Mit dem eigenen Freibergerpferd als Trainsoldatin in der Schweizer Armee: Anja Tschannen erzählt im Trainblog von ihren Erlebnissen während der Sommer-Rekrutenschule 2020. Wenn sie nicht gerade mit dem Trainpferd über Stock und Stein stampft, ist sie als Redaktorin beim «Schweizer Bauer» und als Landwirtin tätig. In diesem Teil geht es um die langersehnte Ankunft der Militärpferde.
«Zehn, neun, acht………», ertönt die Stimme unseres Fachlehrers, er steht ausserhalb des Weidezaunes. Wir Rekruten auf der Weide, aufgereiht, mit dem Rücken zum Zaun, die Pferde an den Backenstücken des Halfters gefasst. «Zwei, eins…loslassen»: auf Kommando lösen sich unsere Hände.
Mit einem halben Hechtsprung bringen wir uns unter den Elektrobändern hindurch «in Sicherheit». Hinter uns donnern die Pferde wiehernd, im gestreckten Galopp, zu den hintersten Ecken der langen Weiden. Sie machen kehrt, galoppieren durch die Staubwolke zurück, direkt auf uns zu. «Hooooo», «hoooo», rufen wir. Zwischen uns und den Tieren drei Stromlitzen.
Weidegang für die Armeepferde
Der erste Weidegang ist immer ein Spektakel. Ich bin positiv überrascht, dass alle Tiere bereits am ersten Abend für einige Stunden auf die Weide dürfen. Lange haben wir gewartet. Nun ist es endlich soweit. Nach vier Wochen Grundausbildung, in denen uns militärische Umgangsformen, Waffenmanipulation, und das Wichtigste zu Zwangsmitteln, Selbst- und Kameradenhilfe vermittelt wurden, kommen unsere Armeetiere.
Das ist das Herzstück unserer Schule. Es macht unsere Schule einzigartig und ganz besonders. Wir sind die, die in der Schweizer Armee mit Tieren arbeiten dürfen. Und darauf sind wir stolz. Die Hundeführer bekommen ihre teilausgebildeten Diensthunde, wir Trainrekruten Maultiere und Freibergerpferde und die Veterinäre sowie die Hufschmiede viel Arbeit.
Haydo und der erste Eindruck
Ich freue mich, Haydo bei mir zu haben und das Abenteuer Rekrutenschule gemeinsam mit ihm fortzusetzen. Auch wenn sich der freche Bursche mal wieder nicht von seiner Schokoladenseite gezeigt hat. Kaum aus der Boxe geführt, fängt er wie irre an zu Bocken, selbstverständlich in Anwesenheit aller Offiziere auf Platz.
«Na bravo, ganz toller erster Eindruck», denke ich mir. Zu seiner Verteidigung: Ich habe eine riesige Pferdebremse davonfliegen sehen - glaube ich. Bei der Einschatzung (Antrittskontrolle) benahm er sich dafür vorbildlich.
Tiere bestimmen den Tagesablauf
Die 5. Woche ist geprägt von der Einführung in den Fachdienst. Lauf, Korn, Dioptervisier und Abzugbügel weichen Kopfstückschlaufe, Stössel, Strangenaufbinderiemchen und Tragaugen. Bodenarbeit, Attestprüfungen, misten, füttern und Tierpflege bestimmen den Tagesablauf.
Selbstverständlich immer alles in militärischer Manier, Stichwort Matdepo (Materialdepot). Matdepo bei den Futtereimern, Matdepo beim Putzzeug, Matdepo beim den Stallblusen, Matdepo bei der «Pferdescheisse». Richtig gelesen, auch der Miststock wird in Matdepo-Manier angelegt. Quadratisch, praktisch gut und sauber.
03:45 Uhr Tagwach
Was zusätzlich zur Fachdienstausbildung dazu kommt, ist der Wachdienst. Ich bin gleich in der ersten Woche eingeteilt. Zwei der Schichten beinhalten Tierbetreuung am Abend. Zwei Tage lang bin ich gefühlt nur zum Duschen im Truppenlager, der Rest spielt sich in den Stallungen ab. Wir können zwar früher unsere Augen schliessen als beim normalen Abendverlesen, Lilö (Lichter löschen) gibt es auch keines – wir dürfen selber gross sein und das Bett ist während 48 Stunden makellos bereit für die Zimmerkontrolle, dafür heisst es um 03:45 Tagwache.
Noch im Halbschlaf wird gefüttert und die Pferdeäpfel aus dem Stroh gefischt, bevor es mit dem «normalen» Militäralltag weiter geht.
Tiere verbinden
Mit der Übernahme der Tiere ändert sich die Stimmung im Zug. Wir sind gelöster, Tiere verbinden halt. Gleichzeitig steigt die Verantwortung. «Zuerst das Tier», lautet das Kredo. Gut, das bin ich mir ja von Zuhause als Tierfan mit einem halben Bauernhof gewohnt.
Was ich nicht gewohnt bin: Bei über 30 Grad Celsius in Uniform herumzulaufen. Es ist heiss und schwül. Die erhofften Gewitter und Temperaturstürze bleiben die ganze Woche aus. Reihenweise T-Shirts werden nass geschwitzt, wir schmelzen dahin.
«Was für eine fabulöse Idee, die Rekrutenschule im Sommer zu absolvieren», fährt es mir durch den Kopf, wenn wir abends an den Einfamilienhäusern mit Pools, Grilladen, Leuten in kurzen Hosen und Sommerkleidchen zurück in die Truppenunterkunft verschieben.
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Bisherige Einträge:
Teil 13: Vier Wochen ohne Militärpferde
Teil 12: Das eigene Pferd auf den Militärdienst vorbereiten
Teil 11: Ich kaufe Haydo zurück
Teil 10: Armeepferde: Start ins Militärleben
Teil 9: Schlusstest für künftige Militärpferde
Teil 8: Militärpferde auf Inspektion vorbereiten
Teil 7: Trainpferde: Karren ohne Kutscher ziehen
Teil 6: Militärpferde auf das Podest stellen
Teil 5: Trainpferde müssen auch Holz ziehen
Teil 4: Die Königsdisziplin der Trainpferde
Teil 3: NPZ bildet die jungen Militärpferde aus
Teil 2: Sein eigenes Pferd der Armee verkaufen
Teil 1: Mit dem eigenen Pferd in die Armee