Eines der Argumente für den Biolandbau ist, dass die Methode Kohlenstoff im Boden anreichert - und somit den Klimawandel mindert. Doch der Beweis stand bisher aus. Nun hat ein internationales Forscherteam unter Schweizer Leitung diesen Effekt bestätigen können.
Die Gruppe um Andreas Gattinger vom Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FiBL) in Frick AG hat dazu die Daten von 74 früheren Studien ausgewertet, die jeweils biologischen und nichtbiologischen Anbau verglichen hatten. In den Studien wurde die Menge von organischem Kohlenstoff im Humus gemessen, der obersten Erdschicht des Bodens.
Mist und Gülle für das Klima
Es zeigte sich, dass biologisch bewirtschaftete Böden im Schnitt 3,5 Tonnen mehr Kohlenstoffvorräte pro Hektare enthalten als nichtbiologisch bewirtschaftete Böden, wie die Forschenden nun im Fachblatt «Proceedings of the National Academy of Sciences» (PNAS)  berichten. Dies teilte das FiBL am Dienstag mit.
Dieser zusätzliche Kohlenstoff stammt vor allem aus organischen Düngern wie Mist und Gülle sowie aus dem Anbau von Klee-Gras-Wiesen. «Der Biolandbau ist zwingend an diese organischen Substanzen gebunden, um Nährstoffe zu bekommen», sagte Gattinger der Nachrichtenagentur sda. Konventionell arbeitende Bauern benützen dafür Kunstdünger, der keinen Kohlenstoff enthält.
Reduktion des Klimagas-Ausstosses 
Die Forscher konnten ausserdem einen klimaschonenden Effekt nachweisen: Bioböden können bis zu 450 Kilogramm mehr Kohlenstoff pro Hektare und Jahr aus der Atmosphäre einlagern - sogar wenn der Bauer keinen Hofdünger von ausserhalb des eigenen Betriebs zufügte. Dieser Kohlenstoff stamme aus dem klimaschädlichen Kohlendioxid (CO2) in der Luft.
Die Menge fällt ins Gewicht: Würde die gesamte Landwirtschaft auf den Bio-Betriebskreislauf umgestellt, könnte der Klimagas-Ausstoss der Landwirtschaft in Europa um etwa 23 Prozent und in den USA um 36 Prozent reduziert werden, berechneten die Forscher. Das entspricht rund 13 Prozent der totalen Reduktionen, die nötig sind, um die Klimaziele bis 2030 zu erreichen.
Mischsystem auch im konventionellen Landbau
«Diese Massnahmen sind zwar typisch für den Biolandbau, können aber im Prinzip in jedem Landwirtschaftssystem angewendet werden», schreiben die Autoren. Schon jetzt interessieren sich laut Gattinger immer mehr konventionell arbeitende Bauern angesichts steigender Öl- und Stickstoff-Preise für die Gülle aus der Tierproduktion. Das sei ein Schritt in die richtige Richtung, sagt er.
Der geschlossene Betriebskreislauf würde zudem ein weiteres Problem der weltweiten Landwirtschaft lösen: Durch die stete Intensivierung des Anbaus sinkt der Kohlenstoffgehalt in Ackerböden rapide. Das reduziert die Fruchbarkeit sowie die Kapazität zur Wasser- und Nährstoffaufnahme der Böden.
Die Studie wurde im Rahmen des FiBL-Projekts «Carbon Credits for Sustainable Land Use Systems» (CaLas) durchgeführt, das die Klimafreundlichkeit landwirtschaftlicher Systeme beurteilt, und von der die Stiftung Mercator Schweiz unterstützt.

