Die Verantwortung und die Gestaltungsmacht der Städte im Hinblick auf die Ausrichtung der Landwirtschaft in ihrem Umland hat der Vorsitzende des Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW), Felix Prinz zu Löwenstein, hervorgehoben.
Beim Kongress „Stadt-Land-Bio“ anlässlich des Tages des Ökologischen Landbaus auf der Internationalen Grünen Woche (IGW) in Berlin appellierte der BÖLW-Vorsitzende an Bürgermeister, Verwaltungen und Kommunalpolitiker, in ihren eigenen Kommunen aktiv zu werden und sich für ökologische Landwirtschaft und Ernährung zu engagieren. Prinz Löwenstein verwies auf eine Vielzahl von Beispielen, „die Mut machen“.
Land liefert Wertschöpfung in die Stadt
Der Präsident des Deutschen Städtetages, Nürnbergs Oberbürgermeister Ulrich Maly, sprach von der kommunalen Nachfragemacht, die es für die Biobranche zu bündeln gelte. Die Möglichkeiten reichten von der Verpflegung in Kantinen öffentlicher Einrichtungen wie Schulen, Krankenhäusern oder Behörden über die Gestaltung städtischen Grüns und die Bewirtschaftung der Trinkwasser-Einzugsgebiete bis zu Angeboten für die Ernährungsbildung.
Damit könne ein wesentlicher Beitrag für einen notwendigen Paradigmenwechsel im Verhältnis der Stadt zum Umland geleistet werden, der durch die Energiewende noch befeuert werde. „Das Land liefert Wertschöpfung in die Stadt und erfährt zugleich Wertschätzung“, so der SPD-Politiker.
Bewusstseinsbildung entscheidend
Der Präsident der dänischen Bio-Bewegung, Per Kølster, bezifferte den Anteil der Mahlzeiten in öffentlichen Kantinen aus ökologischem Landbau in Kopenhagen auf zwei Drittel. Die Zielmarke von 100 % Bio bezeichnete Kølster als realistisch. Erfolgsfaktor sei die Bewusstseinsbildung bei den Bürgern, und zwar bei Kindern und Eltern, Politikern und Beamten. Diesen Weg habe die dänische Hauptstadt vor 15 Jahren begonnen. Kopenhagen setze in allen Bereichen auf Nachhaltigkeit und wolle beispielsweise spätestens bis 2030 eine CO2-neutrale Stadt sein.
Der Präsident des italienischen Städte- und Gemeindetages, der Oberbürgermeister von Turin, Pierro Fassino, kündigte an, das Thema „Ernährung“ zum zentralen Anliegen der EXPO 2015 in Mailand und Turin zu machen. Auch Fassino engagiert sich eigenen Angaben zufolge für den Ausbau der ökologischen Landwirtschaft durch die Nachfragemacht einer Grossstadt und ihrer Bürger.


