Im Tessin produzieren zwei Mühlen jährlich rund 1’500 Liter Olivenöl. Eine dieser Ölmühle gehört Ennio Bianchi. Sie ist von einem Olivenhain mit rund 130 Olivenbäumen umgeben, von denen 40 zu seltenen Sorten gehören. Das Besondere an Bianchis Arbeit ist die Zusammenarbeit mit dem Verein Pro Specie Rara , der sich für die Förderung einheimischer Sorten in der Schweizer Landwirtschaft einsetzt.
Seit 2011 mit eigener Mühle
Bianchis Abenteuer mit dem Olivenanbau begann nach einer Erfahrung mit dem Anbau von Heilkräutern. «Es war Pro Specie Rara, die mich vor etwa 20 Jahren in den Olivenanbau einführte. Später, im Jahr 2007, wollte ich meine Oliven nicht mehr zu den Ölmühlen in Lenno oder Bellano am Comer See transportieren und nahm die Herausforderung an, meine eigene Mühle zu bauen», fügt er stolz hinzu.
Im Jahr 2011 wurden bei der ersten Pressung rund 140 Liter Öl produziert, was den offiziellen Start des Frantoio di Sonvico markierte. Dank der Beratung durch die Associazione degli Amici dell’Olivo (AAO, Freunde des Olivenbaums) erhielt die Mühle 2015 die kantonale Bewilligung und etablierte sich als Bezugspunkt für die Tessiner Olivenbauern. «Es gibt nur zwei Mühlen im Tessin: eine ist meine und die andere ist in Losone», sagt Bianchi.
Für einen Liter braucht’s Früchte von 5 Bäumen
Bianchis Olivenhain ist viel mehr als ein einfacher landwirtschaftlicher Anbau. «Der Hain ist ein Pflanzenlabor, in dem die Olivenbäume vor allem dem strengen Schweizer Klima, aber auch Pilzkrankheiten und der Invasion der Olivenfliege standhalten», erklärt der Olivenbauer.
Bianchi hat die Türen seines Olivenhains für das Nationale Institut für Pflanzenschutz geöffnet, das ihn als Referenzpunkt für die Bewertung von Schädlingsrisiken und Gegenmassnahmen betrachtet. «Angesichts der Herausforderungen werden im Tessin etwa 100 Kilo Oliven benötigt, um 10 Liter Öl zu gewinnen, und ein 15 bis 20 Jahre alter Baum kann in guten Erntejahren 10 bis 20 Kilo liefern», fügt er hinzu.

Claudio Premoli, Präsident des Vereins Amici dell'Olivo (Freunde des Olivenbaums).
Sophie Regina Blonk
100 Tessiner Olivenbauern
Claudio Premoli, Präsident des Verbandes AAO, betont: «Wenn wir unsere Produktion mit grossen Anbaugebieten wie Spanien, Griechenland, Italien und Tunesien vergleichen, stellen wir natürlich erhebliche Unterschiede fest. Im vergangenen Jahr haben die beiden Mühlen in Sonvico und Losone insgesamt rund 1’500 Liter Öl produziert. Das kann aber als ein sehr positives Ergebnis für uns gewertet werden.»
Ein wichtiges Detail ist zu beachten: Nicht jeder, der Olivenbäume anbaut, bringt die Oliven in die Mühle, da eine Mindestmenge von 50 Kilo erforderlich ist. Im Tessin gibt es derzeit schätzungsweise 100 Olivenanbauer. «Als Alternative fördert der Verband jedes Jahr die sogenannte Kollektivernte, bei der jeder seine eigene Menge beisteuern kann und eine kleine Flasche Tessiner Olivenöl als Geschenk erhält», so der Präsident weiter.
Die Ölmühle von Ennio Bianchi befindet sich in Sonvico.
Verband fördert Anpflanzung
Der Verband AAO spielt eine Schlüsselrolle bei der Verbreitung des Olivenanbaus im Tessin. Der Olivenbaum gewinnt in der Region allmählich an Bedeutung, doch die meisten Produzenten vermarkten das daraus gewonnene Öl nicht. «Obwohl es sehr gefragt ist, ist das Angebot sehr begrenzt. Nur ein halbes Dutzend Produzenten entschliesst sich in guten Jahren, das Öl in den Verkauf zu bringen», sagt Bianchi.
Der Verband fördert die Initiative Azione Piante, ein Programm zur Anpflanzung neuer Olivenbäume, um die Olivenölproduktion auch in Zukunft zu sichern. «Interessierte können Bestellungen aufgeben und erhalten die jungen Setzlinge im Frühjahr. Aus mehr als 1’500 Olivenbaumsorten weltweit haben wir diejenigen ausgewählt, die für unser Gebiet am besten geeignet sind. Sie stammen aus einer renommierten toskanischen Baumschule. In den letzten vier Jahren ist es uns gelungen, fast 1’000 neue Olivenbäume im Alter von zwei bis vier Jahren zu züchten», fügt er hinzu.

Der experimentelle Olivenhain von Ennio Bianchi, der von der Vereinigung Pro Specie Rara gefördert wird, beherbergt heute etwa 130 Olivenbäume, von denen 40 zu einer seltenen Art gehören.
Sophie Regina Blonk
Nische mit Potenzial
Die Olivenölproduktion im Tessin mag als Nische gelten, aber die Bemühungen von Bianchi und dem Verein AAO legen den Grundstein für eine vielversprechende Zukunft. Der Olivenanbau in der Schweiz ist nicht nur eine klimatische Herausforderung, sondern auch eine unglaubliche Demonstration von Leidenschaft und Entschlossenheit.
Mit seinem experimentellen Olivenhain, seiner Ölmühle und seinem Engagement für den Verein AAO ist Bianchi zu einer führenden Persönlichkeit der Schweizer Landwirtschaft geworden, die in der Lage ist, dem Tessiner Olivenöl eine gute Zukunft zu sichern.



Kann man bei ihnen Baume beziehen..
Strada de Luscian 27
6563 Mesocco
Freudliche Grüsse, Claudio Premoli, President Ass. Amici dell’Olivo