Die Massnahmen wegen Corona-Pandemie führen zu Verwerfungen in der Wirtschaft, so auch im Fleischmarkt. Wegen der Gastroschliessung ist der Kalbfleischabsatz eingebrochen. Die Kälbermäster fordern die Verarbeiter auf, auf Abzüge zu verzichten.
Seit rund einem Jahr sorgt das Coronavirus für Einschränkungen. Zum Schutz der Bevölkerung hat der Bund strenge Massnahmen eingeführt. Restaurants sind seit Wochen geschlossen, auch in der Hotellerie kam es zu grossen Einbrüchen.
Nachfrage eingebrochen
Die Gastronomie ist aber ein wichtiger Abnehmer von Schweizer Kalbfleisch. Aufgrund der Schliessung ist Nachfrage eingebrochen. Die Folge: In den Ställen der Bauern kommt es zu einem massiven Stau bei den Mastkälbern. «Trotz pünktlicher Anmeldung für die Schlachtung können die Kälber nicht wie vereinbart die Ställe verlassen», schreibt der Schweizer Kälbermäster-Verband (SKMV) am Donnerstag in einer Mitteilung.
Dies wirkt sich für Bauern doppelt negativ aus. Die Kälber überschreiten die Gewichts- und auch Alterslimite von 160 Tagen. Die Mäster verlieren von Woche zu Woche viel Geld, da der Preis bei solchen Tieren massiv sinkt. Das ärgert den Verband sehr. «Es werden Abzüge für zu schwere und zu alte Tiere gemacht, bei welchen der Mäster gar nichts dafür kann», kritisiert der SKMV.
Verarbeiter machen Preisdruck
Der Verband fordert die Verarbeiter auf, auf diese Abzüge zu verzichten, bis die zurückgestellten Tiere abgeräumt sind. Eine ähnliche Situation gab es im vergangenen Jahr in Deutschland, als Tönnies den Schlachthof für Schweine wegen eines Covid19-Ausbruchs schliessen musste. Die Tiere wurden nicht geschlachtet, es kam zu einem grossen Rückstau. Die Folge: Die Preise für die Bauern sanken, zudem wurden sie mit Abzügen wegen des Gewichts belegt.
Die Kälbermäster werfen den Verarbeitern zudem vor, die Pandemie dazu zu nutzen, die Preise zu drücken. «Aufgrund zahlreicher Rückmeldungen stellt wir fest, dass der Richtpreis der Branchenorganisation Fleisch (Proviande) massiv unterschritten wird», heisst es in der Mitteilung weiter. Die Kälbermäster fordern die Akteure auf, die Krise nicht auszunutzen, um die Preise zu drücken. Der Verlust bei den Kälbermäster sei ohnehin bereits gewaltig.
Der Zyklus beim Kalbfleisch ist meist immer gleich. Im Frühling ist das Angebot zu gross: Kalbfleisch wird eingelagert. Im Herbst ist das Angebot zu klein: Kalbfleisch wird importiert. Laut dem SKMV wurden in den vergangenen Jahren meist im März Marktentlastungsmassnahmen beschlossen, um die Preise zu stützen. bki
Millionenverluste
Bereits Mitte Januar forderte der Verband die Branche auf, Kalbfleisch einzulagern. Dies deshalb, weil nach Weihnachten der Kalbfleischmarkt praktisch zum Erliegen gekommen ist. Die Kälbermäster haben nach eigenen Angaben aufgrund des Preiszerfalls seit dem 14. Dezember 2020 mehr als eine Million Franken pro Woche verloren. Mit der Einlagerung sollte ein weiterer Preisverlust abgewendet werden.
«Wir bitten die Proviande, die Einlagerungen unverzüglich zu beschliessen. Falls das Geld wegen der bundesrätlichen Massnahmen nicht ausreicht für die Einlagerungen, ist sofort ein Gesuch beim Bundesrat zu stellen, damit diese Beiträge erhöht werden», forderte der SKMV.
Einlagerungen beschlossen
Der Verwaltungsrat von Proviande hat in der Folge mit Zustimmung des Bundeamts für Landwirtschaft BLW beschlossen, eine freiwillige Einlagerung von Kalbfleisch mit Beiträgen einzuleiten. Die Einlagerungsperiode dauert vom 27. Januar bis zum 5. März 2021.
Der Schweizer Kälbermäster-Verband (SKMV) zeigte sich zufrieden. «Wir begrüssen deshalb den Entscheid der Proviande, die Einlagerung nun freizugeben. Somit stehen 3 Millionen Bundesgelder für diese Aktion zu Verfügung. Wird fordern nun vor allem die grossen Akteure auf, sich aktiv an der Einlagerung zu beteiligen und nicht mit dem Feuer zu spielen und den Preis noch weiter sinken zu lassen», teilte der Verband in einer Mitteilung mit.
zvg
Vielleicht sollte einiges anderes gleich mit “Abgeräumt”werden... zum Beispiel diese unsinnige Massentierhaltung
Tausende von Hühner in einem Stall in 36 Tagen “schlachtreif” auch so ein Ausdruck können kaum noch gehen und werden mit Antibiotika vollgestopft ... Schweine werden auf Beton und Holzrippen Böden gehalten auf kleinstem Raum in viel zu großer Zahl...auch mit Antibiotika vollgestopft ...
Aber solange DC Monalds offen hat ist ja alles noch in Ordnung.