Von einer Flussrenaturierung können Mensch und Natur profitieren. Das zeigt eine Studie von Berner Forschern an der Rhone im Wallis. Ohne dass der Kiesabbau im Fluss hätte eingeschränkt werden müssen, sind hier zwei seltene Watvogelarten wieder häufiger anzutreffen.
Biologen um Raphaël Arlettaz von der Universität Bern und der Vogelwarte Sempach LU untersuchten seit 1994, wie sich die Renaturierung der Rhone bei Pfyn VS auf die Bestände des Flussuferläufers und des Flussregenpfeifers auswirkten. Ihre Studie ist im Fachmagazin «Biological Conservation» erschienen.
Wichtiger Brutplatz
Es zeigte sich, dass die beiden in der Schweiz seltenen Vogelarten in der Region Pfyn bis 2007 deutlich häufiger geworden sind. In weniger als 15 Jahren habe der Bestand des Flussuferläufers um 83 Prozent zugenommen, teilte Arlettaz am Mittwoch in einem Communiqué mit. Die Population des Flussregenpfeifers nahm um 20 Prozent zu.
Die Region um Pfyn beherbergt laut dem Forscher heute einen Viertel aller Brutpaare des Flussuferläufers in der Schweiz und 10 Prozent der Flussregenpfeifer. Die Resultate seien auch deshalb bemerkenswert, weil der Flussuferläufer überall sonst im Rückgang begriffen sei, sagte Arlettaz.
Ökologie und Ökonomie schliessen sich nicht aus
Die Entwicklung ist laut dem Forscher umso erfreulicher, als die lokale Wirtschaft nicht darunter litt: Die intensive Entnahme von Kies und Sedimenten aus der Rhone habe seit Beginn der Renaturierung nie eingeschränkt werden müssen, dass heisse, dass sich Naturschutz und ökonomische Interessen nicht ausschliessen müssten.
Vielfältige Landschaft
In der Schweiz wurden bis zu 95 Prozent aller Flüsse und Bäche begradigt und verändert. Die Anzahl Lebensräume, die durch wiederkehrende hohe und niedrige Wasserstände rund um die Gewässer geschaffen werden, nahm ab. Für den Flussuferläufer und den Flussregenpfeifer eine fatale Entwicklung, da sie auf Kiesbänke und Dickichte angewiesen sind.
Nach der Erweiterung der Rhone kehrten ursprüngliche Lebensräume wie Kiesbänke, Altarme des Flusses, Weiden- und Sanddorngebüsche langsam zurück. «Das Landschaftsmosaik ist inzwischen wieder so vielfältig wie zuletzt vor über 30 Jahren», sagte Pierre-Alain Oggier vom Amt für Nationalstrassenbau des Kantons Wallis, der an der Studie beteiligt war.


