Das Präfix Londaly ist in der KB-Stieren-Hitparade präsenter als je zuvor. Die Züchterfamilien Gobet und Vallélian aus La Tourde-Trême FR gehören zu den aktuell erfolgreichsten Stierenzüchtern der Schweiz. Londaly Jasper ist aktuell der meisteingesetzte Red-Holstein-Stier bei Swissgenetics, Londaly Belmondo belegt Platz 3.
Ein aussergewöhnlicher Erfolg. Bemerkenswert ist dieser Erfolg insbesondere auch, weil die beiden begehrten Stiere aus einer eigenen Kuhfamilie gezüchtet und nicht aus Embryotransfer geboren wurden. Damit nicht genug: Die Züchterprofis sind Holsteinmeisterzüchter 2025.
Überragende Londaly Rustler Bobine
«Über die Hälfte unserer Tiere geht auf Londaly Rustler Bobine EX92 zurück», erzählt Xavier Vallélian, der im Nebenjob als Einstufer bei der Linear AG unterwegs ist. Sein Vater Pascal Vallélian ergänzt: «Die 2006 geborene Bobine, die heute neun Zuchtsterne hat, war ausserdem unsere erste Kuh mit dem Präfix Londaly, vorhin züchteten wir mit dem Präfix Vallonge.» Es war der Zeitpunkt, als Vallélians mit Jean-Noël Gobet (er konnte an diesem Gespräch nicht dabei sein), der aktuell in Vuadens FR rund 90 Aufzuchtrinder hält, eine Betriebsgemeinschaft eingingen. Weil für die Vergabe der Holstein-Meisterzüchtertitel 16 Referenzjahre ab 1. Januar 2006 massgebend sind, hätte Londaly kein Jahr früher den Titel holen können.
Das Zuhause der Familie Vallélian in La Tour-de-Trême FR.
Adrian Haldimann
«Die Auszeichnung freut uns umso mehr und motiviert uns dranzubleiben», sagen Vater und Sohn Vallélian übereinstimmend. Ihre schönsten Tiere stellen sie seit Jahren gerne im Espace Gruyère in Bulle FR, das vor ihrer Haustür liegt, an der Expo Bulle, der Junior Bulle Expo oder der Expo Gruyère, mit Erfolg aus. Zurück zu den beiden KB-Stieren Jasper und Belmondo. Beide gehen auf Bobine zurück. Das Pedigree etwa von Jasper lässt jedes Züchterherz höherschlagen: Spirit × Londaly Crown Jelena VG87 (1. Lakt.) × Londaly Akyol Jenna EX-90 × Londaly Armani Lovely EX95 × Londaly Jonathan Jenn EX95 × Londaly Rustler Bobine EX92.
Mehr Milch, viele Stiere
Die Stierenzucht priorisieren die Meisterzüchter aber nicht, so machten sie keinen Embryotransfer mit Rindern – bis vor kurzem. «Das erste Rind, das wir kürzlich mit Alvin und Hufflepuff spülten, ist Londaly Rebel Jovana, eine Urgrosstochter von Lovely.» Jovana kombiniert 1381 ISET mit hohen Typ- (125) und Euternoten (126). Von 60 Rindern pro Jahr sind 20 bis 25 Stück von einem Embryo tragend. Auf rund die Hälfte der 120 Aufzuchttiere setzen sie Embryonen und haben bisher gute Trächtigkeitsraten erzielt, wenn die Rinder eine Futtermischung aus Heu und Grassilage erhalten haben. Im Sommer gehen die Jungtiere dann auf eine eigene Alp.
Zum Betrieb
Die Betriebsgemeinschaft Vallélian und Gobet bewirtschaftet insgesamt 68 ha LN (Grünland; 7 ha Maisanbau) und halten 70 Kühe (60 Kühe in Laktation) und 120 Jungvieh. Ihre Wiesenmilch (630000 kg/ Jahr), die in der Cailler-Fabrik in Broc FR verarbeitet wird, verkaufen sie an Nestlé. Den Laufstall konnten sie dank viel Eigenarbeit und noch vor dem Teuerungsschub mit rund 20000 Franken pro Grossvieheinheit kostengünstig bauen. Die Arbeit wird von den drei Betriebsleitern (Pascal und Xavier Vallélian und Jean-Noël Gobet) erledigt. Sie organisieren sich so, dass jeder Betriebsleiter jedes dritte Wochenende frei hat. hal
Beim Blick in den vierjährigen Laufstall, der so gebaut wurde, dass der natürliche Luftaustausch gefördert wird und so eine Tierhaltung ohne Ventilatoren bestens funktioniert, zeigt ein aussergewöhnliches Bild: durchwegs exterieurstarke Kühe mit Spitzeneutern. Die durchschnittliche Milchleistung konnte von 10’200 kg Milch in Anbindehaltung auf aktuell knapp 11’000 kg Milch im Laufstall gesteigert werden – dies, obschon der Anteil Erstlingskühe noch gestiegen ist und aktuell bei 45 Prozent liegt. Neben dem Robotermelken sei auch die Genetik ein Grund für die höhere Milchleistung, so Xavier Vallélian.
Eine Augenweide ist unter anderen auch Lovely, die als Zehnjährige und mit 80’000 kg Lebensleistung in ihrer siebten Laktation den jugendlichen Anschein einer dritt- oder viertlaktierenden Spitzenkuh erweckt. Genetik aus dem Stall Londaly wissen die Züchter zu schätzen. Im letzten Jahr verkauften sie 12 Stiere in den Natursprung und 40 Zuchtkühe via Händler, Auktionen und direkt an Landwirte.
Zuchtziel und Stierenwahl
«Wir streben nach der kompletten Kuh, die viel leistet, die gute Milchinhaltsstoffe hat, die fruchtbar ist und ein vorzügliches Exterieur aufweist», fasst Xavier Vallélian das Zuchtziel zusammen. Dies widerspiegelt sich in der Stierenwahl. Aktuell werden Ambrose, Alpha, Hibou PP, Lewitan, Jasper und Belmondo, aber auch ältere Stiere wie Chief oder Delta-Lambda eingesetzt.
Xavier (l.) und Pascal Vallélian werden für ihre Zuchtarbeit mit dem Titel Meisterzüchter ausgezeichnet.
Adrian Haldimann
Zum Schluss eine nicht abschliessende Herdenbilanz aus dem letzten Jahr, die das hohe Zucht- und Managementniveau bekräftigt: 10959 kg Milch, 3,90% Fett und 3,23% Eiweiss bei einer Zwischenkalbezeit von 391 Tagen, eine durchschnittliche Gesamtnote bei den erstlaktierenden Kühen von G+83 und im Schnitt die Note EX90 bei Kühen ab der dritten Laktation.
Meisterzüchter
Der Titel Meisterzüchter hat das Ziel, eine ganze Züchterkarriere zu krönen. Die Auszeichnung hat sich in der Schweizer Holsteinzucht etabliert. Der Ehrung wurde 2010 das erste Mal durchgeführt. Um den Titel zu erlangen, müssen die Betriebe aussergewöhnliche Resultate während langer Dauer aufweisen. Die Züchter wurden aufgrund des Herdennamens selektioniert.
«Sie mussten während einer 16-jährigen Periode – vom 1. Januar 2006 bis zum 31. Dezember 2021 für die Preisträger 2025 – mindestens 80 weibliche Tiere und jährlich mindestens drei weibliche Kälber im Herdebuch registrieren», schreibt Holstein Switzerland. Punkte gibt es nur für Tiere, die den Herdennamen tragen, über due besten Leistungen für Produktion und Exterieur verfügen sowie eine sehr gute Nutzungsdauer aufweisen.
Die Holstein-Meisterzüchter 2025
- Yannick und Jean-Michel Ducommun aus Corjolens (FR); Herdenname Ducofarm
- Familie Jean-Marie Fleury aus Courcelon (JU); Herdenname Fleury
- Betriebsgemeinschaft Gobet & Vallélian aus La Tour-de-Trême (FR); Herdenname Londaly
- Betriebszweiggemeinschaft Alain Urben & Kurt Bühler aus Apples (VD) mit dem Herdenname Predelachaux
- Dominik und Martin Wirth aus Mörschwil (SG); Herdename Wirth’s