Weltweit gibt es immer weniger Insekten. Eine Sonderausgabe der Fachzeitschrift «Biology Letters» zeigt, dass sowohl die Anzahl an Individuen, als auch die Biomasse der Insekten und die Anzahl verschiedener Arten abnehmen. Zudem werden die Insektengemeinschaften immer einheitlicher.
«So wie sich Landschaften zum Beispiel im Landwirtschaftsland ähnlicher werden, gleichen sich auch die Insektengemeinschaften an», sagte Mitherausgeber der Sonderausgabe Martin Gossner von der Eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL) in einer Mitteilung der Forschungsanstalt vom Mittwoch.
Land und Wasser
Während «Allerweltsarten» wie gewisse Heuschrecken im Notfall auf andere Lebensräume ausweichen können, stehen die Überlebenschancen von stark spezialisierten Arten deutlich schlechter. Hauptgründe für das Insektensterben sind laut den gesammelten Studien der Klimawandel, die Ausbreitung gebietsfremder Arten, sowie die intensive Landnutzung.
Schwindende Artenvielfalt mindert gemäss den Forschenden die Stabilität von Ökosystemen: Weniger Arten bedeutet, weniger Arten, die Pflanzen bestäuben oder Schädlinge in Schach halten. «Und es steht schlicht weniger Nahrung für insektenfressende Vögel und andere Tiere zur Verfügung. Damit kann ein Rückgang der Insekten auch zu deren Rückgang führen», halten sie fest.
Betroffen sind Insektenarten an Land, aber auch im Wasser. Die Folgen dieses Insektensterbens seien zahlreich und meistens negativ für die verbliebenen Ökosysteme. Zu den in der Sonderausgabe erwähnten Beispielen gehört eine Abnahme von gewissen Pflanzenarten wegen dem Artenschwund bei Hummeln.
«Wir wissen genug um zu handeln»
Die Wechselwirkungen zwischen verschiedenen Arten und verschiedenen Veränderungen sind dabei sehr komplex, teilweise nicht im Detail verstanden und lokal sehr unterschiedlich. Trotzdem stellt Gossner klar: «Wir wissen genug über die Situation der Insekten, um zu handeln.» Konkret empfehlen die Forschenden, mehr Vielfalt in die Lebensräume zu bringen. Im Wald brauche es mehr Strukturen wie Totholz, alte Bäume mit Unterschlupfen und Bereiche mit viel Licht sowie generell mehr Vielseitigkeit in der Landschaft. Im Landwirtschaftsland seien Hecken und Gehölze ein zentrales Element für die Vielfalt von Insekten, aber auch den von ihnen abhängigen Vögeln und Fledermäusen.
Zudem müssen Lebensräume besser vernetzt werden, so die Autorinnen und Autoren. So dass Arten von einem Lebensraum in einen anderen wandern können. Zum Beispiel aus Gebieten, die durch die Klimaerwärmung unwirtlich geworden sind, in höhere oder nördlichere, kühlere Regionen. Auch die Ausbreitung invasiver Arten muss stärker beachtet werden.