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Systemzucht mit Aberdeen Angus

Angus-Züchter Gian Peter Niggli verfolgt bei der Fleischrinderzucht einen neuen Ansatz. Dazu musste er seine ganze Angusherde auswechseln.

 

 

Angus-Züchter Gian Peter Niggli verfolgt bei der Fleischrinderzucht einen neuen Ansatz. Dazu musste er seine ganze Angusherde auswechseln.

Jahrelang hat Gian Peter Niggli mit seinen Tieren bei Ausstellungen und bei den Zuchtwertschätzungen ganz vorne mitgemischt. Jetzt wagt der bekannte Anguszüchter  aus Samedan GR einen radikalen Neuanfang: «Ich habe meinen ganzen Zuchtbestand   verkauft.»

Doch der Engadiner Biobauer kehrt der Anguszucht keineswegs den Rücken – im Gegenteil. Noch konsequenter will er künftig auf jene Merkmale selektieren, die in seinen Augen ausschlaggebend sind für eine erfolgreiche Mutterkuhhaltung: leichte Geburten, gute Fruchtbarkeit, effiziente Grünlandverwertung. «Mit der Agrarpolitik 2014–2017 fallen die tierbezogenen Beiträge mehrheitlich weg», erklärt er, «in Zukunft müssen die Kühe also noch wirtschaftlicher sein. Jedes Jahr ein frohwüchsiges Kalb ist am Ende wichtiger als Einzeltiere mit hohen Fleischigkeitsnoten.» Zudem gehe der Trend  in Richtung Grünlandfütterung. Deshalb seien gute Raufutterverwerter im Vorteil.

Angus-Linienzucht

Auf dem Weg zur idealen Kuh  ist der Züchter trotz seinem Erfahrungsschatz nicht so vorwärtsgekommen, wie er sich das wünscht. Im Weg stand ihm dabei, dass seine 42 Kühe 28 verschiedene Abstammungen hatten. «So kann ich nicht sinnvoll selektieren», lautet seine Erkenntnis, «deshalb gehe ich weg von der Einzeltier- und hin zur Systemphilosophie. Die Milchviehhalter machen mit der Linienzucht etwas Ähnliches.» Eine homogene Herde, in der alle Kühe auf denselben Stier zurückgehen, ist das Ziel.

Genetik aus Schottland

Als Startkapital hat Niggli im Juni 24 reine Aberdeen Angus aus Schottland importiert. Sämtliche Zuchtrinder haben den Stier Ankonian Elixir 100 in ihrem Pedigree und gehören nach den Zuchtwerten des schottischen Aberdeen Angus Breedplan zu den 15 Prozent besten auf der Insel. Alle stammen sie von der Fordel Farm  von David Ismail in Perthshire. Der schottische Farmer mit Wurzeln im Nahen Osten hält rund 600 Kühe. Jene, die nicht selber abkalben, haben da keine Chance. Zudem füttert Ismail weder Mais noch Getreide – eine Fütterung, wie sie auch der Bündner praktiziert. Die Aberdeen Angus, sie sind etwas grösser und rahmiger als die Schweizer Angus, werden seit vielen Generationen konsequent rein gezüchtet. Für Niggli eine Chance: «Die Tendenz in der Fleischrinderzucht geht zu reinrassigen Tieren. Wer Vieh exportieren will, muss das anbieten können.» Niggli selber hat schon mehrmals Zuchttiere ins Ausland verkauft, und er will das weiterhin tun.

Erleichterter Import

Den endgültigen Entscheid, seine Herde auszuwechseln, fällte Niggli schon letztes Jahr, als er Ismail besuchte und die Tiere auswählte. Er tat das in Absprache mit der deutschen Angus Group, die ihrerseits Angus für den Export nach Rumänien suchte. Sie hat in Deutschland  eine Aberdeen-Angus-Auktion mit 111 Zuchtrindern veranstaltet und von diesen  30  für Niggli und weitere Schweizer angekauft. «Dass wir die Rinder in Deutschland kaufen konnten, erleichterte die Formalitäten», so Niggli, «und durch die grosse Zahl reduzierten sich auch die Transportkosten.» Trotzdem wurde beispielsweise schon letzten Herbst mit Ismail abgesprochen, dass dieser die Exportrinder nicht gegen IBR impfte. Und beim Transport über den Ärmelkanal musste sichergestellt werden, dass wegen der Quarantänebestimmungen kein weiterer Viehtransporter  auf die Fähre verladen wurde.

Etwa Schweizer Preise

Die Einfuhr von Deutschland in die Schweiz übernahm die Vianco. Auch hier profitierte Niggli vom Mengeneffekt. «Mit den  720 Franken pro Tier für das Importkontingent, den Transport, die Zollformalitäten und Quarantänekosten sind die Rinder am Ende  etwas teurer als Schweizer Tiere», bilanziert Niggli, «ich bin überzeugt davon, dass sich diese Investition lohnt.»

Bevor er aber wieder Vieh verkaufen kann, muss Niggli seine Herde ausbauen. Im Februar sollten die Rinder, die alle mit einem reinen Aberdeen-Angus-Stier belegt wurden, abkalben. Um seine Zuchtstrategie nicht zu verwässern, wird er danach wieder Aberdeen-Angus-Genetik einsetzen und sich auf wenige Stiere beschränken. Die entsprechenden Dosen hat er bei Swissgenetics bereits reserviert. Leicht fallen werde es ihm nicht, meint Niggli: «Ich blättere gerne Kataloge durch und wählte verschiedene  Stiere aus. Das entfällt mit dem Wechsel zur Systemzucht.»

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