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Freude an fleissigen und schönen Kühen

Robert Alder |

 

Wenn am 1. Juli die geladenen Gäste an den Holstein Awards von Holstein Switzerland teilnehmen, werden sie in den Kanton Jura reisen. Der Betrieb von Patrick, Sophie und Lucas Chételat in Courcelon ist Gastgeber. Was erwartet sie?

 

Wer über den Scheltenpass fährt, dem öffnet sich plötzlich eine weite Talmulde noch vor dem jurassischen Hauptort Delsberg, das Val Terbi. Hier liegt der Hof de la Tuère von Patrick und Lucas Chételat auf der sonnseitigen Talseite in Courcelon auf 500 Meter Meereshöhe.

 

Grosses Festzelt

 

Am 1. Juli geht hier die Post ab: Chételats sind Gastgeber der diesjährigen Holstein Awards von Holstein Switzerland, wo Patrick seit einigen Jahren Vorstandsmitglied ist. Warum gerade hier? Patrick lächelt und zuckt die Achseln: «Ich wurde einfach angefragt und sagte na ja, dann machen wir das.»

 

Den Vorstandskollegen dürfte nicht entgangen sein, dass Chételats mit Kollegen schon einige Feste organisiert haben, etwa mit Luca Hänni oder dem Lokalmatador Christophe Meyer, der auch am 1. Juli zu hören sein wird. Noch sieht man nichts, aber die Vorstellungen sind klar. Patrick erklärt: «Hier stellen wir ein grosses Festzelt, oberhalb des Hofs wird parkiert, dort gibt es eine Bühne und auf dem Hofplatz stellen wir die Stände der Sponsoren.»

 

 

Mehr Ziegen als Einwohner

 

Courcelon hat eine Eigenheit, die wohl schweizweit einzigartig ist. Chételat lacht verschmitzt: «In unserem Dorf leben mehr Ziegen als Einwohner. Zwei Betriebe halten Milchziegen, einer zweihundert, der andere rund vierhundert.» Vor dem Stall grasen zwei Zwergziegen. Aber drinnen geniessen zurzeit 66 Kühe ein hohes Mass an Tierwohl. Über den Fressgängen fällt ein feiner Nebel und macht die warme Luft erträglicher. «Tierwohl war uns schon immer wichtig. Das haben wir auch beim Stallbau miteinbezogen.»

 

Die rund 80 Jungtiere werden ab dem vierten Altersmonat bei einem Kollegen in den Freibergen aufgezogen. Seit drei Jahren melkt ein Lely Roboter. «Wir sind sehr zufrieden mit ihm. Er erlaubt uns mehr Flexibilität», sind sich Vater Patrick und Sohn Lucas einig. Der 21-jährige Lucas hilft bei Kollegen aus und Patrick ist nebenbei IP-Kontrolleur. Patricks Ehefrau Sophie arbeitet Teilzeit auswärts.

 

Viehzuchtvirus

 

Lucas will den Betrieb weiterführen und hat nach drei Lehrjahren in der Deutschschweiz, bei Allenbach in Rumisberg BE oder bei Schnell in Röschenz BL, den Entschluss gefasst, weiter Milch produzieren zu wollen. «Man muss Freude an den Kühen haben und der Bedarf an Milch und Milchprodukten bei wachsender Bevölkerung ist vorhanden. Wenn man sieht, wie viele Bauern die Milchviehhaltung aufgeben, glaube ich an eine Zukunft, auch wenn die Herausforderungen nicht kleiner werden», erklärt der Jungzüchter.

 

Das freut seinen Vater. Er wolle ihm die Freiheit lassen, den Betrieb nach seinen Wünschen auszurichten. Gerade weil Lucas seine Zukunft so sieht, kann er partnerschaftlich mitentscheiden. Der 52-jährige Patrick blickt zurück: «Bis in die 1970er-Jahre hatte mein Vater noch Simmentaler- und einige Braunviehkühe. Als Schuljunge habe ich mich in der Schule krankgemeldet und stattdessen die Expo Bulle und den Betrieb von Oscar Dupasquier in Bulle FR besucht. Das Viehzuchtvirus war ausgebrochen.»

 

Die Tere von Patrick und Lucas Chételat haben viele Erfolge erzielt. 
Robert Alder

 

Alles Eigenzucht

 

Die Umstellung auf Holstein ging voran, und die Erfolge stellten sich ein. Die Flots und Fotos im Züchterstübli sind eindrücklich. «Ich habe vor Jahren nur wenige Nutzkühe zugekauft, etwa fünf von einem Viehhändler und einige von einem Nachbarn, der die Milchviehhaltung aufgab. Alles andere ist Eigenzucht», betont Chételat nicht ohne Stolz.

