GLP und Grüne profitieren bei den Zürcher Kantonsratswahlen von der Klimadiskussion: Sie legen um je 9 Sitze zu. Grosse Verliererinnen sind SVP und BDP. Die SVP muss den grössten Sitzverlust seit Jahrzehnten hinnehmen, die BDP fliegt ganz raus.
Die Grünliberalen kommen neu auf 23 Sitze im 180-köpfigen Rat, die Grünen auf 22. Damit machen die Öko-Parteien ihre herben Verluste von 2015 mehr als wett.
SVP und BDP mit schmerzhaften Verlusten
Für Corina Gredig, Co-Präsidentin der Grünliberalen, sind die Wahlresultate ein Grund zur Freude. Die Klimadiskussion und die Haltung der GLP zu Europa hätten zu diesem grossen Erfolg beigetragen, sagte sie. Auch die Alternative Liste legt zu. Sie gewinnt einen Sitz und verteidigt mit neu 6 Mandaten die bei den letzten Wahlen erstmals erreichte Fraktionsstärke.
Die Gewinne gehen auf Kosten von BDP und SVP. Die SVP verliert 9 Sitze und fällt auf den tiefsten Stand seit 1995 zurück. Sie stellt mit 45 Mandaten aber weiterhin die grösste Fraktion. SVP-Präsident Konrad Langhart zeigte sich angesichts der Parlaments-Ergebnisse enttäuscht. «Die politische Grosswetterlage hat nicht für die SVP gesprochen.» Ernüchtert zeigte er sich auch angesichts des Abschneidens von Natalie Rickli bei den Regierungsratswahlen, wo sie zwar den zweiten SVP-Sitz verteidigte, aber hinter dem Grünen Martin Neukom lag.
Mehr Chancen für Umweltthemen
Eine herbe Niederlage fährt die BDP ein. Sie verliert alle fünf Sitze und scheidet aus dem Kantonsrat aus. Einbussen hinnehmen müssen SP, FDP und CVP. Die SP verliert einen Sitz, bleibt aber mit 35 Mandaten zweitstärkste Kraft. Die FDP, die grosse Gewinnerin der letzten Wahlen, verliert 2 Sitze, kommt noch auf 29 Mandate und kann ihre Position als drittgrösste Fraktion halten. CVP und EDU verlieren je einen Sitz und halten noch 8 respektive 4 Mandate. Ihre 8 Sitze halten kann die EVP.
SVP, FDP, EDU und CVP kommen zusammen auf noch 86 Sitze und verlieren die bürgerliche Mehrheit im Parlament. Gleichzeitig dürften es Umweltthemen im Kantonsparlament nun leichter haben: Grüne und Grünliberale erreichen zusammen mit den tendenziell grün abstimmenden Linksparteien SP und AL ebenfalls 86 Mandate.
Grüne ziehen wieder in Zürcher Regierung ein - FDP verliert Sitz
Überraschung bei den Zürcher Regierungsratswahlen: Die Grünen ziehen nach vier Jahren wieder in die Regierung ein, die FDP verliert einen ihrer zwei Sitze. Alle fünf Bisherigen wurden problemlos wiedergewählt.
Der eher unbekannte 32-jährigen Kantonsrat Martin Neukom (Grüne) konnte von der aktuellen Klimadiskussion profitieren und schaffte mit 121'823 Stimmen mühelos den Einzug in die siebenköpfige Regierung. Er landete nach den Bisherigen auf dem sechsten Platz und konnte damit den vor vier Jahren verlorenen Sitz der Grünen zurückzuerobern.
Neukom platzierte sich noch vor SVP-Nationalrätin Natalie Rickli, die mit 116'096 Stimmen den zweiten SVP-Sitz verteidigen konnte. Mit dem Einzug von Rickli gibt es in der Zürcher Regierung neu eine Frauenmehrheit. FDP-Kandidat Thomas Vogel erreichte mit 109'624 Stimmen zwar das absolute Mehr (103'357), schied aber als Achter überzählig aus. Damit verliert die FDP ihren angestammten zweiten Sitz in der Zürcher Regierung.
Komfortabel gewählt wurden die bisherigen Regierungsmitglieder. Mario Fehr (SP) belegt mit 173'231 Stimmen den ersten Platz. Danach folgen Jacqueline Fehr (SP) mit 149'104 Stimmen, Ernst Stocker (SVP) mit 140'951 Stimmen, Silvia Steiner (CVP) mit 135'481 Stimmen und Carmen Walker Späh (FDP) mit 126'229 Stimmen. Die Wahlbeteiligung lag bei 32 Prozent.