Der Industriekonzern Bucher lässt die Coronakrise mit einem Rekordergebnis hinter sich. Ein Jahr nach dem Einbruch wegen der Pandemie hat das Zürcher Unternehmen das beste Resultat seiner Geschichte eingefahren. Aufgrund Problemen in der Lieferkette können Tausende von Landmaschinen nicht fertiggestellt werden.
Der Betriebsgewinn (EBIT) kletterte auf 352 Millionen Franken nach 204 Millionen im ersten Pandemiejahr 2020, wie der Konzern am Mittwoch bekannt gab. Noch nie hatte der Hersteller von Landmaschinen, Gemeindefahrzeugen, Hydraulikkomponenten, Glasbehältermaschinen und Fruchtsaftpressen operativ mehr als 300 Millionen verdient. Die Betriebsgewinnmarge kletterte auf gut 11 Prozent und übertraf damit den bisherigen Spitzenwert aus dem Jahr 2013.
Umsatz auf Höchststand
Auch unter dem Strich klingelte die Kasse: Der Reingewinn stieg auf 269 Millionen Franken. Im Vorjahr war das Nettoergebnis wegen der Coronaseuche mit 152 Millionen Franken auf den tiefsten Stand seit mehreren Jahren gefallen.
Der Umsatz wuchs um 16 Prozent auf den neuen Höchststand von 3,18 Milliarden Franken. Der Auftragseingang sei gar explodiert, sagte Konzernchef Jacques Sanche an der Bilanzmedienkonferenz in Zürich. «Wir dürfen feiern. Das ist ein schönes Resultat, das nicht einfach zu erreichen war.»
Platz zum Parkieren fehlt
Bei allen fünf Divisionen stieg der Auftragseingang markant und hat insgesamt gar das hohe Vorkrisenniveau von 2019 um knapp ein Drittel übertroffen. Das sei vor allem auf die sehr gute wirtschaftliche Entwicklung, aber auch auf Nachholeffekte sowie vorsorgliche Bestellungen zurückzuführen gewesen.
Wie die gesamte Industrie weltweit kämpfte auch Bucher mit Engpässen und Verzögerungen in der Lieferkette und der Logistik sowie mit steigenden Material- und Transportkosten. Eigentlich hätte Bucher noch mehr verkaufen können. Bei der Landmaschinendivision Kuhn Group stehen mittlerweile weltweit rund 3000 Maschinen auf Halde, die wegen fehlenden Komponenten nicht fertiggestellt werden können.
Alleine im Hauptwerk von Kuhn im französischen Saverne sind es 2300 Maschinen. Bereits reiche das Gelände gar nicht mehr aus, um all die Maschinen zu parkieren, so Sanche. Allerdings rechne man damit, dass diese Maschinen im laufenden Jahr ausgeliefert werden könnten, weil immer wieder mal eine Lieferung mit Komponenten hereinkomme.
Kuhn
Hohe Nachfrage bei Kuhn
Gemäss Bucher wurden die Landmaschinen von Kuhn 2021 «äusserst stark nachgefragt» Treiber waren die höheren landwirtschaftlichen Einkommen. Die tiefen Lagerbestände der Händler führten zu vorzeitigen und grösseren Bestellungen. «Für Unterstützung sorgte auch, dass im Ackerbau nach der längeren Tiefzyklusphase ein grosser Bedarf nach neuen produktiveren Maschinen herrschte», schreibt Bucher.
Der Umsatz erhöhte sich im Vergleich zum Vorjahr um rund 20 Prozent 1,32 Mrd. Fr. Damit trug Kuhn rund 41 Prozent zum Gesamtumsatz von Bucher Industrie bei und ist mit Abstand die grösste Division. Der Auftragseingang stieg um fast ein Drittel auf 1,68 Mrd. Fr. Der Auftragsbestand stieg gar um 60 Prozent auf 941 Millionen.
Die Division kämpfte mit «Herausforderungen in Lieferkette und Logistik». Die Rekrutierung von zusätzlichen qualifizierten Mitarbeitenden habe sich insbesondere in den USA als schwierig gestaltet. blu
Ergebnis dürfte in etwa stabil bleiben
Der Konzern erwartet für das Gesamtjahr 2022 einen leicht höheren Umsatz und eine etwas tiefere, zweistellige Betriebsgewinnmarge. Das Konzernergebnis dürfte knapp den hohen Wert von 2021 erreichen. Die Nachfrage werde sich auf sehr hohem Niveau abschwächen, schrieb Bucher.
Dank des aussergewöhnlich hohen Auftragsbestands per Ende 2021 blieben die Kapazitäten insbesondere im ersten Halbjahr stark ausgelastet. Die Schwierigkeiten bei der Beschaffung und der Logistik dürften vorerst zumindest fortbestehen.
Die Auswirkungen des von Russland gestarteten Ukraine-Kriegs sind für Bucher laut Sanche finanziell keine Bedrohung. Im vergangenen Jahr habe der Konzern in den beiden Ländern Russland und Ukraine einen Umsatz von rund 70 Millionen Franken erzielt. Davon stammte der grösste Teil aus Russland.
«Wir machen uns aber Sorgen um unsere 30 Mitarbeiter in der Ukraine», sagte der Bucher-Chef. In Russland habe der Konzern 140 Angestellte.