Die rekordhohen Regenmengen im Tessin haben zu Störungen im Auto- und Bahnverkehr geführt: Seit Mittwochmorgen ist die Autobahn A2 zwischen Lugano und Melide/Bissone wegen Erdrutschen unterbrochen und seit der Nacht die Bahnstrecke von Cadenazzo nach Luino in Italien. Zahlreiche Strassen sind unpassierbar, und es kam zu Überschwemmungen.
In Teilen des Tessins fiel seit Sonntag aussergewöhnlich viel Regen.
350 Millimeter Regen in 72 Stunden
Demnach gab es in Coldrerio im Mendrisiotto innerhalb von 72 Stunden über 350 Millimeter Regen. In einem Durchschnitts-Juli sind es normalerweise rund 120 Millimeter. Im ganzen Juli 2021 gingen in Coldrerio bisher 441 Millimeter Regen nieder – ein Rekord.
Nachdem es am Dienstag vor allem im Mendrisiotto, im südlichsten Zipfel der Schweiz, geregnet hatte, war in der Nacht auf Mittwoch die Magadinoebene am stärksten betroffen. Dort wurden laut SRF Meteo innerhalb von zwölf Stunden 60 Millimeter Regen gemessen.
Nach Angaben des Bundesamtes für Meteorologie und Klimatologie (Meteoschweiz) wurde für Lugano eine Niederschlagsstundensumme von 55,3 Millimetern gemessen. Das ist der dritthöchste Wert für diese Station seit Messbeginn.
Tankstellendach in Lugano eingestürzt
Die Stadt Lugano schloss aus Sicherheitsgründen ihre Parks, wie es in einer Mitteilung hiess. Die Behörden warnten ausserdem vor Behinderungen im Strassenverkehr. In Pambio-Noranco, einem Stadtteil von Lugano, stürzte am Mittwochvormittag das Dach einer Tankstelle ein. Ausserdem kam es in der Umgebung zu zahlreichen Überschwemmungen.
Unwetterschäden gab es vor allem im Süden des Kantons: Die Polizei berichtete am Dienstag von Überschwemmungen, Erd- und Geröllrutschen sowie umgestürzten Bäumen im Mendrisiotto. Laut TCS-Verkehrsinformation waren mehrere Strassen im Südtessin gesperrt.
Nach Angaben der Tessiner Kantonspolizei sind besonders die Regionen um Bellinzona und Lugano von den Unwettern der vergangenen Tage betroffen. So musste wegen eines nächtlichen Erdrutsches die Via Al Sasso Grande in Gudo, Bellinzona, gesperrt werden, und drei Häuser mit neun Personen wurden evakuiert. In Gandria bei Lugano blockierte ein Erdrutsch die Kantonsstrasse unweit der Grenze zu Italien.
Situation in der Stadt Bern entspannt
Anders präsentierte sich die Situation in der Stadt Bern. Dort hat sich die Situation nach den Hochwassern von vergangener Woche weiter entschärft. Der Abbau der mobilen Schutzdämme soll bis Ende dieser Woche abgeschlossen werden. Die frühzeitig getroffenen Hochwasserschutzmassnahmen hätten sich bewährt, teilte die Stadt am Mittwoch mit. Grössere Schäden an Gebäuden und Infrastruktur seien verhindert worden.
Am Mittwochmorgen flossen bei der Messstelle in der Schönau noch 225 Kubikmeter Wasser pro Sekunde, was eine geringe Gefährdung bedeutet (Gefahrenstufe 1). Letzte Woche war dieser Wert auf über 500 Kubikmeter pro Sekunde geklettert und hatte die höchste Gefahrenstufe 5 erreicht.