Die französischen Schweinehalter fühlen sich vom Handel durch dessen aggressive Billigpreispolitik weitgehend alleingelassen. Die Branchenorganisation Inaporc hat auf die im September zu erwartende aggressive Werbung des Handels die Discounter gebeten, mittels „vernünftigen Werbeangebote“ die gesamte Schweinebranche nicht zusätzlich unter Druck zu setzen.
Aggressive Schleuderpreisangebote des Einzelhandels seien in der aktuellen Situation wirklich nicht angebracht, zumal sie unmittelbar weiteren Druck auf die ohnehin bereits niedrigen Erzeugerpreise zur Folge hätten, warnte Inaporc. Ein derartiger Schritt sollte in der akut angespannten Wirtschaftslage der Produzenten in jedem Fall verhindert werden, so der Appell von Inaporc an die Discounter.
Produktionsrückgang von 2,5 bis 3,5 Prozent 2011
Die Branchenvertretung räumte ein, dass „Werbeaktionen eine wichtige Rolle zur Steuerung der Vermarktung innehaben und zugleich den Absatz fördern“. Gemäss der Interprofession dürfte sich der Produktionsrückgang bei Schweineeisch 2011 zwischen 2,5 bis 3,5 Prozent bewegen. 2012 wird ein weiteres Minus von 5 bis 10 Prozent prognostiziert.
Zukunftsziele deutlich zurückgeschraubt
Noch im Herbst 2010 hoffte die Interprofession, dass die französischen Schweineproduzenten bis 2015 zu einem Herausforderer von Konkurrenten in der EU werden könnten. Die Anzahl Schweine sollte von derzeit 25 auf 27 Millionen Schweine aufgestockt werden. Dieses Ziel ist nach Meinung der Fachleute jedoch nicht mehr realistisch. Gemäss einem Expertenbericht von Anfang Juli klafft die Preis-Kosten-Schere für die Schweineproduzenten in Frankreich immer weiter auseinander.
Die Kosten pro Schwein seien infolge der höheren Preise für Agrarrohstoffe und die damit verbundene Verteuerung der Futtermittelkosten um 26 Prozent gestiegen, während sich die Produzentenpreise praktisch stabil blieben. Laut Inaporc liegt der Verlust der Schweinemäster momentan bei rund 10 Cent je Kilogramm Schlachtgewicht.
Furcht vor deutscher und dänischer Konkurrenz
Der Präsident des Fachverbandes der Schweineproduzenten (FNP), Jean-Michel Serre, warnte bereits vor einer Katastrophe, wenn die Erzeugerpreise weiterhin derart niedrig seien. Ein Dorn im Auge sind ihm zudem die Konkurrenten in Nordeuropa (Deutschland,Dänemark), die
investiert hätten und sich auf vollem Wachstumskurs befänden.
Inaporc-Direktor Didier Delzescaux bemängelte ebenfalls den Rückstand der Franzosen gegenüber ihren europäischen Konkurrenten. Eine Trendwende sei aber nur mit einer EU-weiten Harmonisierung bei den Lohnarbeitskosten, vor allem in den Schlachthäusern, und einer Aufhebung allzu einschränkender Umweltaulagen möglich.
Verärgert ist die Branche zudem über die kategorische Ablehnung von Landwirtschaftsminister Bruno Le Maire, wieder Tiermehle zur Verfütterung zuzulassen.