Eine neue Studie zeigt, dass auf Wiesen angewendete agrarökologische Massnahmen einen positiven Effekt auf die Entwicklung von Honigbienenvölkern im Sommer und auf ihr Überleben im Winter haben.
Gewisse Massnahmen bei der Bewirtschaftung von Wiesen förderten die Entwicklung von Bienenvölkern und ihr Überleben im Winter, lässt die Fondation Rural Interjurassienne in einer Mitteilung zu dieser neuen Studie verlauten.
Ergebnis aus drei Jahren Beobachtung
In dieser partizipativen Studie, an der 30 Imkerinnen und Imker sowie ein wissenschaftliches Team aus der Schweiz mitwirkten, wurden 300 Honigbienenvölker aus verschiedenen Regionen vom Genfersee bis zu den Juraketten untersucht.
Die Ergebnisse aus drei Jahren Beobachtung zeigen, dass die Völker von einfachen agrarökologischen Massnahmen profitieren. Diese Massnahmen bestehen darin, Wiesen später und kleintierfreundlich zu mähen, d. h. ohne Aufbereiter, der das Mähgut quetscht und dadurch die Trocknungszeit verkürzt, aber auch schädlich für Insekten ist. Durch den späteren Zeitpunkt des Mähens können die Wiesenblumen von den Bienen während der Sommermonate maximal genutzt werden.
Bis zu 15% mehr Bienen
Die Datenanalyse ergab, dass beide Massnahmen einen spürbaren positiven Effekt auf die Entwicklung der Bienenkolonien hatten: Pro 10 Hektaren Fläche, auf denen die Massnahmen im Umkreis von zwei Kilometern um den Bienenstock angewendet werden, zählen die Völker 5 bis 15% mehr Arbeiterinnen. Durch die höhere Anzahl von Arbeiterinnen können die Völker sich besser auf den Winter vorbereiten wobei die Überlebensrate bis zum nächsten Frühling steigt. Die Ergebnisse zeigen, dass die vorgeschlagenen Massnahmen zur Bewirtschaftung von Wiesen eine langfristige positive Wirkung auf die Volksentwicklung im Sommer sowie auf die Überwinterung haben.
Interdisziplinäre Studie
An dieser Studie waren Fachpersonen für Imkerei, Biologie und Landwirtschaft der Fondation Rurale Interjurassienne, von Proconseil, Agroscope, der Universität Neuenburg, dem INRAE und dem swissTPH sowie dreissig Imkerinnen und Imker aus den Kantonen Jura, Bern und Waadt beteiligt. Die Studie liefert ein Modell für die Bewertung von agrarökologischen Massnahmen bei Kunstwiesen, die zur Förderung der Bienengesundheit und Bestäubungsleistungen im Kontext der Schweiz eingesetzt werden können.
Diese Massnahmen wurden im Rahmen des Programms zur nachhaltigen Nutzung natürlicher Ressourcen (Art. 77a und 77b LwG) entwickelt, das vom Bundesamt für Landwirtschaft und den Kantonen Waadt, Bern und Jura finanziert wird. Im Rahmen des Projekts wurden über einen Zeitraum von sechs Jahren mehr als 1.500 landwirtschaftliche Betriebe bei der freiwilligen Einführung dieser Massnahmen auf ihren Feldern unterstützt.
Die Ergebnisse sind ein Beispiel für eine konkrete Zusammenarbeit zwischen Landwirtschaft und Imkerei. Im Sinne der Nachhaltigkeit rufen die Autoren zum Dialog zwischen Imker und Landwirte auf. Damit können Fragen zur Bewirtschaftung von Wiesen mit Klee und anderen blühenden Pflanzen gemeinsam diskutiert werden.
Der wissenschaftliche Artikel zu dieser Studie ist frei zugänglich, jedoch in nur in englischer Sprache verfügbar.
Der Schweizerische Bauernverband hat dazu auch eine Kampagne für insektenfreundliches Mähen lanciert.