Nicht nur Menschen leben in der Stadt öfter als Singles oder Paare in kleinen Behausungen: Dies gilt einer Studie zufolge auch für viele Wildkaninchen. Auf dem Land gibt es dagegen mehr Grossfamilien in ausgedehnten Bauten, wie deutsche Forscher herausgefunden hat.
Ein Team der Frankfurter Goethe-Universität hat die Bauten des Europäischen Wildkaninchens (Oryctolagus cuniculus) in der Frankfurter Innenstadt mit Bauten vor der Stadt - in der Wetterau, bei Maintal oder in der Region Darmstadt in Südhessen - verglichen.
Bequemlichkeit des Stadtlebens
Auf dem Land lebten bis zu 30 Tiere in Bauten mit 70 bis 80 Öffnungen zusammen, berichtete Doktorandin Madlen Ziege, eine der Autorinnen der Studie. Solche grossen Gruppen seien für das Überleben in der Stadt schon aus Platzmangel nicht möglich, aber auch nicht nötig: «Starke Selektionsfaktoren sind in der Stadt milder», sagte Ziege der Deutschen Presse-Agentur. Starker Frost oder Futtermangel kämen weniger häufig vor.
«Der optimale Lebensraum für ein Wildkaninchen bietet sowohl Zugang zu ausreichend Nahrung als auch die Möglichkeit, in nächster Nähe Bauten anzulegen beziehungsweise schützende Vegetation aufzusuchen.» Solche Bedingungen fänden sich in Agrarlandschaften mit wenig Büschen oder Hecken zunehmend seltener. Die Studie ist im «Journal of Zoology» veröffentlicht.
Vielerorts Plage
Die Wissenschaftler wollen nun untersuchen, ob und wie sich Land- und Stadtkaninchen unterscheiden, wie gesund die Tiere sind und wie sie wandern. In Frankfurt leben nach Schätzungen mehrere Tausend Kaninchen in Grünanlagen und Parks. «Die Frage ist: wo kommen sie her?», sagte Ziege: «Sind sie zugewandert oder waren sie schon immer da?»
Wildkaninchen sind fast in ganz Europa verbreitet und gelten vielerorts als Plage. Andererseits gehen die Bestände in vielen Regionen zurück, unter anderem wegen Seuchen wie Myxomatose (Kaninchenpest) und durch den Rückgang des geeigneten Lebensraums.