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So beugt man Kälberkrankheiten vor

Kälbergrippe hat meist verschiedene Ursachen und oft langfristige Folgen. Wer sie vermeiden will, muss die Haltung und die Fütterung optimieren und die Beobachtung der Tiere  intensivieren. Eine höhere Energieversorgung im Winter unterstützt das Immunsystem und steigert die Vitalität der Kälber.

Susanne Meier |

Nebst dem Neugeborenendurchfall ( siehe «Schweizer Bauer» vom 27. September ) ist die Rindergrippe, die oft zu einer Lungenentzündung führt, die häufigste Erkrankung von Kälbern. Sie führt trotz Einsatz von Tierarzneimitteln zu Leistungseinbussen und zu Tierverlusten.

Um die Rindergrippe erfolgreich zu bekämpfen, braucht es neben gezielten vorbeugenden Massnahmen in der Haltung – keine staubige, feuchte oder schimmlige Einstreu verwenden – auch eine ausreichende Fütterung, denn im Winter benötigen Kälber zusätzliche Energie, um den Erhaltungsbedarf zu decken.

Immunsystem stärken

Dabei zählt in den ersten Lebenstagen das Kolostrum – leider sinkt mit der steigenden Milchleistung der Kühe dessen Qualität. Je mehr Biestmilch eine Kuh gibt, desto weniger Immunglobuline sind darin enthalten. Deshalb ist es zentral, dass das Kalb unmittelbar nach der Geburt genügend saufen kann.

Nach der Erstversorgung mit Kolostrum wird das Immunsystem mithilfe einer intensiven Fütterung und einer guten Versorgung mit Vitaminen und mit Spurenelementen gestärkt. Auch Pflanzenextrakte, etwa aus Eukalyptus, können Atemwegserkrankungen vorbeugen. Stets auch Trinkwasser zur freien Verfügung anbieten.

Eine Faktorenkrankheit

Die Kälbergrippe oder Händlerhusten ist eine Faktorenkrankheit, bei der Stress gemeinsam mit Infektionserregern wie Bakterien und Viren zu einer Entzündung der oberen Atemwege und der Lunge (Lungenentzündung) führt.

Sie tritt gehäuft in den Übergangszeiten des Winters auf, wenn die Luftfeuchtigkeit und die Kälte mit anderen Faktoren des Stallklimas wie Schadgasen zu einer Schwächung der Immunabwehr beitragen und die Vermehrung und Ausbreitung von Infektionserregern erleichtert ist. Stress begünstigt die Krankheit. Ist die Krankheit erst einmal ausgebrochen, lässt sie sich kaum mehr aufhalten. Ertragseinbussen sind nicht mehr zu vermeiden.

Erste äussere Anzeichen sind: Mattigkeit, Teilnahmslosigkeit; verringerte Futter- und Wasseraufnahme; verstärkte Atmung, Husten, Atemnot, Maulatmung; hängende Ohren; Nasen- und Augenausfluss, zuerst wässrig, später schleimig-eitrig. Zur Bestätigung: Fieber messen, bei Temperatur über 39,5 Grad Tierarzt benachrichtigen

Bei Kälte mehr tränken

Pro 1 Grad weniger im Stall oder im Iglu (Basis 25 Grad) nimmt der Bedarf in der Regel um 1 Prozent zu. Vollmilch oder Milchnebenprodukte müssen deshalb mit einem entsprechenden Milchpulver zu einer vollwertigen Ration ergänzt werden.

Fehlt es den jungen Tieren an Nährstoffen, reagieren sie anfälliger auf Krankheitserreger. Eine höhere Energieversorgung im Winter unterstützt das Immunsystem und steigert die Vitalität der Kälber. Die Folge sind weniger Erkrankungen. Treten diese doch auf, sind die Verläufe wesentlich flacher. Das heisst, die klinischen Symptome fallen schwächer aus und sind schneller überwunden.

Tränkeautomat statt Mutterkuhhaltung

Damit sie den Kälbern eine optimale Tränke anbieten können, setzen immer mehr Milchvieh- und Mastbetriebe auf den Einsatz eines Tränkeautomaten. Ein solches Tränkesystem kommt der Mutterkuhhaltung am nächsten.

Die Kälber können während des ganzen Tages Milch mit einer konstanten Temperatur von 41 Grad aufnehmen. Tränkeautomaten verfügen über Winterfütterungsprogramme mit integrierten Temperatursensoren.

