Die SVP ging als Siegerin aus den Parlamentswahlen im Kanton St. Gallen hervor. Die 1992 gegründete Kantonalpartei erzielte am Sonntag mit sieben hinzugewonnenen Sitzen das beste Resultat ihrer Geschichte. Sie erhöhte ihren Wähleranteil von 26,9 Prozent (2020) auf 31.5 Prozent.
Rechtsbürgerliche Mehrheit
Damit hat die SVP die Verluste, die sie vor vier Jahren an der «Klimawahl» hinnehmen musste, mehr als kompensiert. Damals verlor sie fünf Sitze und kam noch auf deren 35 im St. Galler Kantonsrat.
Mit ihren sieben zusätzlichen Kantonsratsmandaten belegt die SVP nun 42 der 120 Sitze. Dadurch ist die Partei im Stande, aus eigener Kraft das Ratsreferendum (mindestens 40 Sitze) zu ergreifen. Ausserdem bildet sie zusammen mit der FDP (19 Sitze) eine rechtsbürgerliche Mehrheit im Rat.
Die Grünen verlieren Fraktionsstärke
Zweitstärkste Kraft im Kanton bleibt die Mitte-Partei. Sie konnte ihre 27 Sitze halten und damit ihren Sitzgewinn verteidigen, den sie vor vier Jahren erzielte. Beim St. Galler Freisinn setzte sich der Abwärtstrend beim Wähleranteil fort. Die FDP verliert drei Sitze im Kantonsrat, vor vier Jahren gingen vier Sitze verloren.
Ebenfalls Verluste mussten die SP und die Grünen hinnehmen. Während die Sozialdemokraten künftig noch 18 Kantonsratsmandate aufweisen (-1), traf es die Grünen härter. Sie verloren drei Sitze und sind noch mit insgesamt sechs Kantonsrätinnen und Kantonsräten vertreten. Dadurch verlor die Partei die Fraktionsstärke, welche sie vor vier Jahren erstmals erlangte. Dafür sind sieben Sitze nötig.
GLP entgegen nationalem Trend
Entgegen dem nationalen Trend vermochten die Grünliberalen ihre sechs Sitze gegenüber den Wahlen 2020 im St. Galler Kantonsparlament zu halten. Den erhofften siebten Sitz konnten sie jedoch nicht gewinnen. In den vergangenen vier Jahren politisierten die GLP-Vertreterinnen und -vertreter ohne Zugehörigkeit in einer Fraktion.
Unverändert blieb die Situation bei der EVP. Sie konnte ihre beiden Sitze halten. 2020 schaffte die Partei die Rückkehr in den Kantonsrat und schloss sich der Mitte-Fraktion an. Die nächsten vier Jahre setzt sich der 120-köpfige St. Galler Kantonsrat wie folgt zusammen: SVP 42 (+7), Mitte 27 (-), FDP 19 (-3), SP 18 (-1), Grüne 6 (-3), GLP 6 (-), EVP 2(-).
Zweiter Wahlgang Regierung
Noch offen ist, ob die SVP ihren Siegeszug im Kantonsrat auch in der St. Galler Regierung fortsetzen kann. Dort war sie bisher mit Stefan Kölliker vertreten, der, wie auch sein Amtskollege Fredy Fässler von der SP, zu den Erneuerungswahlen nicht mehr antrat.
Am Sonntag schafften die fünf bisherigen Regierungsmitglieder Susanne Hartmann (Mitte), Marc Mächler (FDP), Beat Tinner (FDP), Laura Bucher (SP) und Bruno Damann (Mitte) alle problemlos die Wiederwahl. Von den neu Kandidierenden schnitten Dana Zemp und Christof Hartmann (beide SVP) mit Abstand am besten ab. Beide lagen aber deutlich unter dem absoluten Mehr.
Mit rund 10’000 Stimmen Differenz folgten Bettina Surber von der SP und knapp hinter ihr Daniel Bosshard von den Grünen. Eine Überraschung ist das Resultat der parteilosen Sarah Bösch. Sie liess die GLP-Kandidatin Sarah Noger-Engeler um 563 Stimmen hinter sich.
Beide SVP-Kandidierende erklärten am Sonntagnachmittag, dass sie zum zweiten Wahlgang wieder antreten werden. Dies gilt auch für Sarah Bösch. GLP, Grüne und SP werden in den nächsten Tagen entscheiden, an welchen Kandidaturen sie festhalten werden.


