Die Menschen in der Schweiz sind pro Tag durchschnittlich während 80 Minuten irgendwo im Land unterwegs, ob auf Rädern oder zu Fuss. Dabei legen sie eine Distanz von 30 Kilometern zurück. Dass diese Wegstrecke seit 1994 noch nie so kurz gewesen ist, liegt an Covid-19.
Die Bundesämter für Statistik (BFS) und für Raumentwicklung (ARE) haben am Donnerstag den Mikrozensus Verkehr von 2021 veröffentlicht. Die Erhebung war wegen der Pandemie um ein Jahr verschoben worden.
Einbruch wegen Pandemie
1994, als die Messreihe zum ersten Mal durchgeführt worden war, lag die tägliche Strecke bei 31,3 Kilometern. Bis 2015 wuchs sie dann auf 36,8 Kilometer und täglich 90,4 Minuten Unterwegssein an. Hauptgrund für den Rückgang im Jahr 2021 war die Pandemie. Nach wie vor wird der grösste Teil der Distanz im Zusammenhang mit Freizeitaktivitäten zurückgelegt, nämlich 43 Prozent. Auf den Arbeitsverkehr entfallen 28 Prozent, 15 Prozent der Kilometer auf das Einkaufen.
Die in Zügen zurückgelegte Strecke nahm 2021 stärker ab als jene in Autos. Auf Autos entfallen 69 Prozent der Strecke, und durchschnittlich sassen in jedem Auto 1,53 Personen. Betrachtet man nur den Verkehr zur Arbeit, sassen in jedem Auto 1,09 Personen. Gut Verdienende fahren zudem häufiger ein Elektroauto als Menschen mit tieferen Löhnen.
E-Bikes im Aufschwung
Trotz Velo-Boom in der Pandemie abgenommen haben auch Fahrten mit herkömmlichen Velos, und die Menschen besitzen auch weniger Drahtesel. Zugelegt haben hingegen E-Bikes. Mittlerweile gibt es in jedem fünften Haushalt mindestens eines, und die mit Elektro-Hilfsmotor zurückgelegten Wege haben sich fast verdreifacht.
Am mobilsten waren 2021 junge Menschen im Alter von 18 bis 24 Jahren. Sie legten pro Tag durchschnittlich 40,2 Kilometer zurück. Mit zunehmendem Alter wird die Tagesdistanz kürzer; bei über 80-Jährigen beträgt sie noch 10,8 Kilometer. Frauen legen im Mittel kürzere Distanzen zurück als Männer.
Die Umfrage zeigte auch, dass Menschen, die im Homeoffice arbeiten können, längere Arbeitswege haben als jene, die ihre Erwerbsarbeit nicht von zu Hause aus erledigen können. Gründe können Berufe sein, die Homeoffice eher zulassen, aber auch die Bereitschaft für längere Arbeitswege, wenn Homeoffice möglich ist.
Nah- und Regionalverkehr wichtig
Zur Befragung gehört auch Verkehrspolitik. Beim öffentlichen Verkehr waren den Antwortenden häufigere und schnellere Verbindungen im Nah- und Regionalverkehr am wichtigsten. Danach folgten mehr Plätze in Zügen und Bussen, effizienteres Umsteigen und erst danach der Fernverkehr und die Modernisierung von Zügen, Bussen und Trams.
Priorität erhalten müssen nach Meinung der Befragten auch finanzielle Anreize für den Kauf emissionsarmer und energiesparender Neuwagen, der Ausbau von Velowegen, die Verflüssigung des Verkehrs in Agglomerationen und mehr Sicherheit für Fussgängerinnen und Fussgänger. Tempo-30-Zonen und Begegnungszonen mit Tempo 20 gehören gemäss der Umfrage nicht zu den obersten Prioritäten.
Der Mikrozensus Verkehr wird alle fünf Jahre durchgeführt und gilt nach Angaben der beteiligten Bundesämter als landesweit grösste Erhebung zur Mobilität der Bevölkerung. 2021 wurden rund 55’000 Personen telefonisch befragt.