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Swissherdbook: Was er an der Spitze bewegen will

Der Seeländer Landwirt steht für klare Worte, wirtschaftliche Kühe und Zusammenarbeit. Jetzt soll er Swissherdbook führen – unterstützt von einer engagierten Familie.

Adrian Haldimann |

Er vertritt seine Meinung, spricht Klartext und bleibt dabei sachlich: So hat der Schreibende Adrian Weber, den designierten Präsidenten von Swissherdbook, bereits mehrfach erlebt. Besonders in Erinnerung geblieben ist ein Gastauftritt an einer Versammlung der Kälbermäster, als Weber mit lauter Stimme die Milchproduzenten verteidigte – gegen Vorwürfe, sie würden sich nicht an die Impfpflicht halten.

Wirtschaftliche Milchkühe

Weber bewirtschaftet seit 2003 den elterlichen Landwirtschaftsbetrieb in Niederried bei Kallnach BE. Seit 2018 gehört er der Verwaltung von Swissherdbook an, seit 2021 amtet er als Vizepräsident. Nach dem angekündigten Rücktritt von Markus Gerber schlägt ihn die Verwaltung nun einstimmig zur Wahl als Präsident vor. Diese findet im Rahmen der Delegiertenversammlung im April 2026 statt – höchste Zeit also, den 57-jährigen Meisterlandwirt näher kennen zu lernen.

Bescheiden sitzt Adrian Weber am Küchentisch seines Hauses und stellt klar: «Ich bin kein Spitzenzüchter mit grossen Schauerfolgen. Höchstleistungen interessieren mich weniger.» Freude an Kühen habe er aber von jeher – und diese auch an seine Kinder weitergegeben. Sein Ziel: wirtschaftliche Milchkühe, die in einem einfachen Haltungssystem mit viel Weidegang eine solide Leistung bringen.

Schauexperte

Trotzdem liegt ihm auch das Ausstellen am Herzen. Die Beständeschau des VZV Kallnach findet mittlerweile auf dem eigenen Hof statt – ein Anlass, der mit fünf beteiligten Betrieben längst zum Familienevent geworden ist. Weber war selbst Schauexperte und Mitbegründer der Expo Mittelland.

Dass wirtschaftliche Leistung und Tiergesundheit Hand in Hand gehen können, zeigt sich an dreien seiner Kühe, die letztes Jahr die 100 000-Kilogramm-Marke bei der Milchleistung überschritten haben – in einem Laufstall, der 2010 erweitert wurde. Dort hält die Familie rund 60 Milchkühe sowie 70 bis 80 Stück Jungvieh.

Auch Ackerbau

Adrian Webers Ehefrau Jacqueline ist ebenfalls engagiert: Sie arbeitet in einem 80-Prozent-Pensum als Bauverwalterin der Gemeinde Müntschemier BE, hilft aber regelmässig auf dem Betrieb mit. «Ich kann viele Arbeiten übernehmen, wenn es nötig ist», sagt die Mutter von vier Kindern im Alter zwischen 17 und 31 Jahren. Auch sie übernimmt Verantwortung: Kürzlich wurde sie als Grossratskandidatin der SVP nominiert.

Neben der Milchviehhaltung, dem wichtigsten Betriebszweig, betreibt Weber auch Ackerbau: 16 der insgesamt 37 Hektaren landwirtschaftlicher Nutzfläche sind offenes Ackerland. «Die Vielfalt mit Milch, Kartoffeln und Zuckerrüben macht den Betrieb interessant und senkt das wirtschaftliche Risiko», so Weber, der Lernende ausbildet.

Gezüchtet wird auf Inhaltsstoffe

Auch die Herde ist vielfältig: Zwei Drittel der Tiere sind rote Holsteiner, ein Drittel Swiss Fleckvieh (SF). «Bei SF muss man auf die Milchleistung achten – und sie sollten nicht noch kleiner werden», meint Weber. Der Herdenschnitt lag 2024 bei rund 7000 kg Milch mit 4,28% Fett und 3,33% Eiweiss, bei knapp 50 Prozent Erstkalbinnen. Pro Jahr werden 15 bis 20 Jungkühe über Auktionen verkauft.

Die Milch geht an die Migros-Molkerei Elsa als Wiesenmilch. Gezüchtet wird auf Inhaltsstoffe – nicht auf maximale Menge. Aktuell setzt er Stiere wie Cem, Adams bei SF und Mastro, Maroon bei Holstein ein. Alle Erstlingskühe werden mit Prüfstieren belegt. Rund ein Drittel des Bestandes wird mit Limousin besamt.

Kritik an Milchmarktsituation

Kritik äussert Weber an der aktuellen Milchmarktsituation: Mit den Entscheiden der Branchenorganisation Milch (BOM) würden im neuen Jahr auch die Industriemilchproduzenten unter den harzenden Käseexporten in die USA leiden – zu Unrecht, findet er. Solidarität gelte nicht nur in schlechten Zeiten, sondern auch in guten. Vom florierenden Käsehandel in den letzten Jahren hätten sie als Industriemilchlieferanten nicht viel profitiert.

Von der Politik fordert er, Direktzahlungen auch an die Anzahl Standardarbeitskräfte (SAK) zu knüpfen – nicht nur an die Fläche. Denn: «Die Rindviehhaltung ist sehr arbeitsintensiv und der Strukturwandel massiv.» Auch für Talgebiete brauche es künftig À-fonds-perdu-Beiträge bei Stallbauten: «Bauen ist so teuer geworden, dass die Weiterentwicklung der Milchwirtschaft gefährdet ist.»

Projekt Alliance

Um das Präsidium neben dem Betrieb stemmen zu können, soll er künftig noch mehr von Tochter Janine Liniger unterstützt werden, die sich zurzeit zur Meisterlandwirtin weiterbildet. Was ihn an der neuen Aufgabe besonders reize? «Das Projekt Alliance», sagt Weber, ohne zu zögern. Swissherdbook prüft gemeinsam mit Holstein Switzerland eine verstärkte Zusammenarbeit, eventuell auch eine gemeinsame Struktur – mit Zeithorizont 2030. «Das Projekt hat sich in einem Jahr sehr positiv entwickelt», sagt Weber. Noch vor Ende Jahr sollen Infoveranstaltungen in verschiedenen Regionen stattfinden – für den direkten Dialog mit den Mitgliedern.

Ebenso reizvoll sei es, Swissherdbook als sehr gut organisiertes KMU mit ausgezeichneten Angestellten in die Zukunft begleiten zu dürfen. Adrian Weber versteht sich als Vermittler: «Ich suche Lösungen statt Konfrontation. Ich bin ein Teamplayer – und wenn ich für etwas einstehe, dann klar und deutlich.»

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