Daniel Salzmann, stellvertretender Chefredaktor des "Schweizer Bauer", bloggt über die Swiss Expo. Seine Vorfahren waren leidenschaftliche Viehzüchter. Mit seinem Onkel sah er sich in Lausanne die Kühe genauer an.
Einer meiner Cousins hatte mich eingeladen. „Du musst unbedingt einmal an die Swiss Expo kommen“, meinte Franz Salzmann, ein engagierter Kuhfitter und Holsteinzüchter, der heute in Gurmels FR wohnhaft ist. Und zwar am Holstein-Tag. Das ist Familientradition.
Im Jahre 1929 war es, als mein Urgrossvater Karl Salzmann dem Drängen meines 9-jährigen Grossvaters Ernst nachgab und von rotem Fleckvieh auf schwarzes Freiburger Fleckvieh umstellte. Mein Grossvater hatte die Bekanntschaft von Freiburger Kühern mit schwarzen Kühen gemacht und sich für diese Rasse begeistert. Und um das Jahr 1970 herum war es mein Onkel Ernst, der als Schulabgänger darauf bestand, dass mit Holstein-Blut eingekreuzt wird. Später wurde Ernst Zuchtbuchführer, sein Bruder Andreas, mein Götti, präsidiert heute den Holsteinzuchtverein Schwarzenegg. So kam es, dass ich am Samstagmorgen vor einer Woche im Mitsubishi Pajero meines Onkels Ernst mit nach Lausanne fuhr. In ihm hatte ich den ganzen Tag über einen Viehzuchtkenner an meiner Seite.
Hühnerhaut-Stimmung
Nun, eine gute Woche später, ist mir vor allem ein Moment in frischer Erinnerung. In der Kategorie 20 wurden die Kühe mit der höchsten Lebensleistung einzeln aufgerufen und im Schweinwerferlicht durch den Ring geführt. Für jede einzelne gab es grossen Applaus von den Tausenden Zuschauern. Als letzte Kuh, als diejenige mit der höchsten Lebensleistung der anwesenden Kühe, war Hellender Juror Jurgolin an der Reihe. Sie weist eine Lebensleistung von über 132'000 Kilogramm auf. Für ihre vierzehn Jahre präsentierte sie sich in beneidenswerter Form.
Gleich zwei Töchter von ihr waren zuvor aufgerufen worden: Hellender Champion Calanda und Hellender Champion Corina, beide ebenfalls sehr beeindruckende Kühe. Kaum hatte Barbara Pokorny Jurgolin aufgerufen, erhoben sich sämtliche Zuschauer zu Ehren dieser Kuh und klatschten laut Applaus. Eine Standing Ovation für eine Superkuh! Da war sie, die vielgerühmte Swiss-Expo-Stimmung. Hühnerhaut-Stimmung. Vor Rührung füllten sich Enders Augen mit Tränen.
Die Folgen des enorm hohen Niveaus
Ein kleiner Wermutstropfen war, dass es keine selbstgezüchtete Schweizer Kuh in den Auszug der sechs schönsten Kühe für die Wahl der Grande Championne schaffte. Neben drei im Ausland geborenen Tieren in ausländischem Besitz reihten sich dort ein:
- Decrausaz Iron O’Kalibra im Besitz von GS Alliance & Pat Conroy
- Galys-Vray, eine in Frankreich geborene Kuh im Besitz von Marc und Erhard Junker, Thomas Staub, AL.BE.RO
- Jomagro Goldwyn Jasmin, eine in Österreich geborene Kuh im Besitz von Gobeli Holstein, Lorenz Bach, Gary Jones und M. von Känel
In den Kategorien hatten viele selbstgezüchtete Kühe aus der Schweiz sehr gut mithalten können. So hatten etwa die Betriebe Comex Currat-Papaux-Piller und Jacques Rouiller mehrere Kühe in den vordersten Rängen. Aber am Schluss, als es um die ganz grosse Ehre ging, dominierten hinzugekaufte Kühe von Betrieben, die nicht ausschliesslich in der Landwirtschaft tätig sind. Die Schweizer Holsteinzucht ist dermassen international geworden und das Niveau an der Spitze so hoch, dass es für die meisten Schweizer Milchvieh-Betriebe fast unmöglich geworden ist, ganz an der Spitze mitzumischen.
Umso mehr freute ich mich, dass bei Red-Holstein Plattery Savard Rénita aus dem Betrieb von Isabelle und Christian Menoud den Vorjahressieg wiederholen konnte. Vor gut einem Jahr hielt der Schweizer Bauernverband auf dem Betrieb von Menoud seine Neujahrsmedienkonferenz ab, und ich erinnere mich, wie mein Redaktionskollege Samuel Krähenbühl mir in Menouds Laufstall Plattery Savard Rénita zeigte und wie mir Christian Menoud erklärte, dass er sich mit diesem Tier noch grosse Hoffnungen machte. Zurecht.