Die Landwirtschaft in Italien muss sich ähnlich wie in anderen europäischen Ländern mit einem fortschreitenden Strukturwandel auseinandersetzen. Die Betriebe sind weiterhin vor allem traditionell geprägt. Landwirt-schaftliche Kapitalgesellschaften spielen eine stark untergeordnete Rolle.
Dies geht aus den endgültigen Zahlen der jüngsten allgemeinen Landwirtschaftszählung Italiens hervor, die das römische Statistikinstitut
(ISTAT) Mitte Juli veröffentlichte.
7,9 ha pro Betrieb
Demnach ging die Zahl der Betriebe zurück, während die verbleibenden Höfe grösser wurden. Im Jahr 2010 zählten die Statistiker noch 1,6 Millionen landwirtschaftliche Betriebe, das waren 32,4 Prozent weniger als bei der vorangegangenen Vollzählung 2000.
Insgesamt bewirtschaften sie 12,9 Mio. ha landwirtschaftliche Nutzfläche. Dies entspricht 42,8 Prozent der Landesfläche. Pro Betrieb wurden durchschnittlich 7,9 ha genutzt, 44,2% mehr als zehn Jahre zuvor.
Nach Regionen betrachtet befanden sich die grössten Betriebe im Nordwesten mit durchschnittlich 14,4 ha und die kleinsten im Süden mit durchschnittlich 5,1 ha pro Betrieb. Rund 96 Prozent der Betriebsinhaber waren Einzelpersonen oder Familien, in 99 Prozent aller Betriebe wurde zudem auf Familienarbeitskräfte zurückgegriffen.
Bei Tierhaltung dominieren die Rinder
Bei der Tierhaltung dominierte nach wie vor die Rinderhaltung. Im Jahr 2010 gab es 218’000 Betriebe mit Vieh in Italien, davon hielten 57,1% Rinder. Schwerpunkte lagen vor allem im Norden des Landes. Allein
in der Lombardei, Piemont, Venetien und Emilia-Romagna befinden sich knapp zwei Drittel des gesamten Tierbestandes in Italien.
Der Ökolandbau hat dagegen seinen Schwerpunkt im Süden. Die Statistiker zählten 44’455 Biobetriebe im Land, davon 63 Prozent in den südlichen Regionen.
Trend zur Intensivierung und Spezialisierung
Das italiensche Landwirtschaftsministerium sieht trotz der einen dominierenden Betriebsform deutliche Zeichen des Wandels. In einem ersten Kommentar verwies es auf die gestiegenen Pachtaktivitäten und Pachtpreise. Auffällig seien auch die wachsenden Investitionen in der Branche.
Familienarbeitskräfte gebe es zwar in fast allen Betrieben, ihre Zahl je Betrieb nehme jedoch ab. Die verbleibenden würden ihre Anwesenheit intensivieren und sich spezialisieren, unterstrich das Ressort. Der Anteil der Lohnarbeiter stieg laut ISTAT von 14,3 auf 24,2%. Inzwischen sind 37 Prozent der Beschäftigten weiblich.
Mehr Frauen - und jeder vierte Arbeitskraft kommt aus dem Ausland
Auch auf der Führungsebene steigt der Frauenanteil: Rund 31 Prozent der Betriebsinhaber waren 2010 Frauen. Dabei wurden leicht überdurchschnittliche Zahlen im Süden und in Mittelitalien verzeichnet.
Bei der jüngsten Vollerfassung wurden zum ersten Mal auch die ausländischen Arbeitskräfte ausführlich erfasst. ISTAT zählte 233’000 Personen in landwirtschaftlichen Betrieben, davon 57,7 % aus EU-Ländern und 42,3 % aus Drittstaaten. Damit kam jede vierte Fremdarbeitskraft eines Betriebes aus dem Ausland. Insgesamt machten sie 6,4 % der Beschäftigten aus.
Der Generationswechsel vollzieht sich in den italienischen Landwirtschaftsbetrieben immer noch sehr langsam, berichtete das Agrarressort. Auch seien die Betriebsinhaber kaum ausgebildet. So verfügten gemäss den Statistikern nur 6,2 Prozent der Unternehmensleiter über eine Matur und nur 0,8 % hätten studiert.
Schere zwischen Nord und Süd
Optimistisch zeigte sich das Ministerium über den steigenden Anteil an weiblichen Führungskräften und die wachsende Diversifizierung der Unternehmensaktivitäten. Diese Entwicklung sei in den einzelnen Regionen jedoch unterschiedlich stark ausgeprägt. Die Schere zwischen dem Norden und dem Rest des Landes gehe in Bezug auf Produktivität und Modernisierung immer weiter auseinander, meinte das Ressort.