Auf der Suche nach einem Standort für ein Atomendlager hat die Nagra nach drei Jahren ihre Tiefbohrkampagne in den Kantonen Aargau, Zürich und Thurgau abgeschlossen. Im Herbst will die Nagra ihren Standortvorschlag präsentieren.
Das Bild des Untergrunds sei nun vollständig, teilte die Nationale Genossenschaft für die Lagerung radioaktiver Abfälle (Nagra) am Dienstag in Windisch AG vor den Medien mit.
Drei Gebiete
Die Nagra zeigte sich mit dem Verlauf der Tiefenbohrungen sehr zufrieden. Die in den letzten Jahren erarbeitete Datengrundlage ist gemäss Nagra-CEO Matthias Braun «sehr solide».
Die Bohrungen hätten bestätigt, dass sich alle drei potenziellen Standortgebiete Jura Ost (Bözberg AG), Nördlich Lägern (AG/ZH) und Zürich Nordost (Weinland ZH/TG) für ein Tiefenlager eigneten, hiess es. Das gleiche Fazit zu den Standorten hatte die Nagra bereits im November 2020 anderthalb Jahre nach dem Start der Tiefbohrungen gezogen.
Bereit für Standortvorschlag
Die Nagra will nach eigenen Angaben im kommenden Herbst bekanntgeben, für welchen Standort sie beim Bund das Rahmenbewilligungsgesuch für das Tiefenlager einreichen wird. In einer der drei Regionen soll das Tiefenlager gebaut werden. Dort sollen schwach-, mittel- und hochradioaktive Abfälle entsorgt werden.
Die Nagra hatte das Gebiet «Nördlich Lägern» ursprünglich wegen bautechnischen Nachteilen zurückstellen wollen. Der Bundesrat entschied jedoch anders. Nach bisheriger Planung erwartet die Nagra in etwa acht bis zehn Jahren einen Standortentscheid von Bundesrat und Parlament. Eine Volksabstimmung wird möglich sein. Erste Atomabfälle könnten gemäss Nagra um das Jahr 2050 eingelagert werden.
Tiefenbohrungen für 170 Millionen Franken
In den vergangenen drei Jahren bohrte die Nagra acht Mal in die Tiefe. Die letzte, neunte Bohrung steht unmittelbar vor dem Abschluss. Die Bohrkampagne kostete 170 Millionen Franken. Die Kosten aller Untersuchungen des Untergrunds der Nordwestschweiz seit Anfang 2019 belaufen sich auf 240 Millionen Franken.
Insgesamt gab es mehr als 10’000 Bohrmeter und mehr als 6000 Meter Bohrkerne. 4000 Proben wurden entnommen. Nach Angaben von Nagra-CEO Braun wurden überall gute Gesteinsproben, so genannte Bohrkerne, an die Oberfläche geholt. Auch die zahlreichen Messungen in den Bohrlöchern lieferten demnach gute Resultate.
Der nationalen Genossenschaft für die Lagerung radioaktiven Abfälle gehören die Betreiber der Schweizer Atomkraftwerke sowie die Eidgenossenschaft an. Die 1972 gegründete Nagra mit Sitz in Wettingen AG hat die Aufgabe, die radioaktiven Abfälle der Schweizer sicher zu lagern.