Die Zitzennote in der Milchviehzucht ist ein schweizerisches Unikum, das international unbekannt ist. Während bei Holstein/Red Holstein seit 2011 auf eine Zitzennote verzichtet wird, gibt es sie bei Simmental und Swiss Fleckvieh nach wie vor – ebenso beim Braunvieh.
Widerstand gegen Integration
Braunvieh Schweiz wollte dies ändern. Der Verband argumentierte, dass die Zitzennote ein Phänotyp sei, der züchterisch nicht direkt genutzt werden könne, und dass die Zitzenmerkmale in der Zuchtwertschätzung bereits in den Euterblock einfliessen. Der Vorstand von Braunvieh Schweiz hatte deshalb im vergangenen September beschlossen, die Zitzennote in die Euternote zu integrieren.
Dagegen regte sich Widerstand. Mitte Februar liess der Vorstand des Schweizerischen Original-Braunvieh-Zuchtverbands (SOBZV) die Generalversammlung darüber abstimmen, ob der SOBZV an der Delegiertenversammlung (DV) von Braunvieh Schweiz einen Antrag für die Beibehaltung der Zitzennote beim Original Braunvieh (OB) stellen soll. Der Antrag wurde nun am Mittwoch an der Delegiertenversammlung von Braunvieh Schweiz in Baar ZG diskutiert.
Neues Vorstandsmitglied
Der Kanton Zug erhält mit Reto Enz einen neuen Vertreter im Vorstand. Er ersetzt OB-Züchter Erwin Niederberger, der insgesamt sechs Jahre im Vorstand tätig war und neu im OB-Vorstand Einsitz nimmt.
Reto Enz führt einen Milchwirtschaftsbetrieb in Neuägeri mit 27 Kühen plus Aufzucht in der Bergzone I. Seit März 2023 ist er Präsident des Zuger Tierzuchtverbands und seit Ende 2024 im Vorstand der Vianco. Zudem ist er Mitglied im Vorstand des Zuger Bauernverbands.
60 Prozent dagegen
«Die Lineare Beschreibung und Einstufung (LBE) und die Milchleistungsprüfung (MLP) bilden bei Braunvieh Schweiz die Grundlage für die Nachzuchtprüfung und die genomische Selektion», führten Braunvieh-Schweiz-Präsident Adrian Arnold und Vizedirektor Andy Kocher aus. Die LBE sei das genaueste System, da sie die Vererbung der Einzelmerkmale sofort ersichtlich mache. Aufgrund der sich ständig verändernden Population brauche es Anpassungen, sagten Arnold und Kocher.
An der Versammlung kam es zu einer regen, aber stets sachlichen Diskussion, teilt Braunvieh Schweiz mit. Die Debatte mündete schliesslich in einem Gegenantrag zur Beibehaltung der Zitzennote.
Das Verdikt bei der Abstimmung war deutlich: Über 60 % der Delegierten stimmten für die Beibehaltung der Zitzennote. Ein Drittel befürwortete den Antrag des Vorstands von Braunvieh Schweiz. Enthaltungen gab es wenige.
Single-Step-Methode
Mit den April-Zuchtwerten werden viele Hauptmerkmale erstmals nach der Single-Step-Methode publiziert, schreibt Braunvieh Schweiz in der Mitteilung. Dank breit geführter Diskussionen seien Verbesserungen im Zuchtprogramm umgesetzt worden, bei der LBE wichtige Anpassungen angegangen sowie die gezielte Rassenpromotion mit neuen Verkaufsanlässen erweitert worden.
Im laufenden Jahr werden die Zuchtzieldiskussionen aufgenommen. «Es ist unumgänglich, dass die Leistungsbereitschaft unserer Braunviehtiere weiterhin gestärkt wird. Hier fordere ich alle Züchter auf, bezüglich Milchleistung bei der Anpaarung nicht viele Kompromisse einzugehen», sagte Präsident Adrian Arnold.