Windkraftanlagen werden für Fledermäuse vermehrt zur Todesfalle. Durch Nichteinschalten der Turbinen bei schwachem Wind könnte das Kollisionsrisiko laut einer Studie massiv reduziert werden. Die Verluste bei der Stromproduktion wären gering.
Stromproduktion mit Windkraft boomt. Dadurch wächst für Vögel und Fledermäuse die Gefahr, mit den riesigen Rotorblättern zu kollidieren. Diese können an den Enden eine Geschwindigkeit von über 300 km/erreichen, wie die Universität Bern in einer Mitteilung vom Mittwoch schreibt.
Windstille oder schwacher Wind
Forschenden der Universität ist es mit Unterstützung der Eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft gelungen, die Flughöhe von Fledermäusen in Abhängigkeit von der Windgeschwindigkeit zu rekonstruieren. Dazu installierten sie Ultraschalldetektoren an Kabeln, die mit einem Teleskopkran bis auf eine Höhe von 65 Metern gespannt wurden.
Es zeigte sich, dass bei Windstille oder schwachem Wind nur wenige Fledermausarten innerhalb des Rotorbereichs (50-150 m über dem Boden) aktiv sind. Die meisten Arten meiden diese Höhen, sobald die Windgeschwindigkeit 5,4 Meter pro Sekunde (m/s) überschreitet.
Bulldoggfledermaus am meisten gefährdet
Das grösste Kollisionrisiko besteht gemäss den Forschenden vom Institut für Ökologie und Evolution der Universität Bern für die Europäische Bulldoggfledermaus, eine von 19 Fledermausarten im Wallis und eine der grössten in Europa. Alle anderen Arten verlassen die Höhen und und jagen näher am Boden, sobald die Windintensität zunimmt.
Die Wissenschaftler stellten fest, dass bei Windgeschwindigkeiten über 5,4 m/s nur rund 5 Prozent der normalen Flugaktivität innerhalb des kritischen Rotorbereichs stattfindet. Das Kollisionsrisiko könne um 95 Prozent reduziert werden, wenn die Rotoren erst ab einer Windgeschwindigkeit von rund 5 m/s in Gang gesetzt werden.
«Diese einfache Anpassung des nächtlichen Betriebs von Windkraftanlagen würde das Schadenspotenzial für Fledermäuse stark reduzieren», wird Studienleiter Raphaël Arletta zitiert. Die Massnahme müsse allerdings in der ganzen Südschweiz angewendet werden, sobald die Umgebungstemperaturen über dem Gefrierpunkt lägen. Dies weil die Bulldoggfledermaus das ganze Jahr durch aktiv sei.