Nationalrat Beat Jans (SP, BS) und Nationalrätin Kathrin Bertschy (GLP, BE) agierten in der Debatte um die Initiative für Ernährungssicherheit als Wortführer der Gegner. Beide machten aber in der mündlichen Auseinandersetzung Aussagen, die Fragen aufwerfen.
Beat Jans (SP, BS), ausgebildeter Landwirt mit Diplom der ETH Zürich als Umweltnaturwissenschaftler, nahm in seinem Schlussvotum als Sprecher der Wirtschaftskommission Bezug auf ein Votum von Nationalrat und Landwirt Jean-Pierre Grin (SVP, VD).
Jans driftete ab
Grin hatte zuvor wörtlich gesagt: „Unsere Versorgung mit Lebensmitteln hängt von der Produktion der Schweizer Landwirtschaft ab und natürlich von unseren Importen. Je mehr Nahrungsmittel wir produzieren, desto weniger müssen wir davon importieren.»
Jans sagte nun Folgendes: „Herr Grin hat behauptet, je mehr in der Schweiz produziert werde, desto weniger müsse importiert werden. Das stimmt nicht. Die Milchbauern erfahren das im Moment täglich. Es wird zu viel Milch in der Schweiz produziert. Deshalb sind die Preise im Keller. Ein Mehr an Produktion führt in keiner Weise zwangsläufig zu besseren Einkommen für die Landwirte. Das ist eine Binsenwahrheit.“ Jans zitiert Grin zuerst zwar richtig, setzt dann aber zu einer Beweisführung gegen eine Aussage, die Grin gar nicht gemacht hat.
Bertschy verwechselt brutto mit netto
Kathrin Bertschy, die studierte Ökonomin, Politologin und Sozialwissenschaftlerin, verwechselte in der Debatte auf eine Frage von ETH-Agronom Albert Rösti hin den Netto-Selbstversorgungsgrad mit dem Brutto-Selbstversorgungsgrad. Denn sie sagte: „Was ich heute gehört habe, ist, dass der Nettoselbstversorgungsgrad erhöht werden soll. Ich habe darauf hingewiesen, dass das nur mit einem Mehrimport an Dünger und an Futtermitteln geht.“ Damit liegt Bertschy falsch.
Definitionsgemäss kann mit importierten Futtermitteln den Nettoselbstversorgungsgrad nicht erhöhen. Das Bundesamt für Landwirtschaft schreibt im Agrarbericht 2014 auf Seite 17: „Es wird unterschieden zwischen einem Selbstversorgungsgrad brutto und einem Selbstversorgungsgrad netto, wobei beim Selbstversorgungsgrad netto berücksichtigt wird, dass ein Teil der Inlandproduktion auf importierten Futtermitteln beruht. Dazu wird bei der Berechnung des Netto-Selbstversorgungsgrades die tierische Inlandproduktion um jeden Anteil reduziert, der mit importierten Futtermitteln produziert wird.“