Statt seinen Kuhstall während des Alpsommers leer stehen zu lassen, nutzt Marco Waldburger aus Thalkirch GR ihn für die Trutenmast.
«Wenn mein Vater seine Kühe rauslässt, freue ich mich schon darauf, dass bald die Truten bei uns eintreffen» erzählt der siebenjährige Mauro Waldburger. Er hält sich zusammen mit seinem Bruder Fabio (5) im Stall auf, der eigentlich für Mutterkühe gebaut wurde.
Erste Bio-Truten
Sobald sein Vater Marco Waldburger seine Mutterkühe ins Freie lässt, damit sie auf den Alpweiden ihr Futter selbst suchen, verwandelt er seinen Kuhstall in eine Geflügelfarm. «So kann ich meinen Stall, der im Sommer leer steht, aber gleichwohl Kosten verursacht, effizient nutzen», erklärt Waldburger.
Zu Beginn muss Waldburger den Stall sorgfältig ausmisten, um ihn gleich darauf wieder mit sauberer und trockener Tiefstreu für die Ankunft der Truten vorzubereiten. Für gewöhnlich treffen die Jungtruten, die er bei einer Brüterei bestellt, Ende Mai oder Anfang Juni bei ihm ein. Dieses Jahr kamen sie etwas später als üblich, dafür hat er diesen Sommer erstmals Jungtruten aus einem Biobetrieb bekommen.
Keine Probleme mit Milben
«Bisher haben wir konventionell eingekauft, aber biologisch gehalten und gefüttert», erzählt Waldburger. Vor den Fressplätzen der Kühe montierte er Geflügelnetze, damit die Truten in dem ihnen zugewiesenen Stallteil bleiben. Dazu kommen ein Sandbad, Sitzstangen und für Vögel geeignete Selbsttränken. «Truten brauchen sehr viel Wasser», erklärt Waldburger.
Vor dem Stall baut er einen engmaschigen, elektrifizierten Flexinetz-Zaun auf, damit die Truten tagsüber im Freien Gras fressen können. Nebst Gras bekommen die Truten noch ein grobkörniges Geflügelmast-Futter. Da er nur einen Umtrieb macht, und es im auf über 1600 m.ü.M. gelegenen Thalkirch keine Probleme mit Milben gibt, muss er den Stall vor dem Einzug der Truten nicht desinfizieren.
50 bis 60 Masttruten
Für den Fall, dass während des Sommers doch mal eine Kuh von der Alp zurückgeholt werden muss, lässt Waldburger einen Teil von seinem Stall frei. Ausserdem gibt es eine zusätzliche Nische, um wenn nötig verletzte oder kranke Truten in Quarantäne zu bringen.
Marco Waldburger stellt seinen 50 bis 60 Masttruten grosszügig Platz zur Verfügung. «Die Vögel sollen sich ausreichend beschäftigen können», erklärt er. Wenn die Hennen im September etwa sieben bis neun Kilo schwer geworden sind und die Hähne fast doppelt so schwer sind, schlachtet er alle an nur einem Tag, direkt in Safien-Platz.
Persönliche Lieferung
Nur wenige seiner Kundinnen und Kunden bestellen gleich ganze Truten, weshalb er vor allem Mischpakete mit Flügeln, Schenkeln, Brust und Geschnetzeltem vermarktet. «Diese liefern wir persönlich aus», erklärt Waldburger. Seine Kundschaft reicht bis in die Region Winterhur und Zug. Auf dieselbe Weise verkauft er sein Rindfleisch.
«Vor allem die Nachfrage nach Truten ist so gross, dass kaum noch etwas für uns bleibt – letztes Jahr hatten wir sogar gar nichts mehr für uns selbst», erzählt Waldburger, der nebenbei noch ein Restaurant betreibt..Marco Waldburger mit seinen Söhnen Mauro (7) und Fabio (5) im zwischengenutzten Kuhstall.


