Roman Morgenthaler mit seiner Blüem-Kuh Breiti’s Dom Dora an der Olma-Gurt-und-Blüemschau 2023.
Braunvieh
Sie bringen Glück. Im Stall und auf der Alp. So zumindest der Volksglaube. Die Zeichnung Blüem ist eine besondere Farbvariante beim Braunvieh. Blüem-Kühe waren lange Zeit nicht offiziell zur Zucht zugelassen und sind erst seit knapp 30 Jahren im Herdebuch von Braunvieh Schweiz zu finden. Das Farbmuster von Blüem-Kühen entsteht via Genmutation auf dem Chromosom 6 durch sogenannt springende Gene. Das haben Forscher der Vetsuisse-Fakultät der Uni Bern vor über 10 Jahren herausgefunden, und sie haben weiter erkannt, dass die Blüem-Mutation dominant vererbt wird.
Einer, der sich für die Blüem-Zucht begeistert, ist Roman Morgenthaler aus Richenthal LU. Zu seinem 40. Geburtstag bekam er von seiner Familie und seinen Freunden das Blüem-Kalb Dora geschenkt. Das ist fünf Jahre her, und aus dem Kalb wurde eine Kuh. Eine spezielle.
Weisse Bänder an den Sprunggelenken
Die Braunviehkuh Dora mit 66 Prozent OB-Blut wurde letztes Jahr an der Olma Gurt- und Blüemschau in St. Gallen zur Kuh mit der schönsten Blüem-Zeichnung gewählt. Die Farbvariante bedarf eines bestimmten Musters: Die Rückenlinie muss weiss sein, der Schwanzansatz mit braunen Punkten durchsetzt, der Kopf weiss gesprenkelt, und an den Sprunggelenken sollte die Kuh vorne und hinten weisse Bänder aufweisen. Je exakter und genauer die Zeichnung, desto besser. An der Schau auch im Vergleich mit den anderen Kühen.
Der besonders geblümte Kopf und die gewünschte Hals- und Beinzeichnung von Dora gaben den Ausschlag. Besitzer Roman Morgenthaler vergleicht ihren Kopf mit dem Bild, das entstehe, wenn man einen Schneeball an eine Wand werfe.
Die Tagessiegerin Blüem-Zeichnung Dora neben dem Exterieurchampion Goertli und der Gurtsiegerin Murmel an der letztjährigen Schau.
Braunvieh
Blüem-Kühe hätten ihm schon immer gefallen, erzählt Roman Morgenthaler im Büro seiner Sägerei. Der Landwirt und Maurer arbeitet weder in der Landwirtschaft noch auf dem Bau, er arbeitet mit Holz und schneidet in seinem Betrieb Baumstämme zu Balken und Brettern. Rund 3’000 Kubikmeter pro Jahr, ausschliesslich Schweizer Holz.
Morgenthaler hat mehrere Mitarbeiter, die in verschiedenen Pensen oder auch nur aushilfsweise bei ihm tätig sind. Alles in allem sind es circa 400 Stellenprozent. Obwohl das Herzstück des Betriebs, die Säge, schon einige Betriebsstunden vorzuweisen hat, läuft sie rund. Und wenn doch einmal etwas kaputtgehe, dann könne er das meist selbst reparieren.
Auf dem Bauernhof des Götti untergebracht
Seine zwei Kühe und vier Rinder sind auf dem Bauernhof seines Götti, Hubert Müller, untergebracht, worüber Roman Morgenthaler froh ist. Denn nur so kann er seinem Hobby, der Viehzucht, frönen. Eine Leidenschaft, die er mit seiner 14-jährigen Tochter Mia teilt. Sie wird ihn auch an die heurige Gurt- und Blüemschau an der Olma begleiten, wo Morgenthaler mit Kuh Dora die Titelverteidigung antritt. Wichtig für diesen Anlass sei, dass die Kuh gut ans Halfter gewöhnt sei, so der 45-Jährige und ergänzt: «Das trainieren wir auch.»
Vor der Olma nimmt die Familie mit ihren Kühen noch an der Regionalschau teil – Morgenthaler ist Mitglied der Braunviehzuchtgenossenschaft Schötz.
Nicht nur hübsch anzusehen, auch leistungsfähig
Kuh Dora hat vier weibliche Nachkommen. «Das erste Kalb war auch ein Blüem», erzählt der Besitzer. Das aus einer Paarung mit einem Brown-Swiss-Stier. Danach besamte der Viehzüchter Dora zweimal mit einem Blüem-Stier, doch sie bekam braune Kälber. Sprich, weder der Stier noch Dora sind reinerbige Blüem-Tiere.
Früher hiess es oft, Blüem seien zwar schöne, aber nicht leistungsfähige Tiere. Von diesen Vorurteilen hat sich der Braunvieh-Farbschlag mittlerweile befreit. Auch das Beispiel von Kuh Dora zeigt, dass Blüem-Kühe ihrer Rasse entsprechend leistungsfähig sind. Ihre dritte Laktation schloss sie mit knapp 7’000 Kilo Milch ab, und in die vierte Laktation ist sie ist mit 38 Kilo Tagesmilch gestartet.