Im letzten Jahr hat Matthias Hagen 150 Tonnen Süsskartoffeln produziert. Der junge Landwirt aus Neunforn TG ist damit einer der grössten Süsskartoffelproduzenten der Ostschweiz.
Vor sieben Jahren ist in Europa ein Süsskartoffel-Hype entstanden, weil die tropische Knollenpflanze sehr gut mit dem Klimawandel zurechtkommt. Nach drei heissen Sommern mit schlechten Ernten wollte Matthias Hagen eine bessere Wertschöpfung erreichen und ist auch auf den Süsskartoffel-Zug aufgesprungen.
Drei Tonnen Pflanzgut
Der Jungbauer steigerte die Produktion kontinuierlich und kauft mittlerweile jedes Jahr für 20’000 Franken drei Tonnen zertifiziertes Pflanzgut aus Portugal und vergräbt die 10’000 bis 12’000 Knollen in einem Folientunnel in die Erde, damit die Knollen austreiben. Von jedem Knollen bricht er beim zweimaligen Austrieb jeweils fünf bis sieben Stecklinge (Slips) aus, die er zwischen dem 20. Mai und dem 15. Juni auf dem Acker auf Dämme pflanzt.
«Würde man die Knollen setzen, würden zu viele Pflanzen spriessen und der Acker verunkrauten», sagt der 34-Jährige, der das frostanfällige Gemüse unter 10 Grad mit einem Flies abdecken muss. Weil für die neue Kultur noch keine Pflanzenschutzmittel bewilligt sind, wird das Unkraut mechanisch entfernt und von Hand gejätet.
Grosse Nachfrage
Hagen setzt Gründünger, Kompost und Hofdünger ein und setzt auf die Kreisläufe der Fruchtfolge. Geerntet wird mit einem zweireihigen Überlader-Roder, den er speziell umgebaut hat. «Es war die erste Süsskartoffel-Erntemaschine der Schweiz», sagt Hagen. Pro Pflanze werden bis zu acht Knollen geerntet, etwa 15 Tonnen verkaufsfähige Ware pro Hektare.
Durch die grosse Nachfrage nach Süsskartoffeln ist Matthias Hagen bezüglich Platzbedarf für Lagerung, Aufbereitung und Sortierung an die Grenzen gekommen und hat eine neue Lagerhalle gebaut, die etwa 1,2 Millionen Franken gekostet hätte, wenn er nicht so viel Eigenleistung gebracht hätte.
Nachhaltiger Strom
In zwei Lagerräumen hat er nun Platz für 400 m³ Kartoffeln und für 200 m³ Süsskartoffeln. Mit dem Strom von der auf dem Dach installierten Fotovoltaikanlage kühlt er das Kartoffellager auf eine Temperatur von 4 Grad und betreibt den Luftbefeuchter.
Mit der Abwärme werden die Süsskartoffeln direkt nach der Ernte im zweiten Lagerraum durch ein sogenanntes «Curing» haltbar gemacht, indem sie bei einer Luftfeuchtigkeit von 90 bis 95 % sieben bis zehn Tage lang auf 26 bis 30 Grad erwärmt werden. Dadurch bildet sich eine neue harte Schale.
Bei einer Temperatur von 12 Grad und einer Luftfeuchtigkeit von 90 % können die Süsskartoffeln dann über zwölf Monate gelagert werden und sind somit jederzeit verfügbar. Für die Aufbereitung wird zudem Wasser in einer Zisterne unter der Halle gesammelt.
10 bis 15 Betriebe
In der Schweiz gibt es 10 bis 15 Betriebe, die im grossen Stil Süsskartoffeln anbauen. Obwohl durch die viele Handarbeit und das teure Pflanzgut der Verkaufspreis mit rund sieben Franken pro Kilo etwa doppelt so hoch wie bei Kartoffeln liegt, läuft der Absatz.
Um die Kosten zu decken und einen Lohn zu generieren, braucht es aber gute Erträge und einen sicheren Abnehmer, den Hagen in der Migros Ostschweiz gefunden hat, die den Import von ausländischen Süsskartoffeln sogar zurückgefahren hat.