 

Bis heute sind Chételats auch Schaubeschicker. An grossen Ausstellungen allerdings eher seltener. «Das braucht immer viel kostbare Zeit und ist finanziell auch immer aufwendiger.» 1997 präsentierte er mit Valjeto Coquette den ersten Champion an der Arc Jurassien Expo. 2004 war Chételat Journalist Indienne Teilnehmerin am Holstein-Europawettbewerb in Brüssel. 2010 war ihre Tochter Champion Isère als Klassensiegerin in Cremona dabei. 2006 war Chételat Leduc Roxane Suprême Grand Champion an der Junior Bulle Expo, und 2018 gelang dies erneut mit Chételat Chief Riley.

 

2018 war auch das Jahr mit dem züchterischen Höhepunkt: Chételat wurde mit dem Meisterzüchtertitel geehrt. «Etwas vom Schönsten, das ein Züchter erhalten kann.» 

 

Chiefs werden immer besser

 

Stantons Chief ist das Stichwort, bei dem die beiden ins Schwärmen kommen. «Rubens, Goldwyn oder Shottle haben sehr gute Arbeit gemacht. Aber gegenwärtig sind die Chief-Töchter die Besten der Herde. Wir hatten noch keine schlechte, sie entwickeln sich gut und sie werden immer besser.» Auch Stantons Alligator verkörpert das Profil, das Chételats anstreben: viel Milch, gute Euter und Fundamente sowie eine starke Oberlinie. Besamt wird fast ausschliesslich gesext und mit den jeweils aktuell besten genomischen Jungstieren. Tiere, die nicht zur Nachzucht geeignet sind, werden mit Blauen Belgiern besamt.

 

«Wir setzen keine Stiere unter 1000 kg Milch ein, sie müssen gute funktionelle Eigenschaften und die gewünschten Exterieurmerkmale mitbringen. Die Kühe müssen in erster Linie wirtschaftlich sein. Wenn sie dazu noch Schauqualitäten haben, freut uns das, steht aber nicht an erster Stelle.» Der Herdenschnitt lässt sich sehen. Dieser beträgt aktuell 11530 kg Milch bei 3,89% Fett und 3,20% Eiweiss. Doch auch exterieurmässig müssen sich Chételats nicht verstecken. Aktuell stehen 7 EX und 20 VG beschriebene Kühe im Stall. Zwei haben schon die 100’000er-Marke geknackt.

 

Auf dem Betrieb de la Tuère werden 66 Milchkühe gehalten.
Robert Alder

 

Totalmischration

 

Dieses Jahr darf Chételat auch zwei Auszeichnungen an den Holstein Awards entgegennehmen, eine Goldmedaille und einmal Multiple Excellent. Die Milch wird als Molkereimilch an Mooh geliefert. Zurzeit sei der Milchpreis wieder einigermassen akzeptabel, aber die Kosten steigen auch in der Landwirtschaft, deshalb wären 50 Rappen auf die Dauer nicht zu ertragen gewesen, unterstreicht Patrick Chételat.

 

Gefüttert wird mit einer Totalmischration, hauptsächlich aus Grassilage und Mais. Auf dem 40-Hektar-Betrieb werden rund zehn ha Silomais und 10 ha Brotweizen angebaut. 20 Prozent der Betriebsfläche sind Ökoflächen. Der arrondierte und sehr gepflegte Hof konnte von Patricks Grossvater gekauft werden. Dieser kam in den 1930er-Jahren aus der Deutschschweiz hierher. Wenige Parzellen Pachtland befinden sich im Nachbardorf.

 

Holstein Awards

 

Am Samstag, 1. Juli, treffen sich die Mitglieder von Holstein Switzerland an den Holstein Awards. Die verdienstvollen Züchterinnen und Züchter sowie die herausragenden Kühe werden geehrt. Die Holstein Awards sind den Holsteinzüchtern aus der ganzen Schweiz und ihren Familien vorbehalten.

 

Ein Highlight wird die Wahl der Kuh des Jahres sein. Folgende fünf Kühe sind nominiert: Captain Alissone EX-93; Gastlosen Integral Laylani-Red EX-93; Ruegruet Joyboy Minapolis-Red EX91; La Valeyre Gillespy Onde de Choc EX-92, und Clos Du Praz Goldwyn Prudence EX92. Rund 500 Personen sind für die Holstein Awards angemeldet. Diesmal finden sie auf dem Betrieb des Meisterzüchters 2018, Patrick Chételat, in Courcelon JU statt. hal

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