Bis zu 54 Franken kostet ein Kilo Alpkäse von der Alpe Piora. Die Milch für den Käse stammt von gemieteten Kühen.
Die Alp ist gross, der Käse teuer, und die Eigentümer sind teils sehr weit weg. Denn als Eigentümer der Alpe Piora im Tessin gelten die Nachfahren der Familien, die im Jahr 1227 das erste Reglement zu deren Nutzung erstellt haben.
3500 Hektaren
Damals galt, dass Bauernfamilien von der linken Seite des Flusses Tessin ihr Vieh auf diese Alp oberhalb Quinto bringen dürfen. Dieses Recht gilt immer noch, selbst wenn die Nachfahren ausgewandert sind und schon seit Generationen in Kalifornien oder Südafrika leben. «Trotzdem dürfen sie an den jährlichen Generalversammlungen teilnehmen und auch abstimmen», erklärt Adriano Dolfini, der noch in Quinto lebt.
Es dürfen auch heute noch nur Eigentümer Tiere auf die mit 3500 Hektaren sehr grosse Alp am Ritomsee bringen. Gegenwärtig sind es etwa 250 Milchkühe und 101 Stück Jungvieh.
Fruchtbare Piora-Mulde
Speziell an dieser Alp sind aber nicht nur die Grösse und die Eigentumsverhältnisse. «Sie befindet sich auch in einem Gebiet mit viel Granit und Gneis», erzählt Dolfini. «Doch was bei den Tunnelbauern des darunter verlaufenden Gotthard-Basistunnels die gefürchtete Piora-Mulde war, ist für das Vieh eine umso bessere Futtergrundlage», ergänzt er. Über 1000 Sorten Gräser und Blumen wachsen auf einem einzigen Quadratmeter, was sich im Aroma und in der Qualität des hier auf 1964 Meter über Meer produzierten Alpkäses positiv auswirkt.
Das ist denn auch mit ein Grund dafür, weshalb dieser Alpkäse so teuer verkauft werden kann. 60 Tage alter Käse wird für 30 Franken pro Kilo verkauft, einjähriger Käse in einem Verkaufsladen, den man in der ehemaligen, nicht mehr genutzten Käserei eingerichtet hat, gar für 54 Franken pro Kilo. Dazu müssen aber jeweils zu Beginn eines Alpsommers etwa 50 Laibe zu je etwa sechs bis sieben Kilo zurückgekauft werden, die im Jahr zuvor an die Bestösser, je nach Menge der hier produzierten Milch, verteilt wurden. Zusätzlich wird Butter und Mascarpa (Ziger) zum Verkauf angeboten.
Milchpreis 2 Franken
Trotz des hohen Preises, der in einen Milchpreis von zwei Franken pro Liter umgerechnet werden kann, findet der Piora-Alpkäse guten Absatz. Er sei sogar in London und Paris beliebt, weiss Dolfini, doch das meiste werde im Tessin selbst konsumiert. Bis zum Bau der neuen Käserei im Jahr 2005 wurde der Käse mehrmals während eines Alpsommers an die etwa 40 Bestösser verteilt. Inzwischen ist der Käsekeller gross genug, sodass die gesamte Menge – letztes Jahr waren es 3240 Laibe – während des ganzen Sommers hier gelagert und gepflegt werden können.
Weil aber längst nicht mehr alle Bestösser – oder Alpeigentümer – auch Bauern sind, gibt es viele, die sich eine Kuh mieten. Manchmal sogar ausserkantonal, etwa im Thurgau. Doch auch wenn man für eine Kuh etwa 400 bis 600 Franken Miete zahlen muss, dazu noch etwa 600 Franken für die Nutzung der Alp, macht sich die Rechnung bezahlt. Dolfini: «Aus der Milch einer Kuh können in einem Sommer etwa 10 bis 12 Laibe hergestellt werden – was bei einem Preis von 30 Franken pro Kilo Käse etwa 2000 Franken ergibt.»




