Das Verständnis fördern und neue Kundschaft gewinnen: Andreas Koloska, Social-Media-Coach und Marketingexperte, weiss, welche Chancen Facebook der Landwirtschaft bietet. Koloska zeigt anhand eines Beispiels, warum es Sinn macht, Facebook – die Mutter der Social-Media-Welt - als effiziente Werbeplattform zu nutzen.
Wir nehmen an, dass Familie Müller Karotten anbaut. In einem kleinen Selbstbedienungsladen verkauft sie einen Teil der Ernte ab Hof. Die Familie hat keine Website, aber einen Facebook-Account, der nach anfänglicher Euphorie etwas eingeschlafen ist. Gerne möchte Frau Müller nun die Eigenvermarktung der Produkte vorantreiben.
Responsive sein
Andreas Koloska rät Frau Müller als ersten und wichtigsten Schritt, eine technisch einwandfreie Website zu erstellen. Das heisst, sie muss auf dem Handy lesbar - responsive - sein. Frau Müller ist verwundert, warum? "Irgendwo müssen die Leute sich über den Betrieb und die Produkte informieren können und das ist schlussendlich immer auf einer Website", sagt Koloska. Während auf der Website die statischen Inhalte wie Produkt- und Betriebsangaben platziert sind, eignen sich die Sozialen Medien für das Erzählen von Geschichten rund um die Produkte.
Miterleben schafft Verständnis
Im Beispiel der Familie Müller empfiehlt Koloska, Facebook dafür nutzen, den Kontakt zu ihren Kundinnen und Kunden zu pflegen. "Wenn der Kunde gesehen hat, wie die Karotten Anfang Frühling in den Boden gesät wurden und im Sommer ab Hof verkauft werden, reagiert er verständnisvoller, wenn ein krummes Rüebli im Hofladen liegt." Mittels Social Media (vor allem Facebook und Instagram) könne der Landwirt seine Kunden in den ganzen Anbau- und Ernteprozess einbinden. Das schaffe Vertrauen, Verständnis und Toleranz für seine Produkte.
Mit wenig Aufwand neue Kundschaft anwerben
Ausserdem könnte Frau Müller auf Facebook eine bezahlte Anzeige schalten. Voraussetzung dafür ist, dass sie sich mit dem Werbeanzeigen-Manager auskennt. Konkret könnte die Anzeige ein Bild eines frischen Bundes Karotten und eine kurze Erklärung beinhalten. Anschliessend kann Frau Müller die Zielgruppen "Lebensmittel" und "Landwirtschaft" ausgewählen und die geographische Reichweite bestimmen. Mit einer Investition von 20 Franken können rund 4'000 Leute erreicht werden. Gemäss Koloska lohnt sich der geringe finanzielle Aufwand.
"Aufgrund der enormen Flut an Meldungen filtert Facebook die Beiträge für seine Nutzer automatisch. Dem Nutzer werden nur noch die Beiträge angezeigt, die Facebook für den Nutzer relevant hält. Nur die treusten Kunden, die regelmässig auf die Hof-Seite klicken, würden das Foto der Karotten sehen und eventuell beim Hofladen vorbeikommen. Mit diesen Kunden ist man aber oft auch privat gut vernetzt." Laut Koloska ist man fast gezwungen, bezahlte Werbung zu schalten, wenn man neue Kunden gewinnen will. Zudem sei es die genauste und kostengünstigste Form der Werbung, die es momentan gebe.
Den Nerv treffen ohne nervig zu sein
Frau Müller gefällt die Idee von Koloska. Trotzdem befürchtet sie, dass die bezahlte Werbung die Leute allenfalls nerven könnte. Koloska beruhigt: "Die Werbung eines Landwirts im Facebook-Newsfeed wird von den Nutzern positiv wahrgenommen. Die Alternative wäre nämlich, dass die Nutzer Werbung erhalten, die weniger relevant, regional und authentisch ist und das wird gewöhnlich als nerviger empfunden."
Ausserdem sei Werbung eines Landwirtes mit seiner Person und seinen Produkten eine willkommene Abwechslung zu Zalando- oder Digitec Werbung, wie Koloska anfügt. "Ein bekannter Detailhändler wird nie so glaubwürdig kommunizieren können wie der Landwirt selbst." Kunden kennen gerne die Geschichte hinter dem Produkt.
Persönliches verkauft sich
Storytelling oder zu gut deutsch "Geschichten erzählen" hat im Marketing einen grossen Mehrwert, erklärt Koloska. Frau Müller sollte sich überlegen, welche Geschichten sie über sich, den Hof und das Produkte erzählen möchte. Je mehr sie bereit ist, von sich und ihrer Familie Preis zu geben, desto idealer für die Werbung. Es schafft Nähe, wenn die Leute die Person hinter dem Produkt kennen.
Frau Müller ist dann sozusagen die Garantin für die Qualität ihrer Produkte und Hauptgrund, warum Konsumenten ihre Produkte beim Direktvermarkter beziehen. "Die Werbung muss nicht professionell produziert sein", meint Koloska, "es wirkt ohnehin authentischer, wenn der Facebook-Auftritt nicht ganz perfekt ist."
Bezahlte Werbung bei Facebook: Koloska empfiehlt
- Definieren Sie für sich, was Sie von ihrem Hof in den Vordergrund stellen möchten. Persönlich ist für Direktvermarkter fast immer besser!
- Generieren Sie authentisches und interessantes Bildmaterial. Fotos und Videos.
- Definieren Sie ihre Zielgruppe und überlegen Sie sich gut, wer sich für Ihre Produkte interessiert.
- Lernen Sie den Umgang mit dem Facebook Werbeanzeigenmanager. Ich gebe dazu über www.socialmediacoach.ch fast monatlich Kurse.
- Erstellen Sie eine technisch einwandfreie Website mit einem Baukastensystem wie zum Beispiel mit Jimdo, WordPress oder Wix.