Jede dritte Motorsäge, die weltweit verkauft wird, stammt vom deutschen Hersteller Stihl. Die Ketten dieser Sägen werden seit 1974 alle in der Schweiz gefertigt. Nun steuert Stihl auf ein weiteres Rekordjahr zu. Das führt auch zu Wachstum in den Fabriken in Wil und Bronschofen im Kanton St. Gallen.
Stihl-Konzernchef Bertram Kandziora rechnet zwei Monate vor Jahresende zwar mit einem neuen Umsatzrekord, die Krise in vielen europäischen Ländern bekommt aber auch der renommierte Motorsägenhersteller zu spüren. Ein zweistelliges Umsatzplus wie 2011 hält Kandziora daher für unwahrscheinlich. «Im Moment liegen wir bei einem Wachstum von rund sieben Prozent», sagte der Manager der deutschen Nachrichtenagentur DPA.
Hohe Eigenkaptialquote
2011 hatte die Gruppe mit weltweit über 12’000 Mitarbeitern einen Umsatz von 2,62 Mrd. Euro (3,15 Mrd. CHF) erzielt. Zum Gewinn macht das Unternehmen mit Sitz in Waiblingen im Bundesland Baden-Württemberg keine Angaben. «Er wird sich auf jeden Fall nicht schlechter als der Umsatz entwickeln», verriet Kandziora einzig. Zudem stehe die Eigenkapitalquote weiterhin bei knapp 70 Prozent, was Stihl entsprechend unabhängig von den Banken mache.
Russland und USA als Umsatztreiber
So glänzend Stihls Umsatzzahlen in ihrem Total sind, in den einzelnen Märkten sieht die Lage nicht überall gleich rosig aus. Wegfallende Umsätze in den Krisenstaaten Italien, Spanien, Portugal und Griechenland sowie in einigen osteuropäischen Ländern kann Stihl in Brasilien, Russland und vermehrt sogar in Asien wettmachen.
Immer wichtiger wird das waldreiche Russland, wo zweistellige Wachstumsraten verzeichnet werden. «Im Jahr 2000 hatte Russland für uns noch eine geringe Bedeutung. Inzwischen ist dieser Markt in unserer Umsatzliste weit vorgerückt,» so Kandziora.
Asien: Es fehlen die Privatkunden
Auch in asiatischen Ländern macht Stihl immer mehr Umsatz - wenn auch noch auf «überschaubarem Niveau», wie der Konzernchef es ausdrückt. Schwierigkeit in China und Indien ist das Fehlen von Privatkunden.
«Das private Einfamilienhaus mit Garten ist in China praktisch nicht vorhanden», erklärte Kandziora, der nach eigenen Angaben selbst keine Motorsäge besitzt. Ein wohlhabender Chinese mit einem entsprechendem Anwesen arbeite nicht selbst mit einer Motorsäge. Er lasse arbeiten, weshalb es ihn weniger interessiere, ob ein Werkzeug leistungsfähig oder komfortabel ist.
Umsatzmässig wird Stihl zudem von der Entwicklung in Nordamerika angeschoben. «Nordamerika ist der grösste Einzelmarkt überhaupt», sagte Kandziora. «Was sich dort tut, bestimmt letztendlich einen grossen Teil des Gesamtumsatzes.» Der gegenüber dem Euro erstarkte Dollar trägt noch das seine zur positiven Entwicklung des Absatzes bei.
800 Mitarbeiter in der Schweiz
Zwar verkauft Stihl nebst Motorsägen auch noch andere Gartengeräte, Bohrer und Trennschleifer. Damit die Sägekettenproduktion aber mit dem weltweiten Wachstum von Stihl mithalten konnte, wurden die Fabrikkapazitäten in der Schweiz ständig ausgeweitet. Die 1974 in Wil SG aufgenommen Kettenproduktion zügelte bereits fünf Jahre später in einen Neubau.
1982, 1986 und 2004 wurde die Fabrik erweitert. 2008 wurde in Bronschofen SG dann ein zweites Sägekettenwerk eingeweiht, in das der deutsche Konzern 160 Mio. Fr. investierte. Diesen Frühling schliesslich kam es in Wil zum Spatenstich für ein neues 18 Mio. Fr. teures Logistikgebäude. Insgesamt sind für Stihl in der Schweiz rund 800 Mitarbeiter tätig.
Trotz starken Schweizer Frankens und teurer Produktionsbedingungen bleibt Stihl der Schweiz offensichtlich treu. Mittlerweile werden 70 verschiedene Sägekettenvarianten im Kanton St. Gallen produziert.
Doch nicht nur eine der wichtigsten Komponenten der Motorsägen stammt aus der Schweiz: Auch Andreas Stihl, der das Unternehmen 1926 in Stuttgart gegründet hatte, kam in Zürich zur Welt.