Entgegen den Prognosen von Fachleuten ist in Obstanlagen im Kanton Thurgau in diesem Frühsommer die Baumkrankheit Feuerbrand aufgetreten. Dramatisch ist die Situation allerdings nicht. Trotzdem wird künftig ein rascherer Einsatz des Pflanzenschutzmittels LMA empfohlen.
Urs Müller, Feuerbrand-Experte beim Bildungs- und Beratungszentrum (BBZ) Arenenberg in Salenstein, bestätigte einen Bericht in der «Thurgauer Zeitung» vom Donnerstag. Ende April hatte das BBZ Arenenberg wegen des kühlen Wetters den Obstbauern empfohlen, auf den Einsatz von Planzenschutzmitteln gegen Feuerbrand zu verzichten.
Verzicht auf Pflanzenschutzmittel nicht risikofrei
Die Gefahr von Neuinfektionen wurde als gering eingestuft. Nun ist es trotzdem zu Infektionen gekommen. Laut Müller wird in Zukunft bei ähnlicher Wetterlage der Einsatz von LMA (Kaliumaluminiumsulfat) den Landwirten empfohlen. LMA wurde vom Bundesamt für Landwirtschaft (BLW) in diesem Jahr erstmals als Mittel gegen Feuerbrand zugelassen.
LMA als Alternative zum Antibiotikum Streptomycin ist in Deutschland schon längere Zeit erlaubt. Ob der LMA-Einsatz in der Schweiz auch im nächsten Jahr zugelassen wird, ist laut Urs Müller noch unklar. Es habe sich nun gezeigt, dass der Verzicht auf den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln gegen den Feuerbrand nicht risikofrei sei.
Momentan keine Rodungen angezeigt
Gegenwärtig sind laut Müller im Thurgau keine Rodungen angezeigt. Dass allenfalls doch noch vom Feuerbrand befallene hochstämmige Birn- und Apfenbäume gefällt werden müssen, sei nicht ausgeschlossen.
Der Feuerbrand ist eine Pflanzenkrankheit, die für davon befallenen Kernobstbäume und damit auch für die entsprechenden Obstkulturen das Aus bedeuten kann. Bienen übertragen das Bakterium beim Bestäuben. Hohe Temperaturen hohe Luftfeuchtigkeit begünstigen eine Infektion. 2007 wütete der Feuerbrand in der ganzen Schweiz. Allein im Kanton Thurgau mussten damals gegen 200'000 Bäume gerodet werden.