Kartoffeln können von einer Vielzahl von Pflanzenviren befallen werden. Der damit verbundene Schaden ist beträchtlich. Insekten spielen bei der Verschleppung der Kartoffelviren eine wichtige Rolle, doch welche Arten sind die Hauptverantwortlichen?
Wissenschafter von Agroscope sind ihnen auf der Spur. Die üblichen Verdächtigen erweisen sich bisher aber als relativ harmlos. Die Befallsdaten korrelieren mit dem Auftreten der Grünen Zwetschgenblatt-laus.
Nicht nur wir Menschen sondern auch Pflanzen leiden immer wieder unter Viruser-krankungen. Ein Beispiel sind Kartoffelpflanzen, bei denen der Befall durch das Mosaik-Virus PVY weltweit zu teils erheblichen Ernteeinbussen führt. Da sich das Virus leicht über die vegetativ vermehrten Kartoffelknollen ausbreiten kann, müssen sich Produzenten von Vermehrungspflanzgut an strikte Richtlinien zur Eindämmung der Viren halten. So darf in der Schweiz nur zertifiziertes Pflanzgut an Kartoffelproduzen-ten verkauft werden. Dieses wurde vorgängig von Agroscope auf Virusbefall und andere Krankheiten überprüft.
Virusausbreitung auch durch Blattläuse
Das Kartoffelvirus PVY besitzt jedoch eine weitere Möglichkeit der Übertragung von Pflanze zu Pflanze. Geflügelte Blattläuse können im Frühjahr bei Ihrer Suche nach einer geeigneten Wirtspflanze die Viren von kranken Pflanzen auf gesunde ver-schleppen. Dagegen hilft nicht einmal der Einsatz von Insektiziden zur Bekämpfung der Blattläuse. Höchstens das regelmässige Besprühen der Kartoffelstauden mit Mi-neralöl, wie es in der Schweiz seit einigen Jahren praktiziert wird, führt teilweise zu einer Eindämmung der Virenübertragung.
Schwierige Suche nach Überträgern
In Laborversuchen konnte gezeigt werden, dass viele Blattlausarten als potenzielle Überträger des Kartoffelvirus in Frage kommen. Jedoch tat sich die Wissenschaft bisher schwer damit, die relative Bedeutung der einzelnen Arten unter Feldbedingungen zu ermitteln. Dies liegt zweifellos an der geringen Grösse der Blattläuse und der damit verbundenen Schwierigkeit, deren Verhalten in einem Kartoffelfeld genau-estens zu verfolgen.
Neue Wege zur Früherkennung
Wissenschafter von Agroscope haben deshalb einen neuen Weg gewählt, um dem Überträger des Kartoffelvirus auf die Spur zu kommen. Sie setzten die Daten aus den alljährlichen Virustests der Zertifizierungsstelle für Pflanzkartoffeln in Bezug zu den Daten einer Saugfalle, die in Nyon seit bald 30 Jahren den Blattlausflug über-wacht. Zur Überraschung der Forscher zeigte sich, dass der Virenbefall in den Pflanzkartoffeln nicht mit dem Auftreten der bisher als wichtigsten Überträger gehandelten Grünen Pfirsichblattlaus korreliert, sondern mit dem Auftreten der Grünen Zwetschgenblattlaus. In Jahren mit starkem Frühjahrsflug der Zwetschgenblattlaus war der Befall durch Kartoffelviren jeweils überdurchschnittlich hoch. Dieses Resultat wollen sich die Forscher nun zunutze machen, um ein Modell zur Prognose der Viren zu entwickeln. Zuverlässige Virenprognosen könnten nämlich einen wichtigen Beitrag leisten zur gezielten Eindämmung dieser Krankheitserreger in Kartoffelkulturen.


