Die meisten Milchkühe befinden sich nach wie vor auf den kleinen Betrieben.
Michael Flückiger
Die Rinderhalter in der Ukraine haben in den vergangenen zwölf Monaten ihre Bestände deutlich reduziert. Nach Angaben des Verbandes der Milchbauern wurden per 1. Juni 2025 insgesamt 2,17 Mio. Rinder im Land gezählt. Das waren 8 % weniger als zum gleichen Zeitpunkt im Vorjahr.
Zurückzuführen ist diese Entwicklung in erster Linie auf die kleinen Privatbetriebe, wo der Gesamtbestand um 13 % auf 1,25 Mio. Rinder gesenkt wurde. Nur moderat, nämlich um 1 %, sank hingegen die Zahl der Rinder auf den Grossbetrieben; dort wurden insgesamt 919'000 Tiere gehalten.
Milchkühe konzentrieren sich auf Kleinbetriebe
Die meisten Milchkühe befinden sich nach wie vor auf den kleinen Betrieben. Per 1. Juni 2025 belief sich deren Zahl dort auf 767'000 Stück. Im Vergleich zum Vorjahr wurde der Bestand um 12 % reduziert. Anders präsentiert sich die Situation auf den Grossbetrieben: Dort wurden zwar nur halb so viele Milchkühe gezählt – nämlich 382'000 –, allerdings konnte die Milchkuhherde leicht um 1 % aufgestockt werden.
Der Rückgang des Rinderbestands zieht sich laut dem Milchproduzentenverband bereits seit Jahren hin, da es kein wirksames staatliches Programm zur Unterstützung der Milchviehzucht gibt. Der Krieg habe die Situation zusätzlich verschärft. Zwar gebe es Pläne, Milchviehbetriebe aus gefährdeten Regionen in sicherere Landesteile zu verlegen, doch es fehle an Stallkapazitäten.
Marktunsicherheit und Kosten belasten Betriebe
Hinzu komme die Unsicherheit auf dem Markt sowie tiefere Produzentenpreise für Rohmilch. Das halte insbesondere Grossbetriebe davon ab, ihre Milchviehbestände auszubauen. Auch mangele es oft am notwendigen Betriebskapital. Stattdessen konzentrierten sich die Landwirte vermehrt auf die Senkung ihrer Produktionskosten.
Laut einer Studie des Landwirtschaftsministeriums in Kiew steigen die Produktionskosten – insbesondere für Futter und Strom – schneller als die Preise für Endprodukte. Weitere Belastungen ergeben sich durch die Abwertung der Landeswährung und die sinkende Kaufkraft der Bevölkerung.