Das Arbeiten auf und rund um das Hochsilo ist mit Gefahren verbunden. Risikofaktoren wie rutschige Silodächer, Zeitdruck oder Dunkelheit erhöhen die Wahrscheinlichkeit eines Arbeitsunfalls bei Arbeiten auf dem Hochsilo zusätzlich. Diese Gefahren lassen sich mit Präventionsmassnahmen deutlich senken.
Sicherer Siloaufstieg
Für sicheres Arbeiten auf dem Hochsilo gilt es gemäss die Beratungsstelle für Unfallverhütung in der Landwirtschaft (BUL) mehrere Punkte zu beachten. Siloaufstiege müssen so gestaltet sein, dass sie sicher begangen werden können. Dafür sind folgende Kollektivschutzmassnahmen notwendig:
- Die Leiter muss mit rutschhemmenden Sprossen ausgerüstet sein. Die minimale Sprossenbreite für ein sicheres Besteigen der Leiter beträgt 400mm. Neue Silos sind zwingend mit entsprechenden Leitern auszurüsten.
- An der Leiter muss ein Rückenschutz montiert werden, wenn mehr als 5 m Aufstiegshöhe erreicht wird. Der Rückenschutz muss ab einer Höhe von max. 3 m beginnen.
- Übersteigt das Silo eine Höhe von 10 m, so muss die Aufstiegsleiter versetzt angebracht und mit Zwischenpodesten (mindestens alle 10 m) versehen sein.
Können aus technischen Gründen keine Zwischenpodeste montiert werden, muss für den Aufstieg eine persönliche Schutzausrüstung gegen Absturz (PSAgA) getragen werden. Für den sicheren Einsatz einer solchen Ausrüstung ist eine entsprechende Ausbildung erforderlich.
Absturzsicherung beim Auf- und Abstieg mit einer fest montierten, mitlaufenden Steigschutzeinrichtung.
BUL
Werkzeuge müssen beim Aufstieg in einer Werkzeugtasche transportiert werden, damit die Hände für den Aufstieg frei bleiben. Alternativ können gemäss BUL Werkzeuge und Zubehör vom Silodach aus mit einem Seil respektive Kettenzug hochgezogen werden. Beim Bodenpersonal besteht die Gefahr von fallenden Gegenständen.
Arbeiten auf dem Hochsilo
Die Hauptarbeiten auf dem Hochsilo sind das Befüllen und das Entleeren des Silos sowie das Zügeln der Entnahmefräse. Diese Arbeiten werden direkt am geöffneten Silodeckel bei engen Platzverhältnissen ausgeführt. «Vermooste oder durch Futterreste verschmutzte Silodächer und Zeitdruck erhöhen die Unfallrisiken zusätzlich», schreibt die Beratungsstelle.
Mit folgenden Schutzmassnahmen können sich Personen auf dem Silodach vor einem Absturz nach aussen oder ins Siloinnere sichern:
- Rutschhemmende Oberfläche auf dem Silodach.
- Absturzsicherung mit drei Geländerringen am Rand der Plattform.
- Selbstschliessende Sicherheitstüre beim Übertritt vom Steigkanal zum Silodach.
- Nebeneinanderstehende Hochsilos von gleicher Höhe müssen mit Laufstegen (inkl. Geländer) verbunden sein.
- Zur Sicherung der Einfüllöffnung auf dem Hochsilo ist ein entsprechendes Innengeländer erforderlich. Alternativ können Einfüllöffnungen mit einem Netz oder einem Gitter gegen Absturz gesichert werden.
«Können diese Massnahmen nicht vollständig umgesetzt werden oder müssen Schutzeinrichtungen wie Netz/Gitter für gewisse Arbeiten entfernt werden (Zügeln der Silofräse o.ä.), müssen die arbeitenden Personen auf dem Silodach mittels Schutzausrüstung «PSAgA) gegen Absturz geschützt werden», so die BUL weiter.
Personensicherung an der Kranbahn mittels Anschlagschlinge, Stahlkarabiner, Höhensicherungsgerät, Falldämpfer und Auffanggurte.
BUL
Material sicher lagern
Damit die Persönliche Schutzausrüstung gegen Absturz (PSAgA) sicher und funktionsfähig bleibt, müssen folgende Punkte beachtet werden.
Kontrolle und Prüfung:
- Sicht- und Funktionskontrolle vor jedem Einsatz ausführen: Weist die PSAgA sichtbare Beschädigungen auf? Sind alle Teile vorhanden? Lassen sich die Schnallen problemlos schliessen und auch wieder öffnen?
- Die PSAgA muss mindestens jährlich bzw. gemäss Herstellerangaben von einer sachkundigen Person überprüft werden.
- Nach jedem Sturz muss das gesamte Material von einer sachkundigen Person überprüft werden. Gegebenenfalls muss die Ausrüstung oder Teile davon ersetzt werden.
Das Material sollte trocken und vor Sonnenlicht geschützt gelagert werden.
Reinigung:
- Nasse PSAgA zum Trocknen aufhängen, aber nicht an der Sonne oder zu nah am Heizkörper trocknen lassen.
- Nach Herstellerangaben reinigen. In der Regel ist waschen von Hand mit lauwarmem Wasser problemlos möglich. PSAgA darf auch bei schwerer Verschmutzung nicht mit dem Hochdruckreiniger gewaschen werden.
Gefährliche Stoffe:
– Kontakte der PSAgA zu Chemikalien und Lösungsmitteln vermeiden, z.B. durch Filzstifte. Zum Beschriften mit Namen sind die vorgesehenen Etiketten zu verwenden.
Je nach Hersteller weist die PSAgA eine unterschiedliche Lebensdauer auf. Wird diese überschritten, muss die Ausrüstung unabhängig von ihrem optischen Zustand ersetzt werden.
Rasche Rettung gewährleisten
Der Einsatz von PSAgA gilt als Arbeit mit besonderen Gefahren. «Deshalb ist eine Ausbildung für Arbeitnehmende notwendig», hält die BUL fest. Alleinarbeit mit PSAgA ist nicht zulässig – die arbeitende Person muss von einer weiteren Person beaufsichtigt werden, welche bei einem Notfall sofort alarmieren und retten kann.
Bei längerem vertikalem Hängen im Auffanggurt nach einem Sturz sackt das Blut aufgrund der Schwerkraft in die unteren Körperteile, da der venöse Rückfluss des Blutes durch die Kompression des Gurtes an den Oberschenkeln behindert wird. Dies kann zu einem lebensbedrohlichen Schockzustand, dem sogenannten «Hängetrauma» führen. «Die Rettung einer ins Seil gestürzten Person muss daher innerhalb von 10-20 Minuten gewährleistet sein», macht die BUL deutlich.
Sichere Siloanlagen von Anfang an
Beim Kauf einer Hochsiloanlage muss darauf geachtet werden, dass die sicherheitstechnischen Anforderungen vom Hersteller erfüllt werden und die Silos bereits mit der notwendigen Sicherheitsausrüstung geliefert werden.
Bestehende Hochsiloanlagen können mit den erwähnten Massnahmen nachgerüstet werden. «Insbesondere für Betriebe mit familienfremden Angestellten, welche dem Unfallversicherungsgesetz (UVG) unterstehen, ist die Umsetzung dieser Massnahmen gesetzlich verpflichtend», hält die BUL fest.
-> Hier gehts zum Merkblatt «Sicher auf dem Hochsilo arbeiten»