Immer weniger Ultrakurzwellen-Radios (UKW) seien in der Schweiz noch in Gebrauch. Die verbleibende, reine UKW-Nutzung stagniere bei unter zehn Prozent. Wer Radio höre, tue dies weitgehend über DAB+ oder über das Internet. Damit habe sich die Prognose bestätigt, wonach DAB+ zum neuen Radiostandard werde, begründete die Schweizerische Radio- und Fernsehgesellschaft (SRG) ihren Entscheid.
Antennen-Unterhalt teuer
Zudem seien der Unterhalt von UKW-Antennen und eine Investition in deren Erneuerung teuer und unverhältnismässig, teilte die SRG weiter mit. Die SRG braucht für die schweizweite Versorgung laut eigenen Angaben rund 260 DAB+-Antennen, während sie bis anhin über 850 UKW-Sendeanlagen betrieben hat.
Angesichts der angespannten finanziellen Situation der SRG wegen rückläufiger Werbeeinnahmen und der Teuerung seien weitere Investitionen in eine veraltete Verbreitungstechnologie nicht mehr vertretbar. Mit DAB+ und Internet existierten denn auch zwei digitale Empfangsmöglichkeiten, die eine bessere Tonqualität und grössere Programmauswahl bieten, energie- und kosteneffizienter seien und Zusatzinformationen in Text und Bild mitliefern könnten.
80 Prozent nutzen Radio digital
Rund 80 Prozent der Hörerinnen und Hörer hierzulande nutzten 2023 das Radio laut dem Bundesamt für Kommunikation (Bakom) digital. UKW-Radio wurde mit 33 Prozent noch am häufigsten im Auto gehört, aber auch dort überwog die digitale Nutzung.
Seit 2015 wächst die digitale Radiohörerschaft laut dem Bakom demnach kontinuierlich. Die Nutzung über DAB+ verdoppelte sich fast – von 23 auf 41 Prozent im Jahr 2023. Über das Internet hörten 39 Prozent Radio. 2015 waren es noch 26 Prozent. Die französischsprachige Schweiz bevorzugte 2023 mit 41 Prozent den Empfang über das Internet. In der Deutschschweiz überwog der Empfang via DAB+ mit 43 Prozent.
Ende 2026 ist schweizweit Schluss
Die Voraussetzungen für die Abschaltung von UKW seien gegeben. Die Radionutzung finde mehrheitlich über digitale Kanäle statt, teilte das Bakom auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA mit. Bereits seit 2020 besteht keine Verpflichtung mehr, Radioprogramme via UKW zu verbreiten.
Der Bundesrat hatte die UKW-Funkkonzessionen für die Radiobranche Ende Oktober 2023 ein letztes Mal verlängert – dies bis Ende 2026. Danach können Radioprogramme hierzulande nicht mehr über UKW und nur noch digital verbreitet werden.
Verband der Privatradios begrüsst Schritt
Ursprünglich sollte UKW schweizweit bis Ende 2024 abgeschaltet werden. Mit der letztmaligen Verlängerung habe die Radiobranche die gewünschte Flexibilität erhalten, um den Migrationsprozess vom analogen zum digitalen Radio erfolgreich abzuschliessen, so das Bakom. Die Radios können die analoge Ausstrahlung aber auch schon früher beenden. Mit dem Entscheid vom Donnerstag bewege sich die SRG innerhalb dieses Rahmens, teilte das Bakom auf Anfrage weiter mit.
Der Verband Schweizer Privatradios (VSP) begrüsste am Donnerstag den Schritt der SRG, die UKW-Funkantennen zum Ende des laufenden Jahres abzuschalten. «Wir finden das einen mutigen und wichtigen Schritt der SRG», sagte VSP-Präsident Nicola Bomio auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. Der Entscheid der SRG werde «die digitale Transformation des Radiobetriebs in der Schweiz vorantreiben».
Petition will Einstellung rückgängig machen
Gegen die geplante Einstellung der UKW-Radiosender in der Schweiz hatte der Radiounternehmer und Moderator Roger Schawinski zuvor im Juli 2021 eine Petition mit über 60’000 Unterschriften eingereicht. Diese verlangte, die geplante Einstellung aller UKW-Sender rückgängig zu machen. Ein vorzeitiges Abstellen aller UKW-Sender verletze die im Radio- und Fernsehgesetz garantierte Empfangsfreiheit, teilte Schawinski damals mit.
Um DAB+ empfangen zu können, benötigt man ein entsprechendes Gerät oder einen Adapter. Seit einigen Jahren werden Neuwagen serienmässig mit digitaler Technologie ausgestattet. Zudem wird das Bundesamt für Strassen (Astra) bis zum Ende des laufenden Jahres alle Tunnels des Nationalstrassennetzes für den Digitalradio-Empfang ausbauen und die UKW-Antennen ebenfalls abschalten.
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