Zuvor war in Brasilien am 16. Mai der erste Ausbruch der Vogelgrippe auf einer Geflügelfarm bestätigt worden. Daraufhin wurden Protokolle für ein landesweites Handelsverbot für den Hauptabnehmer China und landesweite Beschränkungen für andere wichtige Verbraucher wie Japan aktiviert.
Zeitdauer unbekannt
Grund für das Importverbot ist das fehlende Regionalisierungsabkommen zwischen der EU und Brasilien. Solange eine solche Vereinbarung nicht besteht, kann Brasilien keine Gesundheitszertifikate für bestimmte Regionen ausstellen. Deshalb gilt der Einfuhrstopp pauschal für das gesamte brasilianische Staatsgebiet – unabhängig davon, ob der Ausbruch lokal begrenzt ist, schreibt geflügelnews.de. Der Importstopp betrifft sowohl lebendes Geflügel als auch sämtliche Geflügelprodukte.
«Die EU-Importbedingungen verlangen, dass das Exportland (Brasilien) frei von hochpathogener Geflügelpest ist», teilte ein Sprecher der EU-Kommission per E-Mail laut Reuters mit. «Die brasilianischen Behörden können solche Tiergesundheitsbescheinigungen für die Ausfuhr in die EU nicht mehr unterzeichnen, und solche Bescheinigungen können nicht ausgestellt werden», so der Sprecher weiter.
Der brasilianische Landwirtschaftsminister Carlos Favaro hatte demnach angekündigt, dass im Rahmen der bestehenden Protokolle Handelspartner wie China, die Europäische Union und Südkorea die Einfuhr von Geflügel aus Brasilien für 60 Tage verbieten würden. Die Kommission nannte hingegen keinen Zeitrahmen. Sie wies darauf hin, dass aufgrund des Ausbruchs, der in einem Betrieb im Bundesstaat Rio Grande do Sul festgestellt wurde, das gesamte brasilianische Hoheitsgebiet seinen offiziellen Status «frei von hochpathogener Geflügelpest» ausgesetzt habe.
Fleisch aus Brasilien günstig
Die EU ist nur ein kleiner Markt für Brasilien, dessen Hauptabnehmer für Geflügelfleisch China, die Vereinigten Emirate, Japan, Saudi-Arabien und Südafrika sind. Im Jahr 2024 exportierte Brasilien mehr als 5 Millionen Tonnen Geflügelfleisch. Davon gingen nur etwa 4,4 Prozent in die EU, so der nationale Schweine- und Geflügelverband ABPA.
Von den gesamten Geflügelimporten der EU ist Brasilien mit einem Anteil von 32 Prozent im vergangenen Jahr das wichtigste Herkunftsland, so die offiziellen EU-Daten. Das Volumen blieb jedoch eher gering, da der Grossteil des EU-Verbrauchs vor Ort gedeckt wurde. Trotz der geringen Mengen haben die billigeren brasilianischen Einfuhren die Preise in der EU unter Druck gesetzt. Ein Importstopp dürfte daher eine Erleichterung für die einheimische Geflügelindustrie darstellen.