Die Freiburgerin Anja Tschannen studiert Agronomie an der Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften (HAFL) in Zollikofen. In ihrem Blog berichtet sie über das Studium, aber auch über ihre Arbeit als Freie Mitarbeiterin beim Schweizer Bauer und ihre Hobbies.
Die Swiss Expo 2013 fand auch dieses Jahr wieder im Baulieu in Lausanne VD statt. Und ich war dabei- wie mehrere Tausend andere auch. Aber ich meine, ich war zum ersten Mal als „Journalistin“ dabei. Ein riesen Glück und eine grosse Ehre für eine freie Mitarbeiterin beim Schweizer Bauer, der grössten Agrarzeitung der Schweiz. Drei Tage durfte ich die Profis begleiten, ihnen über die Schulter schauen und selber Fotos machen und Texte schreiben. Schon am Donnerstag kam ich voll zum Einsatz: Ich durfte am Morgen die Kategorien der Simmentaler fotografieren und anschliessend den Text dazu schreiben. Nach jeder Kategorie flitzte ich zu unserem Stand um die Resultate und Fotos abzuliefern, welche dann online auf schweizerbauer.ch gestellt wurden.
Wie sich später herausstellte, war das Herumflitzen am Donnerstag noch recht leicht, während dem es am Freitag etwas schwieriger und am Samstag durch die stetig steigende Besucherzahl zu eine Herausforderung wurde. Multitasking war gefragt und es lief ganz schön was, genau wie ich es mag. Während dem wir am Donnerstagabend bereits um 23.00 Uhr Feierabend hatten, wurde es am Freitag um einiges später. Die Red-HolsteinAusstellung zog sich hin, eine beeindruckende Stimmung, wenn mitten in der Nacht die Championne gewählt wird und die Leute unter dem Song „Stand up for the champions“ zu einem Standing-Ovation bewegt werden. Ich bekomme noch immer eine Gänsehaut wenn ich daran denke und ich kann mir vorstellen, was für ein Glücksgefühl es für einen Züchter sein muss, in diesem Moment mit seinem Tier im Ring zu stehen.
Am Samstagmorgen war das Erwachen besonders hart und ich frage mich ernsthaft: „Kann man vom Journalismus Muskelkater bekommen?!“ Ich bin schon nicht die Sportlichkeit in Person, aber Muskelkater im Zusammenhang mit Journalismus wäre mir beim besten Wille nie in den Sinn gekommen. Zu meiner Verteidigung muss ich erwähnen, dass ich Vollzeitstudentin bin und mein Tag zu 80 Prozent mit herumsitzen und nicht mit körperlicher Arbeit ausgefüllt wird. Ausserdem, die 5000 Franken teure Kamera liegt nicht nur schwer im Portemonnaie, sondern auch in den Armen, gefühlte 10kg, und im Verlaufe des Tages sogar noch mehr. Als aber keiner meiner 4 Kollegen auch nur geringste Anzeichen von Muskelkater bekundete, war bei Ego schon etwas angekratzt, vor allem weil sie alle auch mehrheitliche Bürojobs haben. Ich habe mir deshalb fest vorgenommen, mich jetzt doch im Fitnessstudio anzumelden.
Der ganze Samstag war geprägt von der Holsteinausstellung. Wie in den beiden Tagen zuvor überrannten mich die zahlreichen Eindrücke. Als O'kalibra dann schlussendlich gewählt wurde und sich Zuschauer, Familienangehörige, Helfer und Reporter um die Siegertiere und deren Vorführer drängten, war ich dann schon froh für die Kommentare und Rangliste zuständig zu sein und nicht um den besten Schnappschuss kämpfen zu müssen und die Profis machen zu lassen. Ich war sehr gut aufgehoben beim eingespielten Swiss-Expo Team. Die Profis zeigten mir zahlreiche Tipps und Tricks rund um den Journalismus. Wo man sich am besten hinstellt um eine Kuh zu fotografieren, mit wem man sprechen muss um alle nötigen Infos zu bekommen und was es zu beachten gibt wenn man etwas veröffentlichen will und vieles mehr. Gar nicht so leicht immer im richtigen Moment abzuknipsen und was aussieht wie eine ganz einfache Kamera entpuppt sich als Hightech-Objekt par excellence. Wenn ich wieder einmal in einen Kampf mit der Technik verwickelt war oder sonst im Sägemehl schwamm, standen mir immer alle mit Rat und Tat zur Seite.
Auch sonst wurde ich gut umsorgt. Standnachbar Christoph Grosjean von den Schweizer Milchproduzenten brachte immer wieder Milchshakes vorbei. Für mich eine Milch ohne Shake, während dem unser Abo-Verkäufer extra Schokopulver für mich besorgt hat. Obwohl der Spruch: „Nein, für mich bitte keinen Wein ich nehme ein Glas Milch!“ aus dem Munde einer 22-Jährigen wohl noch so manchen zum Kopfschütteln veranlasst haben mag.
Ja, es war eine lustige und schöne Zeit mit dem ganzen Team. Ich konnte in den drei Tagen unglaublich viele Eindrücke gewinnen und viele wichtige Dinge von den Profis lernen. Diese drei Tage in Lausanne mit dem Swiss-Expo-Team des Schweizer Bauer, haben mir noch einmal bestätigt, was ich eigentlich schon mit der Bewerbung als Freie Mitarbeiterin auf das Inserat im vergangenen Jahr wusste: Ich möchte Journalistin werden. Bis es soweit ist, werde ich Vollgas geben im Studium und mich im Fitnesscenter anmelden, damit ich für alle Fälle gewappnet bin. Und wer weiss, vielleicht werde ich im 2014 wieder hin und her flitzen und das Team bei seiner Arbeit unterstützen können…