Liegt die Umgebungstemperatur unter einem definierten Grenzwert, erhält das Kalb automatisch entweder eine höhere Tränkemenge oder eine höhere Tränkekonzentration. Als Richtwerte für Automaten gelten: Die Tränkemenge sollte zwischen der dritten und der fünften Lebenswoche von 6 auf 8 bis 9 Liter Tränke pro Tag, die Pulverkonzentration von 130 auf zirka 160 Gramm pro Liter gesteigert werden.

Damit sich Milchpulver gut auflöst, muss es vor dem Anmischen bei Raumtemperatur gelagert werden. Wenn die Tränke beim Kalb ankommt, soll sie 40 Grad warm sein – auch wenn angesäuerte Milch häufig auch kälter vertränkt wird. Ansonsten ist der Schlundrinnen-Schliessreflex nicht gewährleistet. Sowohl durch zu kalt angerührtes Milchpulver als auch durch zu kalte Tränke kann es zu Durchfall kommen.

Ebenso wichtig wie die Tränke ist die Eisenversorgung. Mindestens 20mg Eisen pro Kilo Futter-Trockensubstanz sind nötig, oft wird auch Selen als Zugabe empfohlen.

Geschützter Liegebereich

Ebenso grosse Bedeutung wie das Tränkeregime hat die Aufstallung. Schadgase wie Ammoniak, Staub und Krankheitserreger werden vom Tier mit jedem Atemzug aus der Umwelt aufgenommen. Das Kalb schützt sich mit einer feinen Schleimschicht in den Atemwegen davor, doch dieser körpereigene Schutz ist irgendwann überfordert, und Erreger gelangen in den Organismus.

Optimale Haltungsbedingungen und ein starkes Immunsystem sind deshalb entscheidend zur Vorbeugung von Lungenerkrankungen. Doch das ist gar nicht so einfach. Rinder haben naturgemäss eine kleine Lunge. Wird diese durch Schadgase im Stall überlastet, kann das Folgen für das ganze Leben und für die spätere Leistung als Milchkuh haben.

Genügend Luftraum

Einmal erkrankte Tiere werden während der Aufzucht mit höherer Wahrscheinlichkeit ausgemerzt, kalben später ab und weisen eine tiefere Leistung auf. Deshalb gilt bei der Haltung von Kälbern: mindestens 4m³ Luftraum je Tier, hohe Luftwechselraten und eine geringe Schadstoffkonzentration anstreben, Zugluft vermeiden und Aussenklimabedingungen anstreben.

Sonnenlicht wirkt desinfizierend. Die Lüftungssysteme regelmässig warten und kontrollieren. Genügend Fläche je Kalb anbieten, also mindestens 1,8m² pro Tier. Die optimale Gruppengrösse liegt bei 20, maximal 40 Kälbern, eingestallt im Rein-Raus-System.

Kälte ist für Kälber kein Problem, solange sie ein trockenes Fell haben und die Möglichkeit, sich zu schützen – etwa durch viel trockene Einstreu.

Normalwerte

  • Normale Atmung: 30 bis 40 Atemzüge pro Minute; kein Husten, kein Keuchen
  • Normale Körpertemperatur: 38,5 bis 39,5 Grad
  • Kein Nasen- und Augenausfluss
  • Kurzes, glänzendes Haarkleid, trockene respektive nicht angeschwollene Gelenke und sauber abgetrockneter Nabel

Heikle hohe Ställe

Trockene Einstreu hilft auch, die Ammoniakbildung zu verhindern. Dabei tritt zunehmend ein Problem auf, denn moderne Ställe sind hoch und luftig gebaut. Erwiesenermassen nimmt in ihnen die vertikale Luftbewegung zu.

Die Luft in der oft hohen Kälberbucht erwärmt sich und steigt auf. An der Decke kühlt sie ab und sinkt nach unten, wo ihr die Kälber ausgeliefert sind, sofern nicht dick eingestreut wurde. Für eine gute Luftqualität braucht es keine vertikale, sondern eine horizontale Durchmischung der Luft.

Kommentare (2)

Sortieren nach:Likes|Datum
  • Franzi | 14.10.2023
    Da kann man all das beachten und umsetzen, zusätzlich noch impfen und am Ende kommt so ein Oktober mit nachts 9 und Tags 27 Grad und passiert ist es. So wie das im Moment in den meisten Ställen der Fall ist.
  • Hanspeter | 13.10.2023

    Einzeliglus für 60tage….milch mit pulfer verdicken….


    Gute hygiene bei und ab geburt…. Viel kolostrum zu beginn… und das wichtigste, betreung durch die bäuerin…

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