Die Rübenproduzenten möchten seit März säen, viel Frühkartoffelpflanzgut ist noch in den Paloxen, und der Spargel mag nicht wachsen. Der Frühling ist zu kalt, die Vegetation hinkt zwei bis drei Wochen hinterher.
Die erste Aprilwoche ist vorbei, doch der Frühling mag nicht recht kommen. «Bis Mitte April wird es kühl bleiben», sagt Joël Rominger von Meteotest. Danach könnte es jedoch bald wärmer werden. Stabil trockenes Wetter wird der Monat laut dem Wetterfachmann aber nicht bringen: «Regenschauer sind immer möglich.»
Genügend Fläche säen
Das kalte, trübe Wetter macht den Bauern Sorgen. Die Vegetation hinkt im Vergleich zu den Vorjahren um zwei bis drei Wochen hinterher. Die Rübenproduzenten warten seit März auf gute Saatbedingungen. Samuel Jenni von der Schweizerischen Fachstelle für Zuckerrübenbau: «Erst leichte Böden oder im März gepflügte Felder konnten bestellt werden. Die Rüben keimen jedoch erst ab 5°C.»
Jenni rät ausdrücklich von Mulchsaaten ab oder schwere, nasse Böden zu bearbeiten: «Ein Fehler bei der Bodenbearbeitung bringt eine Ertragseinbusse von 25 Prozent.» Die Ertragsminderungen durch die spätere Saat seien vergleichsweise kleiner: «Sind die Rüben erst Mitte April im Boden, gibts etwa 10 Prozent weniger Ertrag als bei einer Saat Mitte März. Wir raten deshalb, genügend Fläche zu säen.»
Jenni blickt zurück auf 2006. Damals verzögerte sich die Saat bis in den Mai, und im Herbst wurden etwa 20 Prozent weniger Rüben gegraben. «2006 hat uns gelehrt, dass wir die Geduld nicht verlieren dürfen.»
Verspätung bei Frühkartoffeln und Spargeln
Gemäss Ruedi Fischer, Präsident der Vereinigung Schweizerischer Kartoffelproduzenten, ist etwa die Hälfte der Folienkartoffeln gepflanzt. Gewachsen seien sie aber noch nicht, deshalb verzögere sich die Ernte: «Es wird wohl Juni, bis wir die Konsumenten voll mit Schweizer Frühkartoffeln versorgen können.» Auf die Lagerkartoffeln habe der kalte Frühling kaum Auswirkungen.
Ähnlich gestaltet sich die Situation beim Gemüse. «Spargel und Rhabarber werden wir erst Ende statt Mitte April ernten können», weiss Moana Werschler vom Verband Schweizer Gemüseproduzenten. Das Problem für die Bauern: Die Erntehelfer sind schon da und können nicht beschäftigt werden.
Meteorologen vermuten, dass der kalte Frühling mit dem Klimawandel zusammenhängt. Weil in der Barentssee das Eis schmilzt, ändert sich die Dynamik in der Atmosphäre. So kommt es vermehrt zu Kaltluftausbrüchen, die die Schweiz treffen. Dies ist nicht bewiesen. Stimmt es aber, stehen uns noch weitere kalte Frühlinge bevor.