Die Ernte 2024 war für die Getreideproduktion von grossen Herausforderungen geprägt und so fallen die Erträge im Getreideanbau um rund einen Drittel kleiner aus als im Vorjahr. Die übermässigen Niederschläge sowie der Lichtmangel sorgten insbesondere beim Brotweizen für eine rekordtiefe Ernte: «Beim Brotweizen handelt es sich um die tiefste Ernte seit 25 Jahren», sagt Rahel Emmenegger, stellvertretende Geschäftsführerin beim Schweizerischen Getreideproduzentenverband SGPV.
Laut der Branchenorganisation Swiss Granum liegt die backfähige Brotgetreidemenge bei lediglich 250’773 Tonnen, was einem Rückgang von knapp einem Drittel gegenüber dem Vorjahr mit 373’136 Tonnen entspricht. Der Dinkel verzeichnete aufgrund der reduzierten Anbaufläche von minus 18 Prozent und der zusätzlich schwierigen Witterungsbedingungen ein markantes Minus von 45,8 Prozent. Beim Roggen liegt die Erntemenge ebenfalls um 29,4 Prozent tiefer.
Lichtmangel und Pilzbefall
Das Getreidejahr 2024 war für die Produzentinnen und Produzenten sowieso eine grosse Herausforderung: Schon die Aussaat im Herbst 2023 war teilweise schwierig, weil es bereits damals sehr nass war. Auch die übrigen Feldarbeiten konnten nur in kurzen Zeitfenstern gemacht werden, da auch der Frühling 2024 reich an Niederschlägen war und der Boden nur bedingt befahrbar war. Die durchschnittlichen Erträge bei allen Brotgetreidekulturen liegen um 30 Prozent unter dem Zehnjahresdurchschnitt.
Ein weiterer belastender Faktor war der Krankheitsdruck aufgrund der feuchten Bedingungen, der teilweise sogar zur Unbrauchbarkeit der Ernte führte. «Durch das nasse Wetter fehlte es an Licht für eine optimale Entwicklung der Kulturen und es kam vermehrt zu Pilzbefall, was zu teilweise hohen Mykotoxinwerten führte», erklärt Rahel Emmenegger. Laut Swiss Granum konnten rund 20’000 Tonnen Brotgetreide lediglich im Futtersektor vermarktet werden und etwa 2’000 Tonnen mussten gar vernichtet werden.
Trotz der schwierigen Bedingungen zeigt die erste Qualitätserhebung aber positive Tendenzen: Die Proteingehalte, Zeleny-Werte und Fallzahlen liegen 2024 oberhalb des Fünfjahresdurchschnitts, was auf eine solide Backqualität hinweist. Eine definitive Einschätzung erfolgt jedoch erst nach den Laboranalysen und Backtests. Zur Sicherstellung der Versorgung beantragte Swiss Granum beim Bundesamt für Landwirtschaft eine Erhöhung des Zollkontingents für Brotgetreide um 60’000 Tonnen sowie eine Anpassung der Freigabemengen für das Jahr 2025. Die bisher beschlossenen Massnahmen des Bundesrates sollen helfen, die Überbrückung bis zur Ernte 2025 sicherzustellen.
Rückgang bei Futtergetreide
Auch die Erntemengen beim Futtergetreide waren von der Witterung beeinträchtigt. Sowohl Gerste mit minus 29,4 Prozent, Futterweizen mit minus 25,6 Prozent als auch Triticale mit minus 29,5 Prozent weisen deutliche Rückgänge auf.
Mengenmässig fiel der Rückgang bei der Gerste mit einer Ernte von 112’024 Tonnen besonders stark aus – gegenüber der Vorjahresernte war die diesjährige Gerstenernte so gut 46’500 Tonnen tiefer. Die Anbauflächen der wichtigsten Futtergetreidearten waren ebenfalls rückläufig.