Ein Team der Abteilung für Verhaltensökologie des Instituts für Ökologie und Evolution der Universität Bern ging der Frage nach, welche Vorteile die Befreiung eines Artgenossen haben kann. Bietet sie künftige Kooperationsmöglichkeiten bei der Futtersuche? Oder dient sie in erster Linie der Unterstützung von Verwandten?
Die Studie zeigte, dass für die Kooperationsbereitschaft die zuvor erfahrene Hilfe verantwortlich war, während die Verwandtschaft zwischen den Tieren keine Rolle spielte, wie die Universität am Mittwoch in einer Mitteilung schreibt.
«In der Regel geht man davon aus, dass die Bereitschaft zu kooperieren stark davon abhängt, ob die Tiere miteinander verwandt sind», wird Michael Taborsky, Leiter der Studie, zitiert. Einmal mehr seien Ratten ein Beispiel dafür, dass soziale Erfahrungen und erfahrene Hilfe wichtiger für die Kooperationsbereitschaft seien als durch Verwandtschaft bedingte genetische Ähnlichkeit, so Taborsky.
Empathie nicht rein menschliche Eigenschaft?
Die Ergebnisse der Studie werfen ein neues Licht auf die Frage nach den biologischen Wurzeln der Empathie, wie es weiter heisst. Die Tatsache, dass Ratten mit ihren Befreierinnen eher und besser kooperieren, deutet darauf hin, dass hilfsbereites Verhalten gegenüber Artgenossen in Not die eigenen Überlebens- und Fortpflanzungschancen erhöhen kann und sich deshalb im Laufe der Evolution ausbreitet.
Gemäss Taborsky könnte dies bedeuten, 'dass mitfühlendes Verhalten durch natürliche Selektion gefördert wird und damit eine biologische Grundlage hat. Es legt aber auch nahe, dass Empathie vielleicht nicht eine rein menschliche Eigenschaft ist.'
Die Ergebnisse der Studie wurden in der Fachzeitschrift iScience publiziert.