«Zeitnah» ist aus Brüssel mit Notfallmassnahmen gegen die weitere Ausbreitung der hochpathogenen aviären Influenza (HPAI) in Polen zu rechnen. Wie eine Sprecherin der Europäischen Kommission angesichts der dort zuletzt deutlich angestiegenen Inzidenz darlegt, befindet man sich dazu in engem Austausch mit den polnischen Behörden.
Relativ allgemein antwortete die Sprecherin auf die Frage von Journalisten, was genau unter Notfallmassnahmen zu verstehen sei.
Im Einzelnen verwies sie unter anderem auf ein Verschärfen der Präventions- und Kontrollmassnahmen. Dies schliesst laut Kommission den Transport und den Handel mit Geflügel und daraus hergestellten Produkten ein. Aktuell sei man dabei, weiter am Zuschnitt von möglichen Sperrzonen zu arbeiten.
Hohe Ausbruchszahlen
Dem Vernehmen nach geht es vor allem um die Woiwodschaft Grosspolen rund um die Stadt Posen. Dort soll laut dem polnischen Landwirtschaftsministerium die Zahl der Ausbrüche seit Jahresbeginn bei mindestens 37 liegen. Die Rede ist auch von der Woiwodschaft Masowien mit seit dem 1. Januar 28 offiziell registrierten Ausbrüchen.
In diesem Gebiet befindet sich die Landeshauptstadt Warschau. Im selben Zeitraum gab es laut den polnischen Zahlen im gesamten Land 78 registrierte Ausbrüche. Zum Vergleich: Die Ausbruchszahlen lagen demnach in Ungarn seit Jahresbeginn bei 72, mit weitem Abstand gefolgt von Deutschland und Bulgarien mit neun und sechs.
Es folgt ein kurzfristiger Vorschlag
Der Kommissionssprecherin zufolge soll ein offizieller Vorschlag kurzfristig vorgelegt werden. Ein entsprechender Entwurf würde dann über das sogenannte Komitologieverfahren verabschiedet.
Ein Scheitern wäre entsprechend nur denkbar, wenn eine qualifizierte Mehrheit der Mitgliedstaaten gegen die Handlungsvorgaben aus Brüssel stimmen würde. Beobachter halten dies für unwahrscheinlich.
Polen erwartet keine Engpässe
Derweil nennt das polnische Agrarministerium weitere Details zu möglichen von der EU-Kommission zu ergreifende Massnahmen. Darunter könnte ein vorübergehendes Verbot der Neueinstallung von Geflügel auf tierhaltenden Betrieben innerhalb der Sperrzonen fallen.
Die Dauer der potenziellen Beschränkungen soll von deren Erfolg abhängen, heisst es aus dem Warschauer Ressort. Mit einem Lockern der Beschränkungen sei frühestens ab dem 12. Mai zu rechnen. Voraussetzung dafür sei allerdings, dass die angeordneten Massnahmen strikt befolgt würden. Nach Angaben des Ministeriums werden trotz der in Aussicht gestellten Beschränkungen der EU «keine Engpässe beim Handel mit Fleisch und Eiern auf dem Binnenmarkt erwartet».
Es hagelt Kritik
Scharfe Kritik an den drohenden Restriktionen kommt aus der polnischen Geflügelindustrie. Rund ein Dutzend Organisationen sowie Vertreter von über 100 weiteren mit der Branche verbundenen Unternehmen haben sich gegen die aus Brüssel drohenden Vorgaben gewandt.
Auf besonderes Missfallen scheint der Plan zu stossen, wonach kein Geflügel für mindestens 30 Tage nicht in von HPAI betroffene Gebiete verbracht werden darf.
Sie sorgen sich
Polens Geflügelwirtschaft sorgt sich, dass die drohenden Einschränkungen zu einer monatelangen Stagnation der Geflügelproduktion führen könnten. Befürchtet wird ein Verlust von Absatzmärkten sowie von internationalen Kunden. Darüber hinaus bestehe beim Aushandeln aktueller Handelsabkommen etwa mit dem Mercosur oder der Ukraine die Gefahr, dass polnisches Geflügel vom EU-Markt verdrängt und durch minderwertigere Produkte aus Nicht-EU-Ländern ersetzt werde.
Hervorgehoben wird in diesem Zusammenhang Polens führende Rolle bei der EU-Geflügelfleischproduktion. Demnach wurden in Polen 2024 rund 3,5 Mio. Tonnen Geflügelfleisch produziert und ein «erheblicher Teil» davon exportiert.
Viren verändern sich zu höherer Gefährlichkeit (Pathogenität), wenn sie schnell von einem Tier (Wirt) zum anderen überspringen können, da dies die Gen-Drift und Gen-Shift begünstigt. Die enge Aufstallung von Massen an Geflügel-Tieren schafft genau diese Bedingungen. Vertreter des FLI (Prof. Mettenleiter und Prof. Harder) gehen daher auch davon aus, dass HPAIV ("Vogelgrippe") in der Geflügelindustrie entstand, vermutlich in Asien.
Auch bei der Verbreitung spielt oft, ja fast immer, die Geflügelindustrie eine Rolle, wie Untersuchungen in Niedersachsen unter Ex-Minister Christian Meyer zeigten. Eine Übertragung von Wild-auf Nutzgeflügel konnte man dagegen so gut wie nie wirklich nachweisen, ebenso konnten sich Wildvögel an Austrägen angesteckt haben und die Tatsache, dass sehr oft gut gesicherte Massenställe betroffen waren, sogar Elterntierhaltungen, spricht gegen die These der Übertragung durch Wildvögel und zeigt zumindest, dass Ställe nicht schützen. Gerade Enge fördert ja gefährliche Mutationen! Übertragung ist möglich durch Zukäufe, Lebendrupf, Impfteams, Vor-Ausstallung, Transporte, Behälter, Futter, Küken...
Das Leid der Tiere in den Ställen ist groß. In der Schweiz werden Tiere besser gehalten sls in Polen, aber auch dort sollte man bedenken: Licht, Luft und Bewegung halten auch Geflügel gesund. Statt Tiere in Ställe zu zwängen, sollte man lieber auf den "Genuss" dieser armen Tiere verzichten!