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Studie zeigt: Effizient produzierte Erträge mit Lücken

Bio-Landwirtschaft ist unter dem Strich effizient. Das zeigen die Ergebnisse eines weltweit einzigartigen Freilandversuchs, der seit 47 Jahren im baselländischen Therwil läuft.

pd/blu |

Der sogenannte DOK-Versuch vergleicht in der Schweiz die Anbausysteme biologisch-dynamisch (D), biologisch-organisch (O) und konventionell (K). Dafür werden in Therwil seit 1978 in Zusammenarbeit von FiBL und Agroscope biologische und konventionelle Ackerbausysteme wissenschaftlich exakt miteinander verglichen.

Ertragsunterschiede bei Weizen

Die Versuche zeigten, dass Biobetriebe im Schnitt rund 85 Prozent der Erträge konventioneller Systeme erreichen. Dabei setzen sie jedoch nur etwa 65 Prozent der Stickstoffdünger und rund 8 Prozent der Pflanzenschutzmittel ein. Der geringere Einsatz von Düngern und Pflanzenschutzmitteln führt allerdings auch dazu, dass die Erträge in den biologischen Systemen deutlich stärker als im konventionellen Anbausystem schwanken und folglich die Ertragsstabilität kleiner ist. «Dafür ist das Risiko einer Belastung von Gewässern, Lebens- und Futtermitteln durch Schadstoffe deutlich geringer», schreibt das Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FiBL) in einer Mitteilung.

Bei den Versuchen traten grosse Ertragsunterschiede zwischen den Kulturen auf. Soja liefert in allen drei Systemen gleich hohe Erträge. Kleine Ertragsunterschiede sind bei Kleegras und Silomais messbar. «Am grössten sind die Unterschiede bei Kulturen für die menschliche Ernährung wie Weizen und Kartoffeln», so das FiBL weiter.

Pro Fläche besser, pro Produkt ähnlich

Ein zentraler Vorteil biologischer Systeme liegt laut Studie in ihrer Klimawirkung. Der niedrigere Einsatz von Stickstoffdüngern ist der Hauptfaktor für die bessere Klimawirkung biologisch bewirtschafteter Böden. «Wenn Stickstoff aus Düngemitteln im Überschuss im Boden vorhanden ist, wird dieser von Mikroorganismen in das hoch klimawirksame Lachgas umgesetzt», heisst es weiter. In Bioböden kommt es daher pro Flächeneinheit zu deutlich niedrigeren Emissionen.

Weil aber die Erträge bei Bio geringer ausfallen, fallen die Lachgasemissionen pro Produkteinheit jedoch ähnlich aus wie für konventionelle Systeme, ausser beim biodynamischen System.

Mist wichtig für Bodenfruchtbarkeit

«Da Bioböden allerdings mehr Kohlenstoff anreichern, wird die Klimawirkung der Böden weiter verbessert», so das Fazit der Studie. Es wurden 16 Prozent höhere Humusgehalte und eine um bis zu 83 Prozent höhere Aktivität der Bodenorganismen nachgewiesen. Das wirke sich positiv auf die Bodenstruktur aus. «Eine gesunde Bodenstruktur hilft, Wasser zu speichern und Bodenverluste durch Erosion zu reduzieren», heisst es weiter.

Ausschlaggebend für eine gute Bodenfruchtbarkeit ist in allen Systemen der Mist aus der Tierhaltung. Wird er in ausreichender Menge aufs Feld ausgebracht, am besten in Form von Kompost, bleiben die Humusgehalte in allen Systemen stabil oder steigern sich, so die Studie. 

Schliessen von Nährstoffkreisläufen

«Das Potenzial für die Weiterentwicklung des Biolandbaus liegt vor allem im Schliessen überbetrieblicher Nährstoffkreisläufen und deutlichen Fortschritten bei der Pflanzenzüchtung», sagt Jochen Mayer, Wissenschaftler bei Agroscope und Co-Leiter des DOK-Versuchs. «Dazu gehört das Recycling von Phosphor und Stickstoff zum Beispiel aus Nahrungsmittelabfällen oder Abwasser oder der Einsatz von Bioabfallkomposten oder Gärgut auf vieharmen Betrieben», so Mayer weiter. Er empfiehlt Mischkulturen, Untersaaten oder Streifenbau, im besten Fall mit mehrjährigen Kulturen.

«Zusammenfassend zeigen die Studien zum DOK, dass der Biolandbau eine tragfähige Grundlage für die Weiterentwicklung nachhaltiger Anbausysteme bietet, um Nahrungsmittelproduktion und Umweltwirkung gleichermassen zu berücksichtigen», lautet die Bilanz.

Der seit 1978 laufende Dok-Versuch hat laut Fibl und Agroscope bisher mehr als 140 wissenschaftlich begutachtete Fachpublikationen sowie zahlreiche Master- und Doktorarbeiten hervorgebracht.

Kommentare (4)

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  • Livia Greenvale | 26.06.2025
    Die Ergebnisse dieser Studie sind ohne Zweifel spannend. Doch sie zeigen letztlich nur einen Ausschnitt der Realität – nämlich dort, wo die Produktionsbedingungen relativ günstig sind. Wirklich interessant wäre gewesen, auch Kulturen mit deutlich höheren Anforderungen zu berücksichtigen. Beispielsweise Erdbeeren oder Kirschen – oder auch Zwiebeln, Rosenkohl und Blumenkohl. Gerade hier zeigt sich nämlich sehr deutlich, dass gewisse Ideale, wie sie oft mit biologischer Produktion verbunden werden, im Gesamtsystem schnell an ihre Grenzen stossen. Sobald es um Versorgungssicherheit, Effizienz und Flächennutzung geht, steht der Biolandbau häufig deutlich weniger gut da, als es in der öffentlichen Wahrnehmung erscheint. Eine ehrliche Diskussion über Ernährungssysteme muss auch diese unbequemen Realitäten mit einbeziehen – und darf sich nicht nur auf jene Bereiche fokussieren, wo es gerade gut ins Bild passt.
    • Dr. Ernst-Friedrich Harmsen | 03.07.2025
      Die kritischen Bemerkungen beziehen sich nicht wirklich auf die verglichenen Bereiche; hier geht es um Bodenerhalt, Kompostbildung, Bodenfruchtbarkeit, Düngemittel- und Pestizideinsatz bzw. -Vermeidung. Der Output wird mit 85% der konventionellen, chemisch unterfütterten angegeben, Einsparung von chemischen und Düngemitteln bei verbesserter Bodensituation. Nicht erwähnt dabei ist der Vorteil des Erhalts der lebensnotwendigen Bestäubervielfalt, die durch Pestizideinsatz im konventionellen Landbau gegenüber dem D- und O-Landbau reduziert wird, aber deutlich verbesserte Böden erzeugt. Das ist nicht nur in Mitteleuropa so, sondern weltweit, trifft besonders die weltweite, kleinbäuerliche Landwirtschaft, die für die Welternährung entscheidend ist.
  • Thurgauer | 26.06.2025
    Alles gut und recht. wenn dieser versuch auch nur auf den bioflächen auch nur biodünger Gülle oder Mist ausbringen. Aber leider ist es nachwie vor erlaubt aus ÖLN betrieben dünger zuzuführen! Wen das mal geändert würde dann gehen die erträge im bio automatisch zurück!
    • böser Turbomelker | 28.06.2025
      Effizient Erträge erzielen ist das eine, die Menschheit ernähren das andere... Dafür braucht es vor allem ausreichende Menge.
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