Im Bergdorf Jaun steht der Haussegen schief. Bauern und Behörden sind sich in die Haare geraten. Wegen einem Käsereineubau.
In den Produktionverträgen mit Gruyère AOP steht, dass die Produktion nur in der dorfeigenen Käserei erfolgen darf. In der Käserei Jaun werden 2,15 Mio. Kilo Milch von 23 Lieferanten zu Greyerzer und Vacherin verarbeitet. Dies war so bis Ende 2014. Die Käsereigenossenschaft hatte sich mit Käser Stephan Küttel zerstritten und hatte ihm gekündigt.
Baugesuch eingereicht
Dieser betreibt nun auf dem Jaunpass die Alpkäserei und den Verkaufsladen. Ein Nachfolger konnte nicht gefunden werden. Die Milch wird seit Neujahr in Charmey verarbeitet. Das unter der Bedingung, dass bis 2018 ein Ersatz für die zu eng gewordene Käserei realisiert ist. Direktor Philippe Bardet von der Gruyère-Sortenorganisation betont: «Geht diese bis 1. Januar 2018 samt Käselager nicht in Betrieb, wird der Käsereigenossenschaft das Gruyère-Kontingent entzogen.» Pikantes Detail: Das bestehende Käselager und der Verkaufsladen gehört Stephan Küttel.
Nach gut dreijähriger Vorbereitungszeit hat die Käsereigenossenschaft Jaun Ende Juni ein Neubauprojekt vorgestellt. Das neue Gebäude soll rund 4,5 Mio. Franken kosten. Anfänglich wollten die Jaun-Gastlosen-Bergbahnen sich daran beteiligen, wollten ein Restaurant als Ersatz für die in die Jahre gekommene Buvette integrieren. Doch die Zusammenarbeit ist gescheitert. Gemeindepräsident Jean-Claude Schuwey, auch Verwaltungsratspräsident der Bahnen dazu: «Zuerst lehnten die Bauern ab, es sei nicht ihre Aufgabe, ein Restaurant zu bauen. Dann forderten sie einen zu hohen Baurechtszins.»
Gemeinderat ist kritisch
Der Gemeinderat von Jaun stellt sich gegen das Projekt mit der Begründung, dass die neue Käserei zu dem heute bestehenden Käsereiladen an der Jaunpassstrasse gehört und nicht auf den Parkplatz der Bergbahnen. «Es macht doch keinen Sinn, dass innert 300 Metern zwei Läden und zwei Käsekeller betrieben werden», so Schuwey.
«Besser wäre gewesen, wenn sie mit ihrem früheren Käser Verhandlungen für eine Miete oder einen Kauf aufgenommen hätten.» Auch die Bauernschaft sei uneins, heisst es in einer Mitteilung des Käsereivorstands. «Missgunst, Desorientiertheit mit Unterstützung von Personen, die die Genossenschaft auf die Knie zwingen wollen, pflastern zusätzlich den steinigen Weg», heisst es weiter. Präsident Michael Cottier war nicht erreichbar.
Dass die Situation verfahren ist, kommt auch darin zum Ausdruck, dass die Käsereigenossenschaft mit einer Anzeige gegen unbekannt auf schriftliche Verleumdungen über das Projekt und über einzelne Vorstandsmitglieder reagierte. Am nächsten Montag ist eine Aussprache mit dem Gemeinderat angesetzt.


