Wenn Tiere aus ihrer Weide ausbrechen, ist der Ärger und das Risiko für Folgeereignisse gross. Wer funktionsfähige, stabile Zäune baut und unterhält, tut viel für die Sicherheit seiner Tiere und von Dritten und verhindert die finanziellen und rechtlichen Folgen eines Ausbruchs.
Das Ausbrechen aus einer Weide wird zur Gefahr für die Tiere, aber auch für Dritte. «In ihrem ungewohnten Freiheitsrausch rennen Schafe auf Bahngeleise, verirren Rinder sich in Einkaufszentren und galoppieren Pferde durch den Feierabendverkehr», schreibt die Beratungsstelle für Unfallverhütung in der Landwirtschaft (BUL).
Anforderungen
Die BUL macht deshalb auf die Wichtigkeit von Zäunen aufmerksam. Ein guter, sicherer Zaun habe eine Mehrfachfunktion: Er hält die Weidetiere auf der vorgegebenen Fläche und hindert sie am Entlaufen und er schützt sie vor ungewollten Eindringlingen wie Menschen, Hunden oder Wildtieren. Gewisse Zäune sollen die Weidetiere zudem auch vor biologischen Risiken schützen – etwa der Ansteckung mit Krankheiten durch andere (Wild-)Tiere.
In seiner Ausführung darf der Zaun aber weder die geweideten Tiere, Wildtiere noch Menschen gefährden. Dies gilt insbesondere für Zäune auf offiziell signalisierten Wanderwegen oder Mountainbike-Routen, die auch durch Drittpersonen gefahrlos bedient werden müssen.
Für Schaden haftbar
Ob Kuh, Hund oder Hamster: Wer Tiere hält, ist automatisch auf für deren Schäden an Anderen haftbar. Präzisiert wird dies im OR, Art. 56 folgendermassen: «Für den von einem Tier angerichteten Schaden haftet, wer dasselbe hält, wenn er nicht nachweist, dass er alle nach den Umständen gebotene Sorgfalt in der Verwahrung und Beaufsichtigung angewendet habe, oder dass der Schaden auch bei Anwendung dieser Sorgfalt eingetreten wäre».
Konkret bedeutet dies gemäss BUL, dass im Schadenfall bei einem Weideausbruch beurteilt wird, ob diese Sorgfaltspflicht mit dem vorhandenen Zaun erfüllt wurde. In der Praxis bedeutet dies Fragen wie «Wurden die umliegenden Risiken berücksichtigt – beispielsweise eine Bahnlinie oder eine Hauptstrasse?» oder «Entsprach der Zaun in Ausführung und Dimension den Anforderungen an die geweideten Tiere?»
Risikofaktoren berücksichtigen
Grundsätzlich gilt: je höher das Risiko, desto höher sind die Anforderungen an einen Aussenzaun. Erhöhte Risiken finden sich beispielsweise bei Weiden im Siedlungsgebiet, neben Sportanlagen oder Spielplätzen, entlang eines vielbegangenen Spazierwegs, an stark befahrenen Strassen oder Bahnlinien sowie bei Weiden mit Zugängen durch offizielle Wanderwege oder Mountainbike-Routen.
«Bei der Beurteilung der Risiken und dem anschliessenden Umsetzen von Massnahmen muss das Ziel immer sein, die Wahrscheinlichkeit und/oder die Schwere eines Ereignisses zu minimieren», hält die BUL fest. Ein richtig dimensionierter und funktionierender Zaun aus stabilen Materialien habe eine höhere Hütesicherheit als ein einfacher, mehrfach verknoteter Billig-Litzen«zaun» und senke damit die Wahrscheinlichkeit eines Ausbruchs.
Merkblatt Zaunkontrolle
Mit dem Beginn der Vegetations- und Weidezeit steht die Zaunkontrolle an. Damit Zäune ihre Hütefunktion erfüllen sowie unerwünschte Eindringlinge fernhalten, müssen sie gut eingerichtet, unterhalten und regelmässig auf ihre Funktion überprüft werden. In Ausführung und Dimensionen muss der Zaun immer den gehaltenen Tieren angepasst sein.
Empfehlungen beachten
Hersteller von Zaunmaterialien geben konkrete Empfehlungen ab, wie Zäune für verschiedene Tiergruppen in Dimension und Ausführung aussehen sollen. Zudem müssen beim Erstellen von Zäunen teilweise auch kommunale oder kantonale Weisungen beachtet werden.
Neben der sorgfältigen Erstellung erfordert ein sicherer Zaun auch regelmässige Funktionskontrollen mit einem Zaunprüfer und Unterhalt wie Ausmähen, Reparaturen, usw. Mit einer Notiz in der Agenda, Feldkalender oder in einer Notizen-App können Messungen/Massnahmen aus den Zaunkontrollen festgehalten werden.
Was tun im Notfall?
Wenn die ausgebrochene Rinderherde in Richtung Bahngleis rennt oder die Ziegen die Gemüseauslage im nächsten Volg besuchen, ist schnelles Handeln erforderlich. Wer ein Notfallkonzept hat, ist für den Fall der Fälle besser gerüstet.
Beim Ausbruch von Tieren sollen gemäss BUL folgende Punkte beachtet werden:
- Muss bei Ausbrüchen auf Verkehrsachsen die Polizei zur Unterstützung alarmiert werden?
- Wenn Bahnlinien betroffen sind, muss die Polizei alarmiert werden
- Wer ist geeignet für die Hilfe beim Einfangen/Eintreiben? (Telefonnummern abspeichern)
- In welche Richtungen kann eine ausgebrochene Herde gelenkt und wo kann sie gefangen werden?
- Sind Hilfsmittel zum Absperren, Sichern und Einfangen verfügbar, z. B. Viehanhänger?
- Haftpflichtversicherung informieren