In einer Studie hat ein Forscherteam herausgefunden, dass extreme Hitze die Milchleistung um bis zu 10% pro Kuh und Tag reduzieren kann.
Patrik Walde
Außerdem können die physiologischen Nachwirkungen von feucht-heißem Wetter mehr als 10 Tage anhalten. Das zeigt eine neue Studie, die von einem Forscherteam der Harris School of Public Policy in Chicago und der Universität Tel Aviv durchgeführt wurde.
130’000 Kühe
Die Wissenschaftler stellten ausserdem fest, dass selbst die fortschrittlichsten und am besten ausgestatteten Milchviehbetriebe bislang Anpassungsstrategien einsetzen, die dem Klimawandel möglicherweise nicht gerecht werden.
Das Forscherteam wählte als Untersuchungsregion Israel und sein fortschrittliches Milchproduktionssystem. Für ihre Studie analysierten sie lokale Wetterdaten, um die Auswirkungen der dort meist feuchten Hitze auf rund 130’000 israelische Milchkühe über einen Zeitraum von zwölf Jahren zu messen. Anschliessend wurden mehr als 300 Milchbauern befragt, um zu ermitteln, wie sehr die verwendeten Belüftungs- und Sprühsysteme bei der Kühlung geholfen haben.
Den Forschern zufolge hatten fast alle der befragten Betriebe Kühltechnologien in Einsatz. Je heisser es wurde, desto weniger wirkte dabei die Kühlung. Bei 24 °C Stalltemperatur konnten beispielsweise nur noch 40% der Verluste durch Kühlung kompensiert werden. Dennoch vertreten die Forscher die Ansicht, dass es sich für die Landwirte lohnt, Kühlgeräte zu installieren. Innerhalb von rund anderthalb Jahren könnte sich die Investition in Kühltechnologien amortisieren.
Auch mit Abkühlung Verluste
Anhand der gewonnenen Daten rechneten die Forscher hoch, wie sich der Klimawandel bis Mitte des Jahrhunderts weltweit auf die Milchproduktion auswirken könnte und welche Länder am meisten von der Anpassung profitieren. Festgestellt wird, dass die durchschnittliche tägliche Milchproduktion in den Top 10 der milchproduzierenden Länder ohne Kühlung um 4% sinken könnte.
Allerdings sind die jeweiligen Länder unterschiedlich stark betroffen. Drei der fünf grössten Produzenten - Indien, Pakistan und Brasilien - hätten grössere Verluste als Israel, nämlich zwischen 3,5% und 4% pro Kuh und Tag. Umgekehrt wären dies auch die Länder, die am meisten von der Kühlung profitieren würden. Doch selbst bei Abkühlung würden die fünf grössten Produzenten – darunter die USA und China – laut den Simulationen immer noch Verluste zwischen 1,5% und 2,7% verzeichnen.