Meinrad Pfister und Thomas Hunkeler betreiben eine der grössten landwirtschaftlichen Biogasanlagen der Schweiz. Sie liefern Strom für 1000 Haushalte, heizen den Schweinestall und trocknen Cheminéeholz.
«Wir können mit dem Strom, den wir hier produzieren, 1000 Haushalte versorgen», sagte Meinrad Pfister vor den Medienleuten, die sich auf Einladung des Ja-Komitees fürs Klimagesetz auf Pfisters Wiggerhof in Altishofen LU gekommen waren.
Läuft rund um die Uhr
Wenn Betreiber von Fotovoltaikanlagen dies sagen, muss man immer bedenken, dass solche Anlagen nicht rund um die Uhr Strom produzieren. Die Biogasanlage hingegen läuft im Prinzip rund um die Uhr. Die Motoren, die das Biogas verbrennen und den Generator antreiben, laufen laut Pfister mit Ausnahme kurzer Revisionen in der Lebensdauer von rund zehn Jahren durchgehend.
Und in Zusammenarbeit mit einer Tochterfirma des Verbands Ökostrom Schweiz kann auch Pfisters Anlage in Abstimmung mit grossen Energieversorgern abgeschaltet werden, wenn zu viel Strom im Netz ist.
25000 Tonnen verarbeitet
Pfister berichtete auf dem Rundgang, dass er und sein Cousin Thomas Hunkeler im Jahr 2017 die Anlage von einer Leistung von 100kW auf 635kW elektrische Leistung ausgebaut haben. Die Anlage gehört einer GmbH, die zu 50% den beiden gehört. Sie haben für die Anlage rund 6 Mio. Fr. investiert. Verarbeitet werden 25000 Jahrestonnen: 11’000 Tonnen Rohgülle, unter anderem angepumpt von vier Schweinebetrieben in der Nachbarschaft, 10’000 Tonnen Mist (vorwiegend von Kühen und Rindern) von Betrieben aus der Umgebung und 4’000 Tonnen Co-Substrate (Getreideabgang, Grüngut von zwei Gemeinden, Lebensmittelabfälle, Fette und Glycerine).
Neben dem Strom entsteht Wärme für den ganzen Hof und zum Trocknen von Cheminéeholz, das ein Kunde bringt. Und natürlich entsteht Gärgut, das als Dünger genutzt wird. Dieses wird auch in die Ackerbaugebiete in den Kantonen Bern, Aargau und Solothurn geliefert. Pfister sagt: «Diverse Betriebe in unserer Region haben Nährstoffüberschüsse. Wir liefern die Nährstoffe in Ackerbaugebiete. Wenn diese dort Kunstdünger ersetzen, machen wir alles richtig. Wir hatten auf dem Wiggerhof bis zur Einführung der Suissebilanz gegen 14 Düngergrossvieheinheiten pro Hektare. Trotzdem sind die Böden bis heute sehr fruchtbar, und es werden Speisekartoffeln angebaut. Hofdünger sind sehr wertvoll für die Bodenfruchtbarkeit.»
In Zukunft nur Methan?
Was sind die Zukunftspläne für die Anlage? Pfister sagt, es wären noch mehr Gülle und Mist aus der Umgebung zur Biogasgewinnung da, aber die Anlage stosse in der Landwirtschaftszone von der Grösse her an Grenzen, man treffe derzeit Abklärungen. Auf der anderen Seite des Flusses Wigger plane die Transportfirma Galliker zusammen mit dem Stromversorger CKW ein grosses Hozheizkraftwerk, um ihre Lastwagen mit Strom und Wasserstoff zu versorgen, vielleicht seien da Synergien möglich, so Pfister.
Da im Jahr 2026 der zwanzigjährige KEV-Vertrag zur Förderung der Stromproduktion ausläuft, ist es laut Pfister auch eine Option, anstelle der Stromproduktion das Biogas auf 100% Methan aufzubereiten und dann ins Erdgasnetz einzuspeisen. Abwärme gäbe es dann nicht mehr. Seit Russland die Ukraine kriegerisch angegriffen hat, ist die Nachfrage nach einheimischem Biogas bekanntlich stark gestiegen.
Am 18. Juni stimmt die Schweizer Stimmbevölkerung über das Klimaschutzgesetz ab. Die Vorlage verpflichtet, Massnahmen gegen die Folgen der Klimaerwärmung zu ergreifen, um die Schweiz bis zum Jahr 2050 klimaneutral zu machen. Um dieses Ziel zu erreichen, plant der Bund Fördermassnahmen: So soll der Ersatz von Öl-, Gas- und Elektroheizungen mit klimaschonenden Heizungen mit zwei Milliarden Franken unterstützt werden und Betriebe in Industrie und Gewerbe, die innovative Technologien zur klimaschonenden Produktion einsetzen, sollen von Fördergeldern in der Höhe von 1,2 Milliarden Franken profitieren
Pionier auch bei M-Sano
Als Pfister und Hunkeler im Jahr 2004 die Biogasanlage auf dem Wiggerhof bauten, gehörten sie in der Schweiz zu den Ersten, die das wagten. Es war nicht das erste Mal, dass die Familie Pfister zu den Pionieren zählte. Sein Vater verkaufte im Jahr 1964 die Kühe und spezialisierte sich auf Schweine. «Landwirtschaftliche Schulen und Berater gaben ihm keinen Kredit. Es gab natürlich Schwierigkeiten, aber in den 1970er-Jahren folgten die Boomjahre.»
So konnte sein Vater bereits in diesen Jahren Ställe für 100 Mutterschweine und 500 Mastschweine bauen. Meinrad Pfister seinerseits war 1996 ein Pionier in der Label-Schweinehaltung. Er startete mit M-Sano, wechselte dann zu Coop, heute hält er Schweine nach IP-Suisse-Standard. Es war darum immer glaubwürdig, wenn er als Suisseporcs-Präsident sagte: «Wir halten die Tiere nach Label-Kriterien, aber die Leute müssen dieses Schweinefleisch dann auch kaufen.»