren Leitzinsen in den USA gerät die SNB nicht unter Zugzwang, erklärt Thomas Stucki, CIO bei der St.Galler Kantonalbank.

 

Denn SNB-Direktor Thomas Jordan orientiert sich an der EZB, die vor einigen Tagen ebenfalls beim Status Quo geblieben ist. Die Zinsen waren in der Schweiz historisch immer tiefer als in der Eurozone, um den Franken als Anlagewährung weniger attraktiv zu machen. Diese Zinsdifferenz zur Eurozone ist ein Kernargument des SNB-Direktoriums.

 

Erster Schritt erst 2023?

 

Thomas Jordan wird EZB-Chefin Christine Lagarde beim Zinsschritt also auf jeden Fall den Vortritt lassen. Zuletzt hat aber sogar die Europäische Zentralbank signalisiert, dass das Ende der ultra-lockeren Geldpolitik in der Eurozone langsam naht. Das würde der SNB endlich die Tür öffnen, das erste Mal seit bald fünfzehn Jahren wieder die Leitzinsen anzuheben.

 

Jüngste Aussagen von führenden Vertretern der EZB wurden am Markt gar als Hinweis auf eine erste Zinserhöhung seit Beginn der Corona-Pandemie noch in diesem Jahr gewertet. Mirabaud-Ökonomin Marie Thibout glaubt dennoch, dass es bis Anfang 2023 dauern wird, bis die EZB zur Tat schreitet.

 

SNB weniger unter Druck

 

Es ist aber nicht in Stein gemeisselt, dass die SNB der EZB dann sofort nachziehen wird. «Gut möglich, dass die SNB nach einem Zinsschritt der EZB zuwarten wird», sagte Thibout diese Woche an einem Roundtable. «Sie würde sonst den Eindruck erwecken, dass sie nicht wirklich unabhängig ist», merkte sie an.

 

Und die SNB kann es sich laut EFG-Ökonom Gianluigi Mandruzzato leisten, zu warten. «Die SNB ist im Vergleich zur EZB mit vergleichsweise moderaten Inflationsraten konfrontiert», sagte dieser an der gleichen Veranstaltung. «Der Druck auf andere Zentralbanken ist viel höher», sagt auch Thibout.

 

Franken hält Inflation in Schach

 

In der Schweiz ist der Inflationsanstieg im Vergleich zur Eurozone milde, weil hier anteilsmässig weniger für Energie und Nahrungsmittel ausgegeben wird und die entsprechenden Preise weniger gestiegen sind. Vor allem aber hat der zuletzt massiv aufgewertete Schweizer Franken den Schock abgefedert, weil der Preisanstieg der importierten Güter so nicht voll durchgereicht wird.

 

Bisher hat die SNB nicht zu erkennen gegeben, dass ihr die Aufwertung des Frankens ein Dorn im Auge wäre. Die SNB scheint sich mit dem tiefen Euro-Niveau relativ wohl zu fühlen, stellte Lombard Odier unlängst in einem Strategiepapier fest. Die Genfer Bank wies darauf hin, dass der reale Wechselkurs inflationsbereinigt im Gegenteils sogar gesunken sei.

 

Trotzdem dürfte die Nationalbank nächsten Donnerstag ihr Mantra wiederholen, wonach die heimische Währung hoch bewertet sei. Und dass sie bereit sei, bei Bedarf am Devisenmarkt zu intervenieren.

 

Interessant wird aber vor allem die Inflationsprognose der SNB sein, denn diese ist zuletzt mit plus 2,2 Prozent über das von der SNB als «Preisstabilität» definierte Band gestiegen. Die Teuerungsprognosen dürften den stärksten Hinweis auf die künftige Zinspolitik der SNB geben, ist Stucki überzeigt.

 

Ukrainekonflikt

 

Die grosse Unbekannte bleibt natürlich die Entwicklung in der Ukraine. Wendet sich der Konflikt schneller als erwartet zum Guten, können die EZB und damit nach ihr die SNB schneller zur Tat schreiten. Eine Eskalation des Krieges hätte wohl eine ähnlich Wirkung, weil das die Teuerung weiter anheizen und den Druck auf die Notenbanken erhöhen würde.

 

Vor Kriegsausbruch gab es sogar Spekulationen, dass die SNB noch vor der EZB beginnen könnte, die Geldpolitik zu straffen. Der Ökonom Klaus Wellershoff kann dieser These durchaus etwas abgewinnen. «Auch in der Vergangenheit ist die SNB nicht immer der Deutschen Bundesbank oder der EZB gefolgt», sagte dieser unlängst in einem Zeitungsinterview

